Im Bann des Fluchträgers
Abwesenheit dafür sorgen, dass die Waldmenschen aus Mitteltjärg und die Stämme aus dem Norden dazugeholt werden.«
Laios’ Gesicht hatte sich verdüstert.
»Ich glaube kaum, dass wir den Badok mit ein paar Kämpfern mehr begegnen können. Wir werden den Sturm verzögern, aufhalten werden wir ihn nicht.«
Die Königin fuhr herum.
»Glaubst du, ich weiß das nicht, Laios?« Ihre Stimme klang hart, die Flüsterer am Tisch verstummten.
»Es geht mir darum, Zeit zu gewinnen! Was sollen wir sonst tun? In weniger als drei Tagen sind Badoks Krieger vor der Burg. Unsere Truppen im Wald werden sie aufhalten, aber ich denke nicht daran, auch nur einen Krieger zu viel in die Schlacht zu schicken. Doch wenn ihr drei Magier keine Möglichkeiten findet, sie aufzuhalten, dann muss ich es tun. Mit Waffengewalt.«
Laios hob besänftigend die Hand.
»Gemach, Gisae!«, sagte er.
Ravin war verwirrt, bis er begriff, dass Laios die Königin mit ihrem Vornamen angesprochen hatte. Vor wenigen Monden wäre es ihm noch erschreckend und fremd erschienen, dass jemand so vertraulich mit der Königin sprach.
»In der Burg sind wir nicht mehr sicher«, sagte sie. »Mein Vater erbaute sie für den Frieden, nachdem wir mit den Nachbarländern die Verträge abgeschlossen hatten. Ich werde die Truppen aus Tana holen und ihnen von der Gefahr berichten, die Fiorin droht. Und währenddessen haben wir noch Zeit, all die, die nicht kämpfen können, in die alte Steinburg zu bringen.«
Sie blickte zu Ravin.
»Deinen Bruder, Ravin, bringst du ebenfalls dorthin.« Sie wandte sich an die beiden Zauberer. »Atandros und Jarog! Euch bitte ich, mich ebenfalls zu begleiten. Laios wird in der Burg bleiben und mit den Räten die weiteren Maßnahmen beschließen.«
Jarog runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Majestät«, sagte er. »Ich halte es für richtig, den Truppen aus Tana entgegenzureiten. Doch es hat keinen Sinn, dass der größte Teil unseres Zirkels mitkommt. Zu zweit können wir hier in der Burg etwas ausrichten, wenn etwas geschehen sollte. Laios allein dagegen …«
»Ich pflichte ihm bei«, meldete sich Atandros mit ruhiger Stimme zu Wort. »Es genügt, wenn nur einer von uns geht.« Er lächelte Laios an, der nickte. Atandros fuhr fort. »Und da Jarog in den vergangenen Sommern mehr als genug gereist ist, schlage ich vor, dass nur ich Euch in den Wald begleite.«
E
rst auf dem Weg zu den Stallungen hatte Ravin die Möglichkeit, ein paar Worte mit Ladro zu wechseln. In den vergangenen Stunden hatte er mit dem Hauptmann und den Beratern zusammengesessen und auf Hunderte von Fragen geantwortet. Endlich, nach einer Ewigkeit, hatte er sich noch ein wenig ausruhen können, bevor Mel Amie ihn weckte.
»Es geht los, Ravin! Ladro wartet schon bei den Ställen auf uns.« Schweigend erhob er sich und ging schweren Herzens an ihrer Seite den Gang hinaus auf den Hof.
»Als du in den Wald geritten bist, haben wir uns Sorgen gemacht«, begann Mel Amie unvermittelt. Ein Vorwurf schwang in ihrer Stimme mit. »Fast die ganze Nacht haben wir dich gesucht, bis wir plötzlich auf eure Krieger stießen. Zum Glück war Darian dabei, sonst hätten sie uns wohl sofort gefangen genommen.«
Ladro stand an eine Mauer gelehnt und sah blass und übernächtigt aus. Ein Ausdruck von Trauer lag auf seinem Gesicht. Ravin schluckte, als ihm klar wurde, dass auch Ladro Amina verloren hatte. Wer weiß, dachte er, vielleicht schmerzt es ihn weit stärker als mich. Plötzlich schämte er sich noch viel mehr, als er an die Vorwürfe dachte, die er seinem Freund im Wald an den Kopf geworfen hatte.
Als Ladro ihn entdeckte, hellte sich seine düstere Miene plötzlich auf.
»Darian hatte Recht«, sagte er. »Als wir dich fluchend die halbe Nacht lang suchten, meinte er, dass wir dich spätestens
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