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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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han­delt sich um Trup­pen. Die Trup­pen von Fein­den, die wir bis­her noch nicht ein­mal kann­ten und de­ren Ab­sich­ten im Dun­keln lie­gen. Ba­doks Krie­ger grei­fen uns von Tamm aus an.« Er hol­te Luft und sah sich in der Run­de um. An­ge­spann­te Ge­sich­ter wa­ren ihm zu­ge­wandt.
    »Nun«, fuhr er fort, »se­hen wir uns ei­ner Be­dro­hung ge­gen­über, auf die un­ser fried­li­ches Land nicht im Min­des­ten vor­be­rei­tet war. Wenn es so ist, wie Dari­an und sei­ne Weg­ge­fähr­ten be­rich­ten, dann ei­len die Trup­pen, die von Tamm kom­men, als Vor­hut ei­ner sehr viel stär­ke­ren Di­vi­si­on vor­aus. Viel­leicht dient die­ser zeit­ver­setz­te Vor­stoß aus zwei ver­schie­de­nen Rich­tun­gen le­dig­lich da­zu, uns ab­zu­len­ken, so­dass wir uns an der falschen Stel­le ver­tei­di­gen und ver­ges­sen, was hin­ter un­se­rem Rücken vor­geht. Wenn dem so ist, hat­ten wir Glück, recht­zei­tig da­von zu er­fah­ren. In zwei, spä­tes­tens drei Ta­gen wird Ba­doks Heer vor Gis­lans Burg sein. Und da­mit steht fest, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt.«
    Flüs­tern ging durch den Saal, als der Krie­ger wie­der Platz nahm. Die Kö­ni­gin hat­te ernst zu­ge­hört und wand­te sich nun an Ra­vin.
    »Ra­vin, wie vie­le Schif­fe sind es?«
    »Vier große Schif­fe. Sie brin­gen Feu­ernym­phen mit.«
    Die Kö­ni­gin run­zel­te die Stirn. Atandros wech­sel­te einen be­sorg­ten Blick mit Jarog.
    »Feu­ernym­phen?«, frag­te er. »Bist du si­cher? Ich ha­be noch nie ge­hört, dass Nym­phen im Krieg ge­gen Men­schen kämp­fen.«
    »Ei­ne Nym­phe sag­te mir, dass sie einen Herrn ha­ben, dem sie ge­hor­chen.«
    Doch Jarog schüt­tel­te den Kopf.
    »Ich ken­ne kei­nen Zau­ber, der ei­ne Feu­ernym­phe da­zu brin­gen könn­te, ei­nem Herrn zu ge­hor­chen und so­gar ih­re Ber­ge zu ver­las­sen. Ge­schwei­ge denn auf Schif­fen über Was­ser zu fah­ren! Täuschst du dich nicht?«
    Ra­vin fun­kel­te den Zau­be­rer an und woll­te ihm ge­ra­de ant­wor­ten, als Lai­os sei­ne Hand auf Jarogs Arm leg­te.
    »Ra­vin hat mit ei­ner Feu­ernym­phe ge­spro­chen«, lenk­te er ein. »Und fest­steht, dass die Wald­brän­de bei Tamm kei­ne na­tür­li­che Ur­sa­che ha­ben. Folg­lich sind auch Feu­ernym­phen in Ba­doks Heer. Ob er auch in der La­ge ist, sie über das Was­ser zu brin­gen, nun, das wird sich in spä­tes­tens zwei Ta­gen zei­gen.«
    Mit ei­ner un­ge­dul­di­gen Ges­te ge­bot die Kö­ni­gin dem Ge­mur­mel Ein­halt, das sich so­fort im Saal er­ho­ben hat­te, und wand­te sich wie­der an Ra­vin und die an­de­ren.
    »Wie vie­le Rei­ter, schätzt ihr, ka­men aus Dan­tar zur Gal­na­gar-Bucht?«
    »Tau­send et­wa«, sag­te Mel Amie. »Wenn man nur die Hor­jun zählt.«
    »Wer sind die Hor­jun?«, mel­de­te sich ei­ne al­te Frau aus dem Zir­kel der Rä­te zu Wort.
    »Es sind Ba­doks Krie­ger. Leu­te, die er zum großen Teil aus den Dör­fern in Ska­ris ein­ge­zo­gen hat. Sie wur­den in kur­z­er Zeit im Reit- und Schwert­kampf aus­ge­bil­det und rei­ten mit den Er­lo­sche­nen.«
    »Den schwar­zen Krie­gern«, schloss die Kö­ni­gin. »Wie vie­le gibt es da­von?«
    Mel Amie hob die Schul­tern.
    »Das konn­ten wir nicht be­ob­ach­ten. Es kön­nen Tau­sen­de sein – oder nur we­ni­ge hun­dert. Im Krieg ste­hen sie den Hor­jun zur Sei­te. Ich ha­be Kämp­fe er­lebt, da wa­ren sie so­gar in der Über­zahl. Doch wir wis­sen nur, dass Dio­len sie aus dem Land Run ge­ru­fen hat.«
    »Und die­ses Land Run – hat es je wirk­lich exis­tiert?«
    »Ihr meint, ob es ein Mär­chen ist wie das von der He­xe im be­sieg­ten Land?«
    Mel Amie lach­te. »Nein. Es ist das Land der ge­fal­le­nen Krie­ger. Ich selbst wer­de dort­hin ge­hen, wenn ich die lich­te Gren­ze über­schrei­te. Doch was die Krie­ger be­wo­gen hat, hier­her zu­rück­zu­keh­ren und blind auf Ge­heiß ei­nes Wahn­sin­ni­gen zu han­deln, ver­ste­he ich nicht. Hier muss ein Zau­ber wir­ken, der mäch­ti­ger ist als der Sog der lich­ten Gren­ze.«
    Ei­ne Wei­le herrsch­te Stil­le im Saal. Die Rä­te steck­ten die Köp­fe zu­sam­men und flüs­ter­ten.
    »Da­mit be­stä­tigt sich mei­ne Ver­mu­tung«, mel­de­te sich Haupt­mann Ljann wie­der zu Wort.

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