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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ste­hen und sah sich um. Auf Ra­vin ver­harr­te ihr Blick nur kurz, er war nicht si­cher, ob sie ihn über­haupt er­kann­te. Dann ent­deck­te sie die Pfer­de, und Dari­an, Ra­vin und das Feu­er wa­ren ver­ges­sen. Bei Don­do­lo blieb sie ste­hen, strich er­staunt über die lan­ge Mäh­ne, die im Feu­er­schein schim­mer­te.
    »Dari­an«, flüs­ter­te Ra­vin. »Was ist mit ihr los? Sie sieht so … ver­rückt aus. Die­se Au­gen!«
    »Ra­vin, sie ist ver­rückt. Und sie hat große Angst.«
    »Wo­vor?«
    Dari­an zuck­te die Schul­tern.
    »Wir wer­den auf sie auf­pas­sen müs­sen.«
    »Du willst sie mit­neh­men?«
    »Sieh sie dir doch an! Wir kön­nen sie nicht hier las­sen. Sie scheint al­lein zu sein. Ich ver­mu­te, sie hat ihr La­ger ver­lo­ren oder wur­de ver­sto­ßen.«
    »Wald­men­schen ver­sto­ßen ein­an­der nicht!«
    »Und wenn sie kein Wald­mensch ist?«
    »Sie sieht aus wie ei­ner. Hat sie dir ge­sagt, wie sie heißt?«
    Dari­an schüt­tel­te den Kopf.
    »Kann sie über­haupt spre­chen?«, bohr­te Ra­vin wei­ter. Dari­an zuck­te die Schul­tern. Ein Wind­stoß fach­te das Feu­er an und ließ sein Ge­sicht ge­spens­tisch rot auf­leuch­ten.
    Am nächs­ten Mor­gen war das Mäd­chen fort und Don­do­lo auch. Zu­min­dest war dies Ra­vins ers­te Ver­mu­tung, als er sich auf sei­nem La­ger auf­rich­te­te, den Tau aus dem Haar schüt­tel­te und um sich blick­te. Er be­ru­hig­te sich, dass Don­do, soll­te sie ihn weg­ge­führt ha­ben, im­mer wie­der den Weg zu­rück fin­den wür­de. Trotz­dem war er ver­stimmt und hat­te ein un­gu­tes Ge­fühl. Er stand auf und ging zum Bach um sein Mes­ser zu su­chen, das ir­gend­wo im fla­chen Bach­lauf auf den Kie­seln lie­gen muss­te.
    Das Mäd­chen stand ne­ben Don­do­lo am Bach und be­ob­ach­te­te, wie er mit dem Vor­der­huf im Was­ser wühl­te und die dün­ne Eis­schicht zer­brach. Es schi­en über die Be­geis­te­rung, die das Re­gen­bo­gen­pferd für das Was­ser heg­te, er­staunt zu sein. Ra­vins mul­mi­ges Ge­fühl, das er beim Auf­wa­chen ver­spürt hat­te, zog sich bei die­sem An­blick tief in einen Win­kel sei­ner See­le zu­rück.
    »Gu­ten Mor­gen«, sag­te er freund­lich zu der Frem­den. Sie wir­bel­te her­um.
    »Ge­fällt dir Don­do?«
    Wie­der fla­cker­te die Furcht in ih­ren Au­gen auf. Zu­min­dest schi­en sie sich dar­an zu er­in­nern, wer er war. Er be­merk­te, wie sie ihn mit ih­ren Bli­cken ab­tas­te­te, of­fen­sicht­lich auf der Su­che nach dem Mes­ser.
    »Kei­ne Angst! Das Mes­ser hast du mir ges­tern selbst aus der Hand ge­schla­gen, weißt du nicht mehr?«
    Er streck­te die Hän­de aus, da­mit sie se­hen konn­te, dass sie leer wa­ren. Vor­sich­tig wa­te­te er in das kris­tall­kal­te Was­ser und mach­te die Freund­schafts­ges­te der Wald­men­schen.
    »Ich will dir nichts tun«, sag­te er sanft. Of­fen­sicht­lich er­kann­te sie die Ges­te, denn sie ent­spann­te sich et­was. Ra­vin deu­te­te auf Don­do, der ein Stück den Fluss hin­un­ter stand und nun sein Maul tief ins Was­ser senk­te. Auf Ra­vins Ruf hin hob er den Kopf. Eis­per­len hin­gen an den Haa­ren um sein Maul. Ra­vin lief am Ufer ent­lang um ihn zu ho­len. Ver­stoh­len such­te er da­bei das Was­ser nach sei­nem Mes­ser ab. Es muss­te ge­nau an der seich­ten Stel­le ge­lan­det sein, die er durch­wa­te­te, doch er konn­te es nir­gend­wo ent­de­cken. Er be­merk­te den miss­traui­schen Blick des Mäd­chens und be­fand, es sei kei­ne gu­te Idee, wei­ter da­nach zu su­chen. Be­vor sie auf­bra­chen, wür­de er noch ein­mal al­lein zum Bach ge­hen. Al­so griff er in Don­dos Mäh­ne. Wi­der­wil­lig ver­ließ Don­do­lo das Was­ser. Die Frem­de kam nä­her und strich dem Pferd die Stirn­fran­sen glatt.
    »Don­do ge­fällt dir, nicht wahr?«, nahm Ra­vin sein ein­sei­ti­ges Ge­spräch wie­der auf. »Don­do. Kannst du das sa­gen?«
    Sie ant­wor­te­te nicht.
    »Don­do­lo«, wie­der­hol­te Ra­vin.
    Sie deu­te­te auf das Pferd und nick­te. Sie ver­stand! Ra­vin lä­chel­te über­rascht und zeig­te in Rich­tung des La­gers. Sie nick­te wie­der und er dreh­te sich um und ging vor­aus. Auf hal­b­em Weg schau­te er sich um und sah, wie sie ihm, die Hand in Don­dos Mäh­ne,

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