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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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spü­ren. Schmerz­haft gell­ten die Echos der Hall­ge­spens­ter in sei­nen Oh­ren. Sel­la lag im­mer noch in tie­fem Schlaf und hör­te nichts. Vor ihr stand Dari­an – eben­falls ein Schwert an der Keh­le. Ra­vin be­merk­te, wie er sei­ne Hand los­mach­te um Sel­la mit ei­ner Be­rüh­rung zu we­cken.
    »Fass sie nicht an!«, fauch­te das wil­de Mäd­chen.
    Sein Be­wa­cher dreh­te ihm den Arm auf den Rücken, so­dass er auf­stöhn­te.
    »Ihr seid Ba­dok, ja?«, frag­te der Krie­ger.
    »Die Ba­dok ha­ben Sel­la ge­tö­tet!«, jam­mer­te das Mäd­chen mit ei­ner Stim­me, die Ra­vin durch Mark und Bein ging. »Bringt sie um!«
    Schwer­ter blitz­ten im Mond­licht. Ra­vin krampf­te die Hand um die Schleu­der. In die­sem Mo­ment er­wach­te Sel­la. Schlaf­trun­ken rich­te­te sie sich auf und blick­te ver­wirrt auf die Sze­ne auf der Lich­tung. Einen Wim­pern­schlag spä­ter war sie auf den Bei­nen und stürz­te zu Dari­an. Oh­ne zu zö­gern be­frei­te sie ihn ein­fach aus dem Griff der bei­den Män­ner, die ihn er­staunt frei­ga­ben. Dann dreh­te sie sich zu dem al­ten Krie­ger um und mach­te ei­ne Ges­te.
    »Sel­la sagt, dass sie Freun­de sind«, er­klär­te er. »Zu­min­dest der da.«
    »Ich ge­hö­re zu ihm«, ver­si­cher­te Ra­vin schnell.
    Lang­sam, viel zu lang­sam, ent­fern­te sich das Schwert und ver­schwand mit ei­nem schlei­fen­den Ge­räusch in ei­ner Le­der­hül­se am Gür­tel des Krie­gers.
    »Nehmt sie mit!«, rief er. »Ins La­ger!«
    Die jun­ge Frau rann­te zu Sel­la und um­arm­te sie. Im Mond­licht konn­te Ra­vin er­ken­nen, dass ihr Haar un­ge­bän­digt lang und schwarz war. End­lo­se Er­leich­te­rung zeich­ne­te sich auf ih­rem Ge­sicht ab.
    »Trö­del nicht her­um, wir müs­sen los«, sag­te ei­ner der Krie­ger.
    Die Frau nick­te und lach­te.
    »Das weiß ich selbst, du Holz­klotz!«
    Sie drück­te Sel­la noch ein­mal an sich, küss­te sie auf die Wan­ge und lief auf Ra­vin zu. Er er­kann­te, dass sie tief­blaue Au­gen hat­te, die in ih­rem herz­för­mi­gen Ge­sicht groß und strah­lend wirk­ten.
    Be­vor sie auf­stie­gen, be­stand das Mäd­chen dar­auf, ih­nen die Au­gen zu ver­bin­den. Ra­vin tas­te­te nach dem Sat­tel­rie­men und zog sich hin­auf. Je­mand führ­te Va­ju, was ihr nicht ge­fiel. Un­wil­lig schüt­tel­te sie den Kopf, doch als Ra­vin ihr durch die Mäh­ne fuhr, be­ru­hig­te sie sich rasch und schritt samt­weich und wo­gend aus. Rechts hin­ter ihm un­ter­hielt sich Dari­an mit ei­nem der Krie­ger. Ra­vin über­leg­te, was ihn an die­sen Ge­räuschen so ir­ri­tier­te, bis er dar­auf kam, dass er nur die Schrit­te von Va­ju und Don­do hör­te, an­de­re Schrit­te wa­ren nicht zu ver­neh­men – we­der von Men­schen noch von Tie­ren. Er ver­such­te sich dar­an zu er­in­nern, ob er Pfer­de ge­se­hen hat­te. Auf der Lich­tung hat­te er kein ein­zi­ges ent­deckt und of­fen­sicht­lich wa­ren die Krie­ger so lei­se zu Fuß, dass sie sich oh­ne einen Laut durch den Wald be­weg­ten. Er zuck­te zu­sam­men, als er die Stim­me des al­ten Krie­gers dicht ne­ben sich hör­te.
    »Glaubt nicht, dass wir euch für Fein­de hal­ten.«
    Ob­wohl er ru­hig sprach, klang sei­ne Stim­me im­mer noch rau und zit­ter­te leicht, als sei er auf der Hut.
    »Wir müs­sen vor­sich­tig sein«, fuhr er lei­ser fort. »Wenn ihr Sel­las Freun­de seid, seid ihr bei uns will­kom­men.«
    »Dan­ke. Doch wer seid ihr?«
    »Al­les ist vol­ler Hall­ge­spens­ter«, flüs­ter­te der Krie­ger. »War­tet, bis wir im La­ger sind. Ich bin ge­spannt, wo ihr Sel­la ge­fun­den habt. Wir fürch­te­ten, sie sei tot oder – schlim­mer noch – den Ba­dok in die Hän­de ge­fal­len!«
    Ei­ne kur­ze Pau­se folg­te. Ra­vin stell­te sich vor, wie der al­te Krie­ger auf­merk­sam lausch­te. Man hör­te Knacken und ein fer­nes Mur­meln von Hall­ge­spens­tern. Ra­vin frös­tel­te.
    »Wir müs­sen uns be­ei­len«, sag­te je­mand rechts von ihm. Die Stim­me des al­ten Krie­gers klang wie­der hart und an­ge­spannt, als er sich an Ra­vin wand­te.
    »Könnt ihr mit ver­bun­de­nen Au­gen rei­ten? Ich wür­de euch die Au­gen­bin­de ab­neh­men, doch ich fürch­te nicht um un­se­re Si­cher­heit, son­dern um

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