Im Bann des Fluchträgers
dem Tjärgwald.«
»Und ich bin Darian Danalonn«, ergänzte Darian mit einer schwungvollen Verbeugung und lächelte. »Ebenfalls aus Tjärg. Ich bin Ravins Freund und Reisebegleiter.«
»Ihr seid Waldmenschen?«
»Ravin ja, ich allerdings bin Zauberer – oder werde jedenfalls eines Tages einer sein.«
»Ich bin Amina«, sagte sie knapp. »Einfach Amina. Ich gehöre zu Jerriks Clan. Das ist der Krieger, den ihr gesehen habt. Er will sich gleich mit euch unterhalten. Ich hatte vor, eure Pferde zu den anderen zu bringen – falls Ravin va Lagar bereit ist, mir seine wertvolle Stute noch einmal anzuvertrauen.«
Ravin gefiel der Spott in ihren Worten nicht. Ihre Augen blitzten. Er errötete, dann reichte er ihr die Zügel.
»Warum nicht«, erwiderte er. »Wo sind denn die anderen Pferde?«
Sie lachte und deutete zu den dunklen Bäumen. Ravin kniff die Augen zusammen, doch erkennen konnte er nichts. Nun blickte Amina ihn erstaunt an.
»Seht ihr sie nicht? Sie stehen bei den Weiden!«
Sie deutete zu drei großen Bäumen mit schwarzbraun gesprenkelter Rinde. Ravin und Darian starrten noch angestrengter auf die Stelle. Und plötzlich wurde die Rinde im Schein eines Lagerfeuers flüssig. Das fleckige Muster der Borke verschob sich – und ein kleines Pferd löste sich wie ein lebendes Bild vom dunklen Hintergrund und trottete ein paar Schritte am Waldrand entlang. Darian stieß einen leisen Ruf des Erstaunens aus. Das Pferd senkte den Kopf um zu grasen, blieb stehen – und verschmolz mit dem Hintergrund.
»Es ist wieder weg!«, flüsterte Darian.
Amina lachte.
»Soll das heißen, ihr habt noch nie ein Banty gesehen? Reitet ihr in eurem Wald nur auf Tjärgpferden?«
»Nein«, antwortete Ravin. »Wir haben Ponys. Aber solche Pferde habe ich noch nie gesehen.«
»Kein Wunder«, meinte Darian. »Man sieht sie schließlich nicht.«
»Kommt mit und schaut sie euch aus der Nähe an.«
Sie folgten Amina, die mit Vaju und Dondo zum Waldrand hinüberging. Dondo tänzelte und drängte vorwärts, als der kühle Hauch des Flusses zu ihm herüberwehte. Als sie den Waldrand erreichten, standen sie plötzlich in einer Gruppe Bantys. Neugierig scharten sich die Pferde um die Neuankömmlinge, schnupperten mit ihren schwarzen Nüstern an Ravins Taschen, legten die Ohren an und schnaubten. Feingliedrig und wendig waren sie, die Beine dünn und muskulös, die Köpfe fein, mit schmalen Nasen und großen, aufmerksamen Augen. Die Mähnen standen als kurzer Borstenkamm in die Höhe, die Schweife waren kurz und struppig. Das Ungewöhnlichste war jedoch ihr Fell. Gescheckt war es und gepunktet, in den verschiedensten Grau- und Brauntönen, durchmischt mit Schwarz. Die Schecken hatten die Form von den Schatten kleiner, runder Blätter, die an einem sonnigen Tag auf Wiese und Baumstämme fielen. Das Zweite, was Ravin verwunderte: Er hörte keinen Huftritt, kein Rascheln, als sie sich bewegten.
Amina hatte amüsiert beobachtet, wie erstaunt Ravin und Darian waren. Nun nahm sie Vaju und Dondo das Zaumzeug ab. Sofort stoben die beiden Pferde in Richtung Fluss davon. Amina blickte ihnen bezaubert nach, dann drehte sie sich zu der kleinen Gruppe um. Sie drängte sich zwischen die Bantys und klatschte in die Hände.
»Los!«, rief sie – und die Pferde wirbelten ohne einen Laut herum, preschten in unglaublichem Tempo zwischen den Bäumen davon, bockten und schlugen Haken, bei denen Ravin die Luft wegblieb. Einen Moment später waren sie verschwunden wie Herbstlaub, das ein starker Windstoß davongetragen hatte. Amina lächelte.
»Mit diesen Pferden können wir uns schnell und lautlos im Wald bewegen. Und sie sind so gut wie unsichtbar, wenn sie stillhalten.«
Ravin und Darian starrten immer noch mit offenen Mündern in
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