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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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dem Tjärg­wald.«
    »Und ich bin Dari­an Dana­lonn«, er­gänz­te Dari­an mit ei­ner schwung­vol­len Ver­beu­gung und lä­chel­te. »Eben­falls aus Tjärg. Ich bin Ra­vins Freund und Rei­se­be­glei­ter.«
    »Ihr seid Wald­men­schen?«
    »Ra­vin ja, ich al­ler­dings bin Zau­be­rer – oder wer­de je­den­falls ei­nes Ta­ges ei­ner sein.«
    »Ich bin Ami­na«, sag­te sie knapp. »Ein­fach Ami­na. Ich ge­hö­re zu Jer­riks Clan. Das ist der Krie­ger, den ihr ge­se­hen habt. Er will sich gleich mit euch un­ter­hal­ten. Ich hat­te vor, eu­re Pfer­de zu den an­de­ren zu brin­gen – falls Ra­vin va La­gar be­reit ist, mir sei­ne wert­vol­le Stu­te noch ein­mal an­zu­ver­trau­en.«
    Ra­vin ge­fiel der Spott in ih­ren Wor­ten nicht. Ih­re Au­gen blitz­ten. Er er­rö­te­te, dann reich­te er ihr die Zü­gel.
    »Warum nicht«, er­wi­der­te er. »Wo sind denn die an­de­ren Pfer­de?«
    Sie lach­te und deu­te­te zu den dunklen Bäu­men. Ra­vin kniff die Au­gen zu­sam­men, doch er­ken­nen konn­te er nichts. Nun blick­te Ami­na ihn er­staunt an.
    »Seht ihr sie nicht? Sie ste­hen bei den Wei­den!«
    Sie deu­te­te zu drei großen Bäu­men mit schwarz­braun ge­spren­kel­ter Rin­de. Ra­vin und Dari­an starr­ten noch an­ge­streng­ter auf die Stel­le. Und plötz­lich wur­de die Rin­de im Schein ei­nes La­ger­feu­ers flüs­sig. Das fle­cki­ge Mus­ter der Bor­ke ver­schob sich – und ein klei­nes Pferd lös­te sich wie ein le­ben­des Bild vom dunklen Hin­ter­grund und trot­te­te ein paar Schrit­te am Wald­rand ent­lang. Dari­an stieß einen lei­sen Ruf des Er­stau­nens aus. Das Pferd senk­te den Kopf um zu gra­sen, blieb ste­hen – und ver­schmolz mit dem Hin­ter­grund.
    »Es ist wie­der weg!«, flüs­ter­te Dari­an.
    Ami­na lach­te.
    »Soll das hei­ßen, ihr habt noch nie ein Ban­ty ge­se­hen? Rei­tet ihr in eu­rem Wald nur auf Tjärg­pfer­den?«
    »Nein«, ant­wor­te­te Ra­vin. »Wir ha­ben Po­nys. Aber sol­che Pfer­de ha­be ich noch nie ge­se­hen.«
    »Kein Wun­der«, mein­te Dari­an. »Man sieht sie schließ­lich nicht.«
    »Kommt mit und schaut sie euch aus der Nä­he an.«
    Sie folg­ten Ami­na, die mit Va­ju und Don­do zum Wald­rand hin­über­ging. Don­do tän­zel­te und dräng­te vor­wärts, als der küh­le Hauch des Flus­ses zu ihm her­über­weh­te. Als sie den Wald­rand er­reich­ten, stan­den sie plötz­lich in ei­ner Grup­pe Ban­tys. Neu­gie­rig schar­ten sich die Pfer­de um die Neu­an­kömm­lin­ge, schnup­per­ten mit ih­ren schwar­zen Nüs­tern an Ra­vins Ta­schen, leg­ten die Oh­ren an und schnaub­ten. Fein­glied­rig und wen­dig wa­ren sie, die Bei­ne dünn und mus­ku­lös, die Köp­fe fein, mit schma­len Na­sen und großen, auf­merk­sa­men Au­gen. Die Mäh­nen stan­den als kur­z­er Bors­ten­kamm in die Hö­he, die Schwei­fe wa­ren kurz und strup­pig. Das Un­ge­wöhn­lichs­te war je­doch ihr Fell. Ge­scheckt war es und ge­punk­tet, in den ver­schie­dens­ten Grau- und Braun­tö­nen, durch­mischt mit Schwarz. Die Sche­cken hat­ten die Form von den Schat­ten klei­ner, runder Blät­ter, die an ei­nem son­ni­gen Tag auf Wie­se und Baum­stäm­me fie­len. Das Zwei­te, was Ra­vin ver­wun­der­te: Er hör­te kei­nen Huf­tritt, kein Ra­scheln, als sie sich be­weg­ten.
    Ami­na hat­te amü­siert be­ob­ach­tet, wie er­staunt Ra­vin und Dari­an wa­ren. Nun nahm sie Va­ju und Don­do das Zaum­zeug ab. So­fort sto­ben die bei­den Pfer­de in Rich­tung Fluss da­von. Ami­na blick­te ih­nen be­zau­bert nach, dann dreh­te sie sich zu der klei­nen Grup­pe um. Sie dräng­te sich zwi­schen die Ban­tys und klatsch­te in die Hän­de.
    »Los!«, rief sie – und die Pfer­de wir­bel­ten oh­ne einen Laut her­um, presch­ten in un­glaub­li­chem Tem­po zwi­schen den Bäu­men da­von, bock­ten und schlu­gen Ha­ken, bei de­nen Ra­vin die Luft weg­b­lieb. Einen Mo­ment spä­ter wa­ren sie ver­schwun­den wie Herbst­laub, das ein star­ker Wind­stoß da­von­ge­tra­gen hat­te. Ami­na lä­chel­te.
    »Mit die­sen Pfer­den kön­nen wir uns schnell und laut­los im Wald be­we­gen. Und sie sind so gut wie un­sicht­bar, wenn sie still­hal­ten.«
    Ra­vin und Dari­an starr­ten im­mer noch mit of­fe­nen Mün­dern in

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