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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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den Wald.
    »Wo sind sie jetzt?«
    »Wahr­schein­lich schon beim Fluss. Und jetzt kommt zum Feu­er.«
    An den meis­ten Feu­er­stel­len wa­ren die Feu­er schon so weit her­un­ter­ge­brannt, dass sie nur noch glüh­ten. Beim größ­ten Zelt schar­ten sich die Men­schen um Sel­la, un­zäh­li­ge Ar­me um­fin­gen sie. Von den Frem­den nah­men die meis­ten La­ger­be­woh­ner kaum No­tiz. Ra­vin war froh, dass sie sich un­be­merkt im La­ger um­schau­en konn­ten. Ihm fiel auf, dass er kei­ne Kin­der sah. Viel­leicht schlie­fen sie in den nied­ri­gen Zel­ten am Rand der Lich­tung. Sie über­quer­ten die Wie­se und nä­her­ten sich dem größ­ten Feu­er, an dem Jer­rik und ei­ni­ge Krie­ger sie be­reits er­war­te­ten. Ih­re über­großen Schat­ten tanz­ten auf der kah­len Fels­wand. Ei­ni­ge der Krie­ger, die fried­lich am Feu­er sa­ßen, hat­ten vor­her mit ge­zück­ten Schwer­tern auf der Lich­tung ge­stan­den. Sie war­te­ten schwei­gend, bis die Neu­an­kömm­lin­ge sich nie­der­ge­las­sen hat­ten. Ra­vin fiel ein jun­ger Mann auf, kaum äl­ter als er, mit schwar­zem Haar und ei­nem wa­chen Blick. Sei­ne Lip­pen wa­ren schön ge­formt und en­de­ten in ei­nem klei­nen Auf­wärts­schwung, so­dass es aus­sah, als wür­de er stän­dig ein we­nig spöt­tisch lä­cheln. Doch sei­ne erns­ten Au­gen straf­ten die­ses Lä­cheln Lü­gen. Ra­vin be­merk­te den ra­schen Blick, den er mit Ami­na wech­sel­te, als sie sich ne­ben ihm am Feu­er nie­der­ließ. Of­fen­sicht­lich kann­ten sie sich sehr gut.
    Der al­te Krie­ger saß Ra­vin ge­gen­über. Im Feu­er­schein wirk­te sein von Fal­ten zer­klüf­te­tes Ge­sicht noch här­ter als im Mond­licht. Sein Mund war schmal, kaum mehr als ein Strich. Er lä­chel­te Ra­vin und Dari­an zu, doch sei­ne Au­gen blie­ben ernst.
    »Mö­ge Elis euch als Gäs­te be­grü­ßen!«, sag­te er fei­er­lich und mach­te ei­ne Hand­be­we­gung, die dem Will­kom­mens­gruß der Wald­men­schen aus Tjärg sehr ähn­lich war. Ra­vin und Dari­an er­wi­der­ten die Ges­te.
    »Man wird un­höf­lich, wenn man so lan­ge kei­ne Gäs­te mehr hat­te«, fuhr der Krie­ger fort. Ra­vin lä­chel­te. All­mäh­lich lös­te sich die Span­nung, er be­gann zu füh­len, wie mü­de er war. Ger­ne hät­te er sich in der Wär­me des Feu­ers aus­ge­streckt und ein we­nig ge­schla­fen, doch er wuss­te, er war ih­ren Gast­ge­bern schul­dig zu be­rich­ten, was sie in ih­rem Wald ta­ten.
    »Ich bin Jer­rik«, sag­te der Krie­ger. »Das ist Ladro …«
    Der schwarz­haa­ri­ge Jun­ge an Ami­nas Sei­te deu­te­te ei­ne Ver­beu­gung an.
    »Das sind Gran, Kil­men und San­tez.«
    Die drei Krie­ger nick­ten ih­nen zu.
    »Und dies …« – er wies auf ei­ne äl­te­re Krie­ge­rin mit seh­ni­gen Ar­men und grau­en Sträh­nen im Haar – »… ist Mel Amie.«
    Ra­vin räus­per­te sich.
    »Mein Na­me ist Ra­vin va La­gar«, be­gann er. »Und dies ist mein Freund, Dari­an Dana­lonn. Wir kom­men aus Tjärg. Im Grun­de woll­ten wir das Grenz­ge­biet nicht ver­las­sen. Doch of­fen­sicht­lich sind wir be­reits wei­ter ge­rit­ten, als wir vor­hat­ten.«
    »Of­fen­sicht­lich«, sag­te Ladro.
    »Wir sind über­rascht und er­freut hier Wald­men­schen an­zu­tref­fen«, fuhr Ra­vin fort. »Zu­min­dest neh­men wir an, ihr seid Wald­men­schen?«
    Jer­rik zog die Brau­en hoch.
    »Ja und nein. Wir sind kein La­ger, wenn du das meinst. Wir kom­men aus den ver­schie­dens­ten Ge­gen­den von Ska­ris. Ami­nas Mut­ter zum Bei­spiel war ei­ne Shan­jaar aus dem nörd­li­chen Mo­lon­wald, be­vor sie in die Ber­ge zog.«
    Ami­na lä­chel­te Ra­vin zu und nick­te.
    »Gran hat als Krie­ger in Ba­doks Ar­mee ge­dient, be­vor er zu uns kam. Kil­men und San­tez stam­men aus dem Ge­biet west­lich der Feu­er­ber­ge. Aber Ladro ist ein Wald­mensch aus dem Ta­nis­wald. Ei­ni­ge aus sei­nem La­ger sind eben­falls bei uns.«
    Er lehn­te sich zu­rück.
    »Und wir Jer­riks – ich, Mel Amie und noch zwan­zig an­de­re – nun, wir stam­men nicht aus dem Wald. Frü­her hat­ten wir ei­ne Burg und Län­de­rei­en. Doch das war vor lan­ger Zeit.«
    Ra­vin schwieg. Of­fen­sicht­lich sam­mel­ten sich in Jer­riks La­ger Men­schen, die ih­re Hei­mat

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