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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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si­cher auch gleich­gül­tig«, brach­te er her­vor. »Es ist ja nicht dein Bru­der, der im Ster­ben liegt!«
    Ein Kloß saß in sei­ner Keh­le, vie­le un­ge­sag­te Wor­te brann­ten noch auf sei­ner Zun­ge, doch er zwang sich zu schwei­gen. Dari­an sah aus, als hät­te Ra­vin ihm ei­ne Ohr­fei­ge ge­ge­ben. In die­sem Mo­ment ta­ten Ra­vin sei­ne Wor­te Leid.
    »Ent­schul­di­ge, Ra­vin!«, sag­te Dari­an auf­rich­tig. »Ich ver­ste­he, dass du dich von mir im Stich ge­las­sen fühlst. Ich ha­be den Grund un­se­rer Rei­se kei­nes­wegs ver­ges­sen. Auch ich den­ke je­de Nacht über un­se­ren Weg nach – und über Jo­lon.«
    »Dann hilf mir Skaard­ja zu fin­den. Oder rei­te mit Sel­la zu­rück zur Burg. Viel­leicht kann Lai­os ihr hel­fen.«
    Dari­an schluck­te und senk­te den Kopf.
    »Ich ha­be die Zeit ver­ges­sen, Ra­vin. Für dich läuft sie sehr viel schnel­ler als für mich. Ich ver­spre­che dir, dass ich die­sen Feh­ler nicht noch ein­mal ma­chen wer­de.«
    »Ver­ste­he mich nicht falsch – es hat nichts mit Sel­la zu tun.«
    Dari­an lä­chel­te.
    »Na­tür­lich hat es das.«
    Dann sa­hen sie Sel­la, die vom Fluss her­auf­ge­rit­ten kam. Ihr Ge­sicht sah be­sorgt aus. Rasch ließ sie sich von Don­dos Rücken glei­ten und rann­te zu den Sät­teln. Sie riss Va­jus Sat­tel hoch und warf ihn Ra­vin zu. Da!, deu­te­te ih­re Hand. Sat­teln! Schnell! Ra­vin wuss­te zu gut um die In­stink­te von Wald­men­schen, als dass er ih­ren Be­fehl in Fra­ge ge­stellt hät­te. Has­tig nahm er sein Ge­päck und be­gann Va­ju zu sat­teln. Sel­la war mit flie­gen­dem Haar zur Feu­er­stel­le ge­lau­fen und er­stick­te die Glut, so schnell es ging, mit feuch­ten Blät­tern und Kies.
    »Be­eil dich, sie will, dass wir auf­bre­chen!«, rief Ra­vin lei­se Dari­an zu.
    »Aber warum? Wir ha­ben ge­ra­de erst Rast ge­macht.«
    »Wir wer­den gleich wis­sen warum, wenn du dich nicht be­eilst.«
    Er warf Dari­an Don­dos Zaum­zeug zu und zurr­te die letz­ten Gur­te am Sat­tel fest. Sel­la lausch­te an­ge­strengt. Im­mer deut­li­cher zeich­ne­te die Furcht sich in ih­rem Ge­sicht ab, ihr Atem ging schnell und flach. Sie wir­bel­te her­um, nahm Darians Hand und zog ihn zu Don­do. Ge­mein­sam pack­ten sie in fie­ber­haf­ter Hast die rest­li­chen Sa­chen zu­sam­men und schwan­gen sich auf sei­nen Rücken. Sel­la trieb Don­do zu ei­nem hals­bre­che­ri­schen Ga­lopp an – Ra­vin presch­te auf Va­ju hin­ter­her. Im Sat­tel dreh­te er sich um und stell­te er­leich­tert fest, dass nie­mand ih­nen folg­te. In ra­san­tem Tem­po über­quer­ten sie die Lich­tung und tauch­ten in die Däm­me­rung des Ta­ni­stan­nen­wal­des. Die Äs­te der Bäu­me hin­gen be­droh­lich tief – und schon presch­te Don­do mit­ten in das Un­ter­holz. Va­ju schnaub­te, leg­te die Oh­ren an, Ra­vin duck­te sich, dann streif­te ein Ast sei­ne Schul­ter. Als er sein Gleich ge­wicht wie­der­ge­fun­den hat­te, kleb­ten na­del­fei­ne Blätt­chen an sei­nen Lip­pen. Er blies sie weg, dann muss­te er schon dem nächs­ten Ast aus­wei­chen. Rasch duck­te er sich so tief über Va­jus Hals, dass ih­re Mäh­ne wie ei­ne Mee­res­bri­se über sein Ge­sicht strich. Er ver­trau­te dar­auf, dass sein Pferd Don­do fol­gen wür­de, der im Zick­zack zwi­schen den Bäu­men ver­schwand und wie­der auf­tauch­te. Ei­ne Ewig­keit ga­lop­pier­ten sie durch das Un­ter­holz. Sel­la schi­en hin­ter sich et­was zu hö­ren, denn je­des Mal wenn Ra­vin einen Blick auf sie er­hasch­te, sah er ihr blei­ches Ge­sicht mit den auf­ge­ris­se­nen Au­gen, als sie sich um­schau­te. Plötz­lich hör­te Ra­vin es auch: Je­mand blies ein dunkles, knar­ren­des Horn. Als der Ton zum drit­ten Mal er­scholl, riss Sel­la Don­do so hef­tig zu­rück, dass Va­ju bei­na­he in ihn hin­ein­ge­prallt wä­re. In­zwi­schen war Sel­la ab­ge­sprun­gen, zerr­te erst Dari­an und dann Ra­vin zu Bo­den und ver­trieb die Pfer­de, die sich är­ger­lich auf­bäum­ten und mit an­ge­leg­ten Oh­ren zwi­schen den Bäu­men ver­schwan­den.
    »He!«, flüs­ter­te Dari­an. »Was …?«
    Doch Sel­la zog sie be­reits un­ter ei­ne Ta­ni­stan­ne, de­ren Zwei­ge bis zum Bo­den reich­ten. Sie kau­er­ten

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