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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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dem Au­gen­win­kel nahm Ra­vin wahr, wie Mel Amie kaum merk lich mit dem Kopf nick­te. Wie auf ein ver­ab­re­de­tes Zei­chen hin er­ho­ben sich die Jer­riks. Mel Amie trat zu Dari­an.
    »Wir war­ten in Skaard­jas Höh­le auf dich. Du hast Sel­las Ver­trau­en ge­habt und al­les ge­tan um sie zu schüt­zen. Du sollst die To­ten­wa­che hal­ten.«
    Dari­an nick­te. Ei­ner nach dem an­de­ren ver­lie­ßen die Jer­riks die Grab­stät­te. Auch Ami­na und Ladro schlos­sen sich den an­de­ren an. Ra­vin zö­ger­te.
    »Dari­an«, sag­te er lei­se. »Wenn du möch­test, blei­be ich bei dir.«
    Die glü­hen­den Au­gen rich­te­ten sich auf ihn. Er streck­te sei­ne Hand aus um Darians Arm zu be­rüh­ren, doch zu sei­ner Über­ra­schung schüt­tel­te Dari­an sie grob ab.
    »Nein!«, fuhr er Ra­vin an. »Lass mich in Ru­he! Geh zu Skaard­ja in die Höh­le!« Und als er sah, dass Ra­vin zö­ger­te, schrie er: »Geh!«
    Ra­vin dreh­te sich um und rann­te, bis er die an­de­ren er­reicht hat­te und sei­ne Lun­gen schmerz­ten.
    »Mach dir nichts draus«, sag­te Skaard­ja, als sie Ra­vins ver­wein­tes Ge­sicht sah. »Du meinst es gut und Dari­an weiß das. Aber manch­mal hilft kein Freund.«
    Selt­sa­mer­wei­se trös­te­ten ihn die­se Wor­te. Skaard­ja führ­te sie zur Höh­le zu­rück. Dort lie­ßen sie sich um den Stein nie­der.
    Mel Amie griff nach ei­nem Tee­be­cher.
    »Dari­an hat Recht. Wir soll­ten dar­über nach­den­ken, wie wir am schnells­ten zum Tjärg­wald kom­men.«
    Al­le schwie­gen, bis Ladro schließ­lich sein kur­z­es Mes­ser zog und da­mit auf dem Bo­den zu zeich­nen be­gann. Ra­vin sah plötz­lich wie­der den großen, gut­mü­ti­gen Ruk vor sich, der den Grund­riss der Burg in den Stein kratz­te.
    »Wir wer­den am Fluss ent­lang­rei­ten. Aber ich glau­be nicht, dass wir es vor Dio­lens Trup­pen schaf­fen.«
    »Warum nicht?«, frag­te Skaard­ja, die sich ne­ben ih­nen nie­der­ge­las­sen hat­te.
    »Dari­an und ich ha­ben län­ger als fünf Mon­de ge­braucht um in das Grenz­ge­biet bei Ska­ris zu kom­men«, er­klär­te Ra­vin. »Und von hier aus ist der Weg zu­rück noch viel wei­ter.«
    »Na ja, ihr seid ja auch den lan­gen Weg ge­gan­gen«, sag­te Skaard­ja und nahm Ladro das Mes­ser aus der Hand. Sie stell­te die Scha­le ab und schüt­tel­te mit ei­ner ele­gan­ten Be­we­gung ih­ren Är­mel. Sil­ber­ner Sand floss her­aus und türm­te sich zu ei­nem Ke­gel, den sie mit ei­ner nach­läs­si­gen Hand­be­we­gung glatt strich. Stau­nend er­in­ner­te sich Ra­vin wie­der dar­an, dass sie ei­ne Shan­jaar war. Sie er­schi­en so bo­den­stän­dig und bei­na­he grob, dass man schnell ver­gaß, wel­che Macht sie be­saß.
    »Ihr seid über das Ge­bir­ge ge­rit­ten und habt auf eu­rem Weg durch die Wäl­der einen ge­wal­ti­gen Bo­gen be­schrie­ben.« Die Mes­ser­spit­ze kratz­te durch den Sand. Das Ge­räusch jag­te Ra­vin einen Schau­er über den Rücken.
    Skaard­ja wieg­te den Kopf.
    »So­viel ich weiß, führt ein kür­ze­rer Weg zu­min­dest bis an die Gren­zen des süd­li­chen Tjärg.«
    Das Mes­ser zog ei­ne wei­te­re Li­nie.
    »Ihr rei­tet am Fluss ent­lang und folgt sei­nem Lauf bis zur Mün­dung …«
    »Bis zur Mün­dung?«, wand­te Mel Amie ein. »Aber das führt uns im Bo­gen noch viel wei­ter weg!«
    »Zu­erst ja«, räum­te Skaard­ja ein. »Doch da­für fließt der Fluss di­rekt ins Ma­ju­ma-Meer.«
    Ladro und Mel Amie sa­hen sich be­sorgt an.
    »Und von dort könnt ihr am Ko­mos-Kap vor­bei­se­geln und schließ­lich hier an­le­gen.« Skaard­ja kratz­te ein Kreuz in den Bo­den. »Hier be­ginnt Tjärg.«
    Tief be­ein­druckt blick­ten sie auf die Kar­te.
    »Das Ma­ju­ma-Meer ist der kür­zes­te Weg zur lich­ten Gren­ze«, sag­te Mel Amie schließ­lich.
    Skaard­ja zuck­te die Schul­tern.
    »Der kür­zes­te Weg ist, zu spät zu Gis­lans Burg zu kom­men. Noch kür­zer wird er, wenn ihr Dio­len und sei­nen Trup­pen in die Que­re kommt. Sie wer­den den Weg durch das Ge­bir­ge und die Wäl­der neh­men, weil sie ih­re Feu­er­geis­ter und die Er­lo­sche­nen nicht am Fluss ent­lang­füh­ren kön­nen. Die Fluss­naj wür­den es nicht lan­ge dul­den. Ich wet­te, wenn Ba­dok könn­te, wür­de er eben­falls den

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