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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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hin­ter dir her. Du hat­test Glück, dass ich sie schnel­ler er­wi­scht ha­be als sie dich.«
    Ra­vin er­in­ner­te sich an das Ge­räusch von wei­chen Pfo­ten, die hin­ter ihm her­schli­chen und fühl­te, wie er wie­der zu zit­tern be­gann.
    »Wenn es so ist, dann dan­ke ich dir für dei­nen Schutz«, sag­te er auf­rich­tig. »Du weißt nun, wer ich bin und wer mei­ne Freun­de sind. Nun ist es an der Zeit, dass du mir ver­rätst, wer du bist, al­ter Mann.«
    Der Frem­de lä­chel­te dünn und stell­te sei­ne Scha­le bei­sei­te.
    »Ich bin Skaard­ja«, sag­te er ge­dul­dig und füg­te ver­schmitzt hin­zu: »Und ich bin ei­ne Frau.«
    Als Ra­vin sich am Tee ver­schluck­te, sprang so­fort ein Höh­len­tre­ter her­bei und be­gann ihm freund­lich und viel zu fest auf den Rücken zu klop­fen. Ra­vin schnapp­te nach Luft, sei­ne Ge­dan­ken spran­gen kreuz und quer. Skaard­ja lach­te und scheuch­te den Höh­len­tre­ter weg.
    »Ge­nug jetzt! Du klopfst ihm noch die Au­gen aus dem Kopf!«
    »Skaard­ja?«, brach­te Ra­vin schließ­lich her­aus. »Ich su­che dich! Ich bin von Tjärg nach Ska­ris ge­rit­ten um dich zu fin­den – und dei­ne Quel­le! Mein Bru­der liegt im Tjärg­wald und hat die­sen Kris­tall in der Hand. Lai­os mein­te, es könn­te auch ein Schwert oder …«
    »Lang­sam, Jun­ge«, wehr­te Skaard­ja ab. »Ich sag­te dir schon ein­mal, dass du zu un­ge­dul­dig bist. Ich wer­de mir dei­ne Ge­schich­te an­hö­ren und dir hel­fen, wenn ich kann. Aber bit­te über­ren­ne mich nicht. Hol ein­mal Luft und fang ganz von vor­ne an. Wer ist Lai­os?«
    Ra­vin zwang sich einen Schluck Ja­la­tee zu trin­ken. Sei­ne Keh­le war wie aus­ge­dörrt. Hoff­nung fla­cker­te in ihm wie ein Feu­er, das vom Wind an­ge­facht wur­de. Er räus­per­te sich und be­gann. So lang­sam und aus­führ­lich er konn­te, er­zähl­te er von sei­ner An­kunft in Gis­lans Burg und der Be­geg­nung mit den Hof­zau­be­rern. Er gab die Un­ter­re­dung mit der Kö­ni­gin wie­der und mit Lai­os, der ihm riet Skaard­ja zu su­chen.
    Zu sei­ner Über­ra­schung lach­te Skaard­ja.
    »Eu­er Lai­os liebt wohl die Hoff­nung mehr als al­les an­de­re. Ge­fällt mir. Einen wie ihn könn­ten wir hier ge­brau­chen.«
    Sie schüt­tel­te den Kopf und lach­te wie­der.
    »Und dann bist du mit dei­nem Freund los­ge­zo­gen und in einen Krieg ge­ra­ten.«
    Ra­vin nick­te. Flüch­tig sah er Jo­lon vor sich, ger­ne hät­te er so­fort nach der Quel­le ge­fragt, doch sei­ne Höf­lich­keit ver­bot ihm Skaard­ja zu be­drän­gen.
    »Und die­ser Lai­os ist selbst durch Ska­ris ge­zo­gen, als er jung war?«, frag­te sie wei­ter. Das Lä­cheln, das über ihr Ge­sicht husch­te, ließ es für einen Mo­ment we­ni­ger männ­lich und kan­tig er­schei­nen.
    »Viel­leicht bin ich ihm be­geg­net und er­in­ne­re mich nicht mehr. Ja, ich war lan­ge Zeit im Grenz­land bei Tamm. Vor lan­ger, sehr lan­ger Zeit. Es wird dir selt­sam er­schei­nen, aber da­mals war ich ver­liebt. Er hat­te einen Hof in der Nä­he von Jiln. Vie­le Jah­re leb­te ich dort und zog durch die Ge­gend um zu hei­len und zu hel­fen. Nach sei­nem Tod kehr­te ich nach Ska­ris zu­rück.«
    »Wur­de er ge­tö­tet?«
    Skaard­ja lä­chel­te.
    »Men­schen wer­den alt und ster­ben«, ant­wor­te­te sie oh­ne Trau­er. »Aber seit­dem ich wie­der in Ska­ris bin, ha­be ich vie­le ge­se­hen, die hier et­was such­ten. Vie­le ab­ge­ris­se­ne wan­dern­de Zau­be­rer. Von Dorf zu Dorf zo­gen sie, im­mer wei­ter, im­mer mit di­cken No­tiz­bü­chern un­ter dem Arm. Jung wa­ren sie und sehr un­ge­dul­dig – fast so un­ge­dul­dig wie du.«
    Ra­vin schwieg. Skaard­ja sah ihn lan­ge an, bis es ihm un­be­hag­lich wur­de und er den Blick senk­te. Sie weiß, dass ich ihr die Fra­ge stel­len wer­de, dach­te er. Als er schließ­lich doch wie­der auf­sah, wä­re ihm bei­na­he die Tee­scha­le aus der Hand ge­fal­len.
    Ein jun­ges Mäd­chen mit hel­len Au­gen saß vor ihm. Ihr kan­ti­ges Ge­sicht wirk­te grob, fast jun­gen­haft, doch die Au­gen wa­ren wun­der­schön und die Brau­en sanft ge­schwun­gen. Glän­zen­des, hel­les Haar fiel bis auf den Bo­den. Die viel zu wei­ten Ho­sen und das rie­si­ge Le­der­hemd lie­ßen das Mäd­chen

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