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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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ge­kos­tet hät­te, aber Skaard­ja war be­reits wei­ter­ge­gan­gen.
    »Was war das?«, frag­te er.
    »Ta­lum!«, sag­te sie. »Ei­ne Spe­zia­li­tät aus Skil­mal. Ge­koch­te Spröss­lin­ge des Buba­bu­sches, ein­ge­legt in ei­ne Mi­schung aus Ho­nig­harz und Wein.«
    Der Jun­ge hol­te be­reits Skaard­jas Esel, zerr­te sie in die Mit­te des Raum­es und schlang ih­re Zü­gel um einen der rie­si­gen Dra­chen­zäh­ne. Gleich­mü­tig blick­ten die Tie­re in den auf­ge­sperr­ten Ra­chen. Ra­vins Esel gähn­te. Un­ter­des­sen schlepp­te der Jun­ge das ers­te Stück Tro­cken­fleisch her­an und wuch­te­te es in ei­ne der Sat­tel­ta­schen.
    Skaard­ja zog sich den Um­hang um die Schul­tern und be­deu­te­te Ra­vin ihr zu fol­gen. Drau­ßen hol­te sie ein Le­der­säck­chen aus der Ta­sche und gab es Ra­vin.
    »Bis er al­les auf­ge­la­den hat, ha­ben wir noch Zeit«, sag­te sie. »Das hier sind Kim­kris­tal­le. Hier hei­ßen sie Skil­dis. Für einen Skil­di be­kommst du zehn Fla­schen Mar­ju­la­wein. Mehr musst du nicht wis­sen.«
    Sie mach­te kehrt und ging über einen Ge­röll­wall. Ra­vin hol­te sie mit zwei Schrit­ten ein.
    »Wo­hin ge­hen wir?«
    »Skob­lins Eck! Und so­lan­ge wir dort sind, stel­le dich stumm.«
    Die drei al­ten Män­ner, die an ei­nem der wein­ge­tränk­ten Holz­ti­sche sa­ßen, sa­hen aus wie Stei­ne. Sie schie­nen ih­ren Au­gen nicht zu trau­en, als sie die große, her­be Bau­ers­frau und einen Jun­gen die Schän­ke be­tre­ten sa­hen. Die Wir­tin stand hin­ter dem ho­hen Schank­brett und schäl­te et­was, das aus­sah wie gold­gel­be Gur­ken. Ih­re win­zi­gen Au­gen mus­ter­ten Skaard­ja, doch ih­re Fin­ger schäl­ten flink und un­be­küm­mert wei­ter. Ra­vin schi­en ihr In­ter­es­se in grö­ße­rem Ma­ße zu er­we­cken. Un­ge­niert schau­te sie ihn von Kopf bis Fuß an, dann schick­te sie einen Pfiff zur Kü­chen­tür. Fast au­gen­blick­lich er­schi­en ein Mäd­chen in der Tür. Es hat­te ein rie­si­ges, blut­be­fleck­tes Mes­ser in der Hand, ein be­un­ru­hi­gen­der Ge­gen­satz zu dem sanf­ten Ge­sicht mit den ge­röte­ten Wan­gen, das von lo­cki­gem, nach­läs­sig zu­sam­men­ge­bun­de­nem Haar um­rahmt wur­de. Die Au­gen, so dun­kel, dass sie schwarz wirk­ten, wur­den noch grö­ßer, als es die bei­den Frem­den ent­deck­te.
    »Gu­ten Tag!«, sag­te Skaard­ja.
    »Tag«, er­wi­der­te die Wir­tin und wid­me­te sich wie­der ih­ren Gur­ken. Die al­ten Män­ner nick­ten und wand­ten sich ih­rem Spiel zu. Kreis­run­de Stein­plätt­chen klap­per­ten über die Tisch­plat­te.
    »Kolp!«, rief der Mann, der noch ei­ni­ge Haa­re auf dem Kopf hat­te. Die an­de­ren mur­mel­ten und misch­ten die Stei­ne neu. Skaard­ja be­deu­te­te Ra­vin ihr zu fol­gen und setz­te sich oh­ne Um­schwei­fe an den Tisch der Al­ten. Die ver­wit­ter­ten Ge­sich­ter wand­ten sich ihr schwei­gend zu. Stein­staub be­deck­te ih­re Haut. Ra­vin war un­be­hag­lich zu­mu­te. Ver­stoh­len späh­te er zu Skaard­ja. Sie schi­en das Schwei­gen gar nicht zu be­mer­ken. Un­ge­rührt hol­te sie ih­ren Beu­tel her­vor und schüt­te­te ein Häuf­chen Skil­dis auf den Tisch. Wenn die drei Al­ten be­ein­druckt wa­ren, lie­ßen sie es sich nicht an­mer­ken. Der Mann mit dem schüt­teren Haar bell­te ei­ne Be­stel­lung. Das Mäd­chen er­wach­te aus sei­ner Er­star­rung und warf das Mes­ser in ei­ne Spül­wan­ne. Kurz dar­auf brach­te es fünf damp­fen­de Be­cher an den Tisch. Skaard­ja dank­te.
    Der Mann mit dem wei­ßen, dün­nen Schnurr­bart schob ihr ein paar Stei­ne zu. Ra­vin ver­such­te die Spiel­re­geln zu durch­schau­en, doch es äh­nel­te über­haupt nicht dem Spiel, das im Tjärg­wald mit run­den Fluss­kie­seln ge­spielt wur­de. Der Ab­lauf die­ses Spiels be­stand of­fen­sicht­lich aus­schließ­lich dar­in, die Stei­ne zu wer­fen, sich tief über sie zu beu­gen und die An­ord­nung zu prü­fen. Ir­gend­wann rief ei­ner: »Kolp!«, wor­auf­hin ihm die an­de­ren ei­ni­ge Kris­tal­le zu­scho­ben. Stets wa­ren es zwei oder vier, nie­mals ei­ne un­ge­ra­de Zahl. Dann wur­de neu ge­mischt und ge­wor­fen. Skaard­ja spiel­te fie­ber­haft, aber mit

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