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Im Bann des Fluchträgers

Im Bann des Fluchträgers

Titel: Im Bann des Fluchträgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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un­ge­wohn­ter An­blick. Sie pas­sier­ten die Wach­häu­ser, die nicht be­setzt wa­ren, und rit­ten am See vor­bei. Ge­spens­tisch wirk­te das Leuch­ten der zäh­flüs­si­gen ro­ten Mas­se, die vor sich hin koch­te. Die Schmie­de­häus­chen schie­nen eben­falls leer zu sein, was Ra­vin ver­wun­der­te. Schließ­lich pas­sier­ten sie einen wei­te­ren Fels­s­palt und ka­men in das ei­gent­li­che Skil­mal. Ra­vin ver­stand mit ei­nem Mal, warum Ruk von der Vor­stel­lung, ein gu­ter Rei­ter käme aus­ge­rech­net von hier, un­gläu­big ge­lacht hat­te. Im gan­zen Dorf schi­en es kei­ne ein­zi­ge Ebe­ne zu ge­ben, kei­ne brei­te Stra­ße, nicht ein­mal einen Markt­platz. Die Häu­ser stan­den auf ei­nem Hau­fen auf- und, wie es schi­en, auch über­ein­an­der. Es sah aus, als wä­re Skil­mal vor lan­ger Zeit ein rich­ti­ges Dorf ge­we­sen, bis ein Rie­se ge­kom­men war und den Berg mit dem Dorf im Kes­sel ein­fach mit sei­ner Faust zu­sam­men­ge­drückt hat­te, bis die Häu­ser vom Nor­d­rand des Kes­sels an die Häu­ser vom Süd­rand ge­sto­ßen wa­ren. Da­nach hat­te der Rie­se sei­ne Rie­sen­faust of­fen­bar noch auf die obers­ten Häu­ser nie­der­sau­sen las­sen, denn die un­te­ren Ge­bäu­de sa­hen al­le­samt so aus, als wä­ren sie un­ter dem Ge­wicht der obe­ren Häu­ser ein­fach zu­sam­men­ge­bro­chen. Hier kom­me ich al­so her, dach­te Ra­vin er­schüt­tert. Das ist Ga­lo Bors Welt. Kein Wun­der, dass ich Hor­jun wer­den woll­te!
    Das Dorf schi­en men­schen­leer, doch Skaard­ja stör­te sich nicht dar­an, son­dern glitt flink von ih­rem Esel und führ­te ihn über einen rut­schen­den Kie­sel­stein­hau­fen di­rekt zu ei­nem der un­te­ren Häu­ser. Dort häm­mer­te sie an die Tür. Die Tür ging ein Stück weit auf und ein schie­len­der Jun­ge mit stroh­blon­dem Haar steck­te sei­nen Kopf ins Freie.
    »Fleisch«, sag­te Skaard­ja oh­ne Um­schwei­fe. »Früch­te, Ta­lum und Brot.«
    Die Tür knall­te zu – Ra­vin blick­te un­will­kür­lich nach oben, in der Be­fürch­tung, die­se Er­schüt­te­rung könn­te einen Häu­ser­rutsch aus­lö­sen – dann hör­ten sie das Zu­rück­schnap­pen ei­nes Rie­gels und die Tür schwang wie­der auf. Der Raum war so nied­rig, dass selbst Ra­vin bei­na­he mit dem Kopf an die De­cke stieß. Er trat ein und blick­te in ein rie­si­ges Maul mit ge­fletsch­ten Zäh­nen. Un­will­kür­lich sprang er zu­rück, doch Skaard­ja ging an dem Maul vor­bei, wo­bei ihr Um­hang die Lef­zen streif­te. Ra­vins Blut häm­mer­te ge­gen sei­ne Schlä­fen. Er be­merk­te, dass der blon­de Jun­ge ihn miss­bil­li­gend be­trach­te­te. Das Maul ge­hör­te ei­nem rie­si­gen schmie­de­ei­ser­nen Dra­chen in der Mit­te des Raum­es. Sei­ne Rücken­sta­cheln reich­ten bis zur De­cke und dienten of­fen­sicht­lich da­zu, den Raum ab­zu­stüt­zen. Er­leich­tert hol­te Ra­vin Luft und be­eil­te sich Skaard­ja zu fol­gen. An den Wän­den hin­gen rie­si­ge Stücke Räu­cher­fleisch und ge­trock­ne­te Wur­zeln. Der Bo­den war mit Ran­jög­fel­len in al­len Grö­ßen und Fell­schat­tie­run­gen be­deckt. Ge­würz­sä­cke und bau­chi­ge Fla­schen stan­den sorg­fäl­tig an­ein­an­der ge­reiht. Ra­vin stieg der Duft von Berg­ho­nig in die Na­se, ver­mischt mit dem sü­ßen und leicht schar­fen Aro­ma von Mar­ju­la­wein. Tief at­me­te er ein und al­le Düf­te ver­misch­ten sich zu ei­ner Wol­ke, die hin­ter sei­nen Au­gen in vie­le bun­te Duft­split­ter zer­stob. Er be­merk­te kaum, dass der Jun­ge ihn im­mer noch miss­trau­isch mus­ter­te. Skaard­ja ging die Rei­hen ent­lang, deu­te­te auf ein Stück Tro­cken­fleisch, pro­bier­te ein Stück gla­sier­te Ja­la, nick­te und wähl­te meh­re­re klei­ne hart­scha­li­ge Früch­te aus.
    »Hier, pro­bie­re das«, wand­te sie sich an Ra­vin und hielt ihm ei­ne gel­be, wür­fel­för­mig ge­schnit­te­ne Sü­ßig­keit hin. Ra­vin nahm sie und biss hin­ein. Auf den ers­ten Biss schmeck­te sie herb und bit­ter, doch so­fort zer­floss die Bit­ter­nis und er schmeck­te ei­ne un­glaub­li­che Sü­ße, die ihm bei­na­he die Trä­nen in die Au­gen trieb. Es war so köst­lich, dass er ger­ne noch ein Stück

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