Im Bann des Highlanders
besorgt und weißt es nur nicht mehr. Was möchtest du heute Abend essen, hast du einen besonderen Wunsch?«
Fassungslos starrte Joan ihre Mutter an, die es fertig gebracht hatte, das Thema einfach abzublocken und zur Tagesordnung über zu gehen. »Begreifst du denn nicht? Spätestens in ein paar Tagen sitze ich im Flugzeug nach Schottland, ich werde mir ein Oneway-Ticket besorgen. Es wird eine Reise ohne Wiederkehr, sofern der Zeittunnel noch nicht geschlossen ist. Aber eigentlich glaube ich das nicht, denn Ceanas Stimme klingt so dankbar, seit ich mich dazu entschlossen habe, ihre Seele zu retten ...«
»Schluss jetzt.« Energisch erhob sich Marion, trat zum Kühlschrank und beförderte Eier, Butter und Speck zutage. »Ich mache uns ein Omelett, wenn du magst, und von diesem Märchen will ich nichts mehr hören. Du machst mir Angst. Wenn du so redest, ähnelst du deiner Großmutter mit ihren geheimnisvollen Andeutungen immer mehr.«
Joan tippte auf Fionas Tagebuch. »Glaubst du, sie hat sich diese Träume eingebildet? Alles, was sie niedergeschrieben hat, entspricht der Wahrheit; ich muss es wissen, denn ich habe haargenau dasselbe wie sie geträumt.«
Die letzten Worte schrie sie fast, und erst, als Marion sie mit einem befremdlichen Blick maß, senkte sie ihre Stimme wieder. »Inzwischen kann ich ein wenig Gälisch und weiß nun, weshalb Ceana mich in die Vergangenheit gelockt hat. Keine Ahnung, ob sie ahnte, dass ich mich in Ewan verlieben würde; vielleicht lotste sie mich absichtlich gerade in dieses Jahr, vielleicht aber auch nicht. Für mich steht fest, dass ich versuche, zurückzugehen.«
Marion drehte ihr den Rücken zu und machte sich am Herd zu schaffen. Sie schimpfte leise, als er nicht sofort ansprang – das war die einzige Reaktion auf Joans Wortschwall.
»Oh, ich möchte dir etwas geben, bevor ich es vergesse.« Joan griff in die Vordertasche des Rucksacks und fischte einige Schecks heraus. Endlich wandte sich ihre Mutter um.
»Was ist das?«
»Es sind Schecks. Ich habe meine Wohnungseinrichtung verkauft, den Wagen und mein Konto aufgelöst.«
Marion ließ das Messer fallen, mit dem sie gerade Speck hatte schneiden wollen. »Du hast deine Wohnung aufgegeben?« Erst jetzt schien sie zu begreifen, wie ernst es Joan mit ihrem Vorhaben war. »Und deshalb also auch der fremde Wagen draußen.«
Joan hatte ihr am Telefon erzählt, dass ihr Auto in der Werkstatt sei, um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. »Ja, ich habe mit meinem Leben hier abgeschlossen.« Sie schob die Schecks über den Tisch. »Das Geld sollst du haben, feiere eine schöne Hochzeit und kauf dir einen neuen Herd.«
Ungläubig starrte Marion erst auf die Schecks, dann auf ihre Tochter. »Du meinst es wirklich ernst, nicht wahr?«
Kaum merklich nickte Joan. »Ich wäre gerne noch dabei gewesen, wenn du und Simon heiraten, aber ich kann nicht länger warten. Ich bin von einer eigenartigen Unruhe ergriffen und befürchte, dass es zu spät für die Reise sein könnte, dass sich der Zeittunnel schließt, wenn ich zu lange warte.«
Wieder wandte sich ihre Mutter ab, es war ihr anzusehen, dass sie mit dieser ganzen Geschichte völlig überfordert war. »Ich werde heute nicht mehr davon reden, nur bitte ich dich, meinen Entschluss zu akzeptieren – genau wie Ted.«
»Du hast also auch deine Arbeit in der Agentur aufgegeben und Ted von ... von dieser Zeitreise erzählt?«
»Ich habe ihm lediglich gesagt, dass ich aus persönlichen Gründen kündige und London verlassen will. Du bist die Einzige, die die Wahrheit kennt.«
Unvermittelt schluchzte Marion auf, nahm heftig die Pfanne vom Herd und drehte sich wieder zu ihrer Tochter um. »Was ist nur aus dir geworden, ich erkenne dich nicht wieder.«
Ähnliche Worte hatte auch Ted gebraucht, fiel Joan flüchtig ein.
»Du erzählst mir, dass du einen Mann liebst, der vor über zweihundert Jahren gelebt hat und längst tot ist. Was soll ich davon halten, kannst du mir das verraten?«
Langsam trat Joan zu ihr, nahm sie in die Arme und wiegte sie wie ein kleines Kind. »Ja Mom, Ewan ist tot, aber nur in der jetzigen Zeit, deshalb muss ich ins Jahr 1731 zurück, denn dort lebt er und wird mit Gottes Hilfe steinalt.« Den schmerzhaften Gedanken an Culloden verdrängte sie rasch.
»Du sprichst, als gäbe es diesen Mann wirklich.« Marion schniefte und machte sich vorsichtig frei, um sich die Nase zu putzen.
»Es gibt ihn ... das heißt, es gab ihn. Oh Mom, ich habe noch nie so
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