Im Bann des Highlanders
Highlands lagen, würde ihr nichts anderes übrig bleiben, als Fionas Plan in die Tat umzusetzen.
»Was für eine dämliche Idee«, sagte sie kopfschüttelnd zu sich selber und kroch zurück ins warme Bett. Sie hatte sich nie etwas aus dem rauen Klima Schottlands gemacht und dem Besichtigen von Burgen, Steinkreisen und keltischen Rundtürmen, die in dem kleinen Heftchen in den höchsten Tönen angepriesen wurden.
Nachdenklich betrachtete Joan die Bilder von Glenbharr Castle, das in seinen Glanzzeiten sicherlich eine stolze Burg gewesen sein musste. Nun war nichts als eine Ruine von dem Bau aus dem zwölften Jahrhundert zurückgeblieben, und im Begleittext war zu lesen, dass Glenbharr Castle nach dem letzten blutigen Jakobitenaufstand von den Engländern zerstört worden war.
Je länger Joan die Abbildungen betrachtete, umso ungewöhnlicher erschien ihr eine Reise in die Highlands. Ihr dreiwöchiger Jahresurlaub stand kurz bevor, und bisher hatte sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie sie ihn verbringen wollte.
»Warum also nicht Schottland?«, fragte sie sich. Zumindest wäre dies ein Urlaub der besonderen Art, ohne Meer, Sonne und Palmen – aber vielleicht war es von Nutzen.
Schon wenige Tage später hatte Joan einen Flug nach Aberdeen gebucht, von dort sollte es mit einer kleineren Maschine in die größte Stadt der Highlands, nach Inverness gehen. Nach Rücksprache mit dem Reisebüro erfuhr Joan, dass es bis zum Städtchen Baile a’Coille ungefähr vierzig Meilen war, die sie mit einem Leihwagen zurücklegen wollte. Sogar ein Zimmer dort in einer Pension mit unaussprechlichem Namen hatte sie sich reservieren lassen.
Dies war dieselbe Reiseroute, die Großmutter Fiona einst festgelegt hatte.
Ted hatte sie gesagt, dass sie eine Fahrt ins Blaue unternehmen wollte, und ihrer Mutter würde sie dasselbe erzählen.
4. Kapitel
Schon während Joan auf dem Flughafen Heathrow eincheckte, kamen ihr die ersten Zweifel.
Plötzlich bereute sie es, in den kalten unfreundlichen Norden des Landes zu fliegen anstatt auf eine der sonnigen Baleareninseln.
Doch nun war es zu spät, und entsprechend ihrer Laune setzte Joan eine mürrische Miene auf, als sie mit den anderen Fluggästen die Wartezone betrat. Was würde sie in den Highlands erwarten?
Das Risiko, unverrichteter Dinge wieder nach Hause zu kommen, war groß, und den wohlverdienten Jahresurlaub damit zu vergeuden, um sich alte Gemäuer anzusehen, eigentlich viel zu schade.
Joan setzte sich auf einen der unbequemen rigiden Plastikstühle, nahm die neuen Prospekte, die sie im Reisebüro erhalten hatte, aus der Tasche und blätterte ohne großes Interesse darin herum. Im Grunde genommen unterschieden sie sich nicht besonders von den alten, die Joan in Großmutters Nachlass gefunden hatte – außer, dass die Farbfotos eine bessere Qualität aufwiesen als jene aus dem Jahre 1974.
‚Entdecken Sie die Highlands und wandern auf den Spuren verwegener Clansmänner ’, las Joan.
Sie war sich nicht sicher, ob sie sich freuen sollte, als der Flug nach Aberdeen aufgerufen wurde. Lustlos griff sie nach ihrem Handgepäck und reihte sich in die Schlange der Wartenden ein.
Nach einer Stunde Aufenthalt ging es weiter nach Inverness. Das Flugzeug war kleiner und weniger komfortabel als die Maschine der British Airways. Unauffällig musterte Joan die anderen Fluggäste, die meisten schienen Touristen zu sein; sogar eine Gruppe Japaner befand sich darunter.
Der Flughafen von Inverness war bescheiden im Gegensatz zu denen, die Joan bisher gesehen hatte. Allerdings konnte sie direkt am Flughafengebäude ihren vorbestellten Wagen, einen dunkelblauen Mini, abholen.
»Viel Spaß und einen angenehmen Aufenthalt in den Highlands, Miss Harris.« Der junge Mann, der Joan lächelnd Autoschlüssel und -papiere überreichte, sprach mit starkem schottischem Akzent. »Benötigen Sie einen Routenplaner, oder kennen Sie Ihr Ziel bereits?«
»Ich habe eine Landkarte dabei.«
»Wohin soll es denn gehen, wenn ich fragen darf.«
Joan fischte den Zettel mit dem Zielort aus der Tasche. »Bitte lesen Sie selbst, ich kann dieses Wort nicht aussprechen.«
Der Mann grinste. »Dafür müssen Sie sich nicht schämen, Miss Harris. Für die meisten Schotten ist Gälisch ein Buch mit sieben Siegeln.« Er blickte mit verständnisvollem Nicken auf den Zettel. Baile a’Coille ist ein wunderschönes Städtchen am Fuße eines riesigen Waldgebietes, Sie werden es mögen.«
»Davon bin ich
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