Im Bann des Highlanders
Stunden zurück, aber Joan verspürte tatsächlich keinen Hunger.
Endlich wandte sich Maggie ab, blieb jedoch an der Tür stehen. »Wollen Sie morgen früh geweckt werden?«
Joan lehnte dankend ab und atmete erleichtert auf, als sich die Tür hinter der Wirtin schloss. Maggie schien der einzige Mensch in diesem Kaff zu sein, mit dem man vernünftig reden konnte, sagte sich Joan, während sie sich die Stiefeletten auszog.
Dann betrat sie das kleine einfache Bad, das an ihrem Zimmer angeschlossen war. Angenehme Wärme schlug ihr aus dem fensterlosen Raum entgegen, sodass sich Joan spontan entschloss, ein Bad zu nehmen, bevor sie sich schlafen legte.
Die Wasserhähne gaben beim Aufdrehen ein quietschendes Geräusch von sich, und Joan befürchtete, dass man den Lärm im ganzen Haus hören könnte.
Mit einem wohligen Seufzer ließ sie sich schließlich in das angenehm warme Wasser gleiten, dabei fiel ihr auf, dass sie seit ihrer Ankunft in Baile a’Coille immer ruhiger und entspannter wurde. Handelte es sich dabei möglicherweise um Einbildung? Oder war die Hoffnung, bald mehr über die Stimme aus den Träumen zu erfahren, dafür verantwortlich, dass Joan keine Angst mehr hatte, einzuschlafen?
In ein großes Badelaken gehüllt, ging Joan später in ihr Zimmer zurück. Flüchtig erfasste ihr Blick dabei die mittlere Tür des Kleiderschrankes, in der in ganzer Länge ein Spiegel eingelassen war.
Obwohl sie fröstelte, ließ Joan das Handtuch von den Hüften gleiten und betrachtete sich kritisch. Das Haar, an den gelockten Spitzen feucht vom Baden, lag wie ein roter Schleier auf ihren Schultern, die weiche feine Haut, die normalerweise die Farbe von frischer Sahne hatte, schimmerte leicht rosa.
Hohe, feste Brüste, eine schmale Taille, sanft geschwungene Hüften und gut gewachsene lange Beine sorgten dafür, dass die Männer glänzende Augen bekamen, wenn sie Joan sahen.
Die rosafarbenen Brustwarzen waren wegen der Kühle im Zimmer hart und aufgerichtet, und das Dreieck aus feinem, rotem Flaum zwischen ihren Schenkeln leuchtete herausfordernd. Joan betrachtete sich nicht mit Wohlwollen, sondern eher interessiert, und plötzlich bedauerte sie es, ihr Sexleben so lange in den Hintergrund gestellt zu haben.
Als sie ins Bett kroch, nahm sie sich vor, nach ihrer Rückkehr aus Schottland Ausschau nach einem Partner zu halten. Mit diesen Gedanken und einem vorfreudigen Lächeln auf den Lippen schlief sie ein.
Ausgeruht erschien sie am nächsten Morgen in der Gaststube, sie hatte fest – und vor allem traumlos – geschlafen. Sie war zu dieser frühen Stunde der einzige Gast und entschied sich für einen der Tische am Fenster.
Aus der Küche hinter dem Tresen waren Stimmen und das Klappern von Geschirr zu hören, und gerade, als Joan durch einen Ruf auf sich aufmerksam machen wollte, erschien Maggies rundes Gesicht im Türrahmen.
»Guten Morgen, Miss Harris! Sehen Sie, es regnet nicht mehr.« Maggie trat mit einem Tablett an Joans Tisch und wies aus dem Fenster. »Wenn Sie Glück haben, scheint später sogar die Sonne. Vom Broch hat man nämlich eine herrliche Sicht ins Tal.«
»Wer oder was ist dieser Broch?«
Flink deckte Maggie den Tisch. »Das ist ein alter Rundturm in der Nähe der Burgruine, ein Überbleibsel der Kelten, soviel ich weiß.« Mit geübtem Blick überzeugte sie sich davon, dass alles vorhanden war, was eine Engländerin beim Frühstück bevorzugte. »Oh, da fällt mir ein, dass Sie sich unbedingt die Destille von Baile a’Coille ansehen müssen. In der Region sind wir berühmt für unseren Whisky.«
Joan heuchelte Interesse, dabei hörte sie den ausschweifenden Schilderungen der Wirtin kaum zu. Ihre Gedanken waren bereits bei der Burgruine. Lag die Erklärung für die Träume wirklich dort oben, wie Fiona vermutet hatte?
Nach und nach füllte sich die Schankstube. Dieselben Männer wie am Vortag betraten einer nach dem anderen das Cearc fhrangach, warfen Joan nur einen gleichgültigen Blick zu und setzten sich an den Tresen.
Joan beeilte sich mit dem Frühstück.
Maggie rief ihr nach, dass sie besser eine Regenjacke mitnehmen sollte, als sie die Gaststube verließ. In der Tat sah es aus, als würde der Himmel in den nächsten Minuten erneut die Schleusen öffnen.
»Scheißwetter«, murmelte Joan, als sie zu ihrem Leihwagen eilte. Obwohl es nicht besonders kalt war, fror sie in den Sommerjeans und dem leichten Pullover. Als sie den Motor startete, leuchtete die Datumsanzeige am
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