Im Bann des italienischen Millionaers
von damals waren tief in ihre Seele eingebrannt. Wie hätte sie zu ihm zurückkehren können, nachdem sie festgestellt hatte, dass sie ein Kind von dem Mann erwartete, der sie abgrundtief verachtete – und von dem sie rücksichtslos ausgenutzt worden war?
„Und wo ist er jetzt?“
Sie schwieg. Was sollte sie darauf auch antworten – hier in meiner Küche?
„Besucht er sein Kind regelmäßig?“
„Nein.“ Schließlich hast du von Anfang an klargestellt, dass du davon nichts wissen willst! Allerdings nachdem sie behauptet hatte, sie nähme die Pille. Nachdem sie ihn angelogen hatte.
„Und ist das sein Wunsch oder deiner?“
Die Frage machte ihr noch mehr Schuldgefühle, als sie ohnehin schon hatte. Ärgerlich ging sie ins Wohnzimmer hinüber. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, murmelte sie, als er ihr folgte. „Ich finde …“
Als Ben ins Zimmer getapst kam, brach sie ab. Im Hintergrund lief nach wie vor die Musik seiner DVD.
Damiano hockte sich neben den Kleinen und nahm den Plastik-Dinosaurier entgegen, den Ben ihm in der ausgestreckten Hand hinhielt.
„Interessierst du dich für Dinosaurier, piccolo? “
„Seit er im Kindergarten etwas über sie gelernt hat, ist er ganz verrückt nach ihnen.“
„Kannst du den wieder ganz machen?“, bat Ben zutraulich.
„Nein, das kann er nicht“, sagte Riva ein wenig zu schnell und viel zu heftig. „Signore D’Amico hat leider keine Zeit“, fügte sie etwas sanfter hinzu, als sie das enttäuschte Gesicht ihres Kindes bemerkte.
Damiano aber fragte gutmütig: „Was fehlt dem Dino denn?“
„Das Bein fällt immer ab.“
„Ich glaube nicht, dass man das reparieren kann“, seufzte sie entnervt.
„Ich schaue es mir einmal an.“
Warum gehst du nicht einfach? Jede Minute, die er blieb, wurde ihr zur Qual. Wie lange würde sie ihr Geheimnis noch für sich behalten können?
„Hast du heute keine Termine?“, fragte sie ihn ungeduldig.
„Doch, aber die haben Zeit.“
Verzweifelt suchte sie nach einem Grund, ihn vor die Tür zu setzen. Doch dann wurde sie durch etwas anderes abgelenkt. Ben, der die Katze der Nachbarn durchs Küchenfenster gesehen hatte, war zur Hintertür gerannt und wollte hinaus.
„Nein, Ben! Bitte bleib hier!“ Riva eilte dem Jungen nach, doch Damiano war schneller als sie.
Lachend fing er den kleinen Ausreißer ein.
„Du kannst doch nicht barfuß nach draußen“, erinnerte Riva den Kleinen sanft. „Erst musst du dir Jacke und Schuhe anziehen.“
„Ich frage mich, von wem er das hat, immer barfuß herumzulaufen“, bemerkte Damiano mit einem Blick auf Rivas nackte Füße. „Interessant, was sich so alles vererbt!“
Widerwillig musste sie lächeln. Damals, in jenem schicksalhaften Sommer, als sie sich kennengelernt hatten, war sie auch am liebsten barfuß gegangen. Und einmal hatte sie sich schlimm verletzt dabei.
Sie war mit ihrer Mutter und Marcello durch den wunderschön angelegten Park geschlendert, als sie bemerkte, dass Damiano aus dem Haus kam und ihre Richtung einschlug. Umwerfend gut sah er aus in seiner dunklen Hose und dem langärmligen weißen Hemd, das den warmen Bronzeton seiner Haut betonte. Sekunden später – vermutlich, weil sie in seiner Gegenwart auf nichts anderes achten konnte – trat sie auf einen scharfkantigen kleinen Stein.
Mit einem leisen Schmerzensschrei brach sie zusammen. Doch schon war Damiano bei ihr. Nach einem kurzen Blick auf ihren Fuß – der Stein hatte eine tiefe Fleischwunde verursacht – hob er sie sich mühelos auf die Arme. Ohne auch nur zu ahnen, dass der Schock, ihm plötzlich so nahe zu sein, für sie weitaus größer war als der Schreck über die Verletzung.
Er trug sie zu einer kleinen altmodischen Gartenpumpe, setzte sie vorsichtig auf einen flachen Findling in der Nähe und schimpfte scherzhaft mit ihr, weil sie ohne Schuhe herumlief. Dann benetzte er sein sauberes weißes Taschentuch mit frischem Wasser aus der Pumpe. Wie sanft er ihre Wunde versorgte! Trotz der Schmerzen fühlten sich seine gebräunten Finger auf ihrem schlanken weißen Knöchel erotisch an.
Welches junge Mädchen hätte sich nicht in ihn verliebt? Heute fragte sie sich allerdings, ob er ihr seine Fürsorglichkeit damals nur vorgespielt hatte, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
Danach hatte er sich neben sie auf den Findling in die Sonne gesetzt – und sie geküsst. Noch nie war sie von irgendjemandem auf diese Weise geküsst worden. Zärtlich und doch unverhohlen sinnlich.
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