Im Bann des italienischen Millionaers
jedenfalls.“
„Kate?“
„Bens Kindergärtnerin. Wir sind gut befreundet.“
Irritiert runzelte Damiano die Stirn. „Du würdest ihn abschieben? Das halte ich nicht für die beste Art, ein Kind großzuziehen!“
„ Abschieben? Niemals!“, rief sie empört. „Wie kannst du es wagen? Dass du in einer heilen Luxuswelt groß geworden bist, heißt nicht, dass es allen anderen auch so geht. Manche Menschen müssen hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten, Damiano! Und manchmal muss man dabei auch schwierige Entscheidungen treffen.“
Verwundert blickte er sie an. Wieso traten ihr bei diesen Worten Tränen in die Augen? Eine Welle der Zuneigung durchströmte ihn. Wie leicht könnte ich mich in diese faszinierende Frau verlieben!
Doch das änderte nichts daran, dass sie und ihre Mutter versucht hatten, seinen Onkel Marcello auszunehmen. Davon war er auch heute noch felsenfest überzeugt. Und hätte er sich damals nicht vor dieser kleinen rothaarigen Sirene gehütet, hätte sie ihn ebenfalls ausgenommen. Schon damals war er ihrem Charme beinahe erlegen. Zum Glück hatte sie es nicht einmal geahnt!
„Ich wollte mir nur ein Bild von deinem Alltag machen“, erklärte er ruhig.
Gedankenverloren ließ sie das Besteck sinken. „Ich konnte nicht ahnen, dass meine Mutter so früh sterben würde“, murmelte sie wie zu sich selbst. „Mit ihr an meiner Seite wäre es um vieles leichter gewesen!“
„Natürlich.“ Er nickte verständnisvoll. „Auch wenn es mir schwerfällt, Chelsea in der Großmutterrolle zu sehen!“
„Weil du voller Vorurteile bist!“, fauchte sie wütend. „Aber das warst du ja schon immer! Ben hatte in ihr eine wunderbare Großmutter! Jedenfalls solange sie noch gesund war.“
Sofort verstand Damiano, was dieser Nachsatz zu bedeuten hatte. Riva gab ihm die Schuld am frühen Tod ihrer Mutter.
Er legte das Besteck an den Rand des leeren Tellers und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was ist damals eigentlich genau passiert, Riva?“
Erstaunt über seinen mitfühlenden Ton, blickte sie zu ihm auf. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Und ihr Schmerz über den Verlust ihrer Mutter war beinahe greifbar.
Sie holte tief Luft und erwiderte: „Sie hatte einen Hang zu Depressionen, seit ich denken kann.“ Auf einmal schien es Riva, als würde ihr eine schwere Last von der Seele fallen. Ja, ihre Mutter hatte lange, lange mit dieser Krankheit gekämpft und war ihr nicht plötzlich erlegen. Es fühlte sich gut an, dies einmal auszusprechen. Auch wenn sie Damiano damit gleichsam von seiner Schuld freisprach. „Als Ben zur Welt kam, schien sie zunächst richtig aufzuleben. Doch dann hörte sie auf, regelmäßig zu essen, und wollte morgens nicht mehr aufstehen. Irgendwann begann sie zu trinken.“ Riva sprach so leise, dass Damiano ihr die Worte beinahe von den Lippen ablesen musste.
„Das muss sehr schwer für dich gewesen sein.“
„Ja, das war es.“
Wieso erzählte sie ihm das alles? Vielleicht, weil er ihr zuhörte. Was auch immer er ihr angetan hatte, jetzt saß er hier und hörte ihr zu. Die meisten anderen Menschen, die sie kannte, waren viel zu sehr mit dem beschäftigt, was sie als Nächstes sagen wollten. Sie nahmen kaum wahr, was man ihnen erzählte, und interessierten sich auch nicht wirklich dafür. Genau dieses Zuhörenkönnen hatte sie immer so sehr an Damiano geschätzt. Obwohl ihr genau diese Eigenschaft von ihm zum Verhängnis geworden war.
„Für mich war sie eher eine Schwester als eine Mutter. Aber sie hat immer nur das Beste für mich gewollt. Und ohne sie wäre ich heute nicht, was ich bin. Auf alles hat sie verzichtet, damit ich studieren konnte. In vielerlei Hinsicht war sie eine starke Frau, aber zugleich auch sehr sensibel und zerbrechlich.“ Riva versuchte krampfhaft, den dicken Kloß in ihrer Kehle herunterzuschlucken. Auf keinen Fall würde sie vor Damiano weinen! Niemals!
„Als sie aus den Medien von Marcellos Tod erfuhr, fiel sie in ein tiefes Loch, aus dem sie nicht mehr herauskam.“ Schmerzlich verzog Riva das Gesicht. Ihre einst so fröhliche, lebhafte Mutter hatte sich in ein stummes, kaum ansprechbares Wesen verwandelt. „Chelsea liebte ihn so sehr.“ Der Vorwurf in ihrer Stimme war unüberhörbar.
Ein betretenes Schweigen folgte. Die Luft zwischen ihnen vibrierte förmlich vor Spannung. Zu vieles war jahrelang unausgesprochen geblieben, zu viel hatte sich angestaut. Doch ein Restaurant schien kaum der geeignete Ort, um eine Klärung
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