Im Bann Des Jaegers
Er war der, den sie Boss nannten. »Javier wird Ihren Rücken stützen, während wir mit der Transfusion beginnen. Können Sie noch eine Weile durchhalten?«
»Ja.« Sie hatte nämlich gar keine andere Wahl. Es blieb ihr nichts anderes übrig. Wenn sie nicht durchhielt, war Kane tot.
»Ich führe jetzt die Nadel ein. Sie werden es spüren. Ich heiße übrigens Mack McKinley.«
»Tun Sie es einfach. Sind Sie ganz sicher, dass dem Baby nichts fehlt?«
Ethan antwortete ihr. »Dem Kleinen geht es gut. Er scheint viel mitzukriegen. Er dreht immer wieder den Kopf nach dem Klang Ihrer Stimme um.«
Sie musste den Brechreiz unterdrücken, den der Blutgeruch bei ihr auslöste. Es kam ihr vor, als badete sie in dem Zeug. Sie würde für den Rest ihres Lebens Alpträume haben, aber es war Kanes Blut, und sie würde ihn nicht verlieren.
Hörst du mich? Ich werde dich nicht verlieren. Sie hörte ihr kleines inneres Schluchzen und hoffte, sie hätte vor den anderen nicht die Selbstbeherrschung verloren. Nicht jetzt, nicht wenn wir es fast geschafft haben. Halte durch, Kane. Nur noch ein Weilchen. Kämpfe für uns. Kämpfe für mich.
Ihr Körper zitterte jetzt, und der Hubschrauber bewegte sich unruhig und schwankte hin und her, während er schnell über die Wüste flog. Sie konnte die Glut fühlen, die aus ihrem Körper sickerte und in Kanes Körper floss. Sie war sicher, dass sie aufrecht dasaß, bis sie Javiers Arm fühlte, der plötzlich um ihre Taille glitt und sie wieder an seine Brust zurückzog. Sie dachte ziemlich benebelt, dass er weitaus stärker war, als er aussah. In der Ferne schnauzte Mack McKinley, den sie Boss nannten, Befehle in sein Funkgerät.
Sie zitterte, als Kälte in ihre Knochen kroch. Javier rieb ihr die Schultern.
»Halten Sie noch ein kleines Weilchen durch. Lassen Sie nicht los.«
Nein, sie durfte ihn nicht loslassen, denn ihre notdürftige Reparatur würde wieder aufreißen, und Kane würde verbluten, ehe sie ihn zum Chirurgen bringen konnten.
Sie nahm verschwommen wahr, dass der Hubschrauber aufsetzte. Männer mit grimmigen Gesichtern standen um sie herum und halfen dabei, Kane auf eine fahrbare Liege zu heben und sie neben ihn zu legen. Sie ließ nicht los, selbst dann nicht, als sie sie in das sterile Zelt rollten, das hastig errichtet worden war, und die Ärzte und Krankenschwestern verwundert ihre blutigen Hände im Innern von Kane betrachteten.
Sie warf einen Blick in die Runde mit den Masken und Kitteln und fürchtete sich davor, ihnen Kane zu überlassen.
»Es ist alles in Ordnung, Rose«, sagte Mack sanft. »Wir haben ihn jetzt.«
Daraufhin ergriff die Kälte Besitz von ihr, wie es immer der Fall war, wenn sie diese spezielle Gabe einsetzte; sie schlich sich in sie ein, und ihr wurde von innen heraus eiskalt. Ihre Zähne begannen zu klappern, und sie konnte ihren steifen Körper nicht mehr bewegen, als sei jeder Muskel vollständig vor Kälte erstarrt.
»Übergeben Sie ihn jetzt an die Ärzte«, sagte Mack noch einmal.
Zwei Hände kamen in Sicht, und Javier hob Rose hoch. »Lassen Sie ihn los«, flüsterte er. »Ihm kann nichts mehr passieren.« Die schwarzen Killeraugen richteten sich auf den Arzt. »Stimmt’s, Doc?«
Diese leisen Worte drangen zu ihr durch, und sie überließ Kane der Obhut der Fremden.
11.
Kane gähnte, streckte sich und zuckte ein wenig zusammen, als seine Wunde, die jetzt fast vollständig verheilt war, etwas spannte. Er hielt die Augen geschlossen und holte tief Luft, einfach nur, um Roses Geruch einzuatmen. Sie lag nicht neben ihm im Bett, aber sie war in der Nähe. Er war jetzt seit einigen Wochen jeden Morgen mit ihr aufgewacht. Er konnte aufstehen und mit einem Stock herumlaufen, aber nur für kurze Zeit. Er empfand die Rekonvaleszenz als äußerst ärgerlich. Sein Körper war schwächer denn je, und durch Physiotherapie und Übungen schienen sich nur langsame Fortschritte erzielen zu lassen.
Ihm stieg der Geruch in die Nase, der nur Rose ganz allein zu eigen war, eine Verbindung von frischem Frühling und wildem Sommer. Er konnte das leise Tappen ihrer nackten Füße hören, als sie das Zimmer betrat und auf das Bett zukam. Ihre Handfläche legte sich auf seine Stirn, als sie überprüfte, ob er Fieber hatte. Er hob eine Hand, legte sie auf ihre und hielt sie fest.
Er liebte ihre Berührungen. Ihre Wärme. Ihre zarte Haut. Ihr seidiges Haar. Er genoss es, sie in Bewegung zu betrachten, wenn sie Ordnung machte, gleitend und schwebend wie eine
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