Im Bann Des Jaegers
als gehörte er ins Marine Corps, als hätte er die Ausbildung für die Sondereinheiten durchlaufen und alles hinter sich gebracht, was erforderlich war, um Schattengänger zu werden.
Unterschätze ihn nicht, Rose , riet ihr Kane, als er den Raum betrat.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Paul infrage käme, um für die Gesundheit ihres Kindes zu sorgen. Er sah ihr kaum in die Augen, doch sowie Kane den Raum betrat, schien er wie ausgewechselt zu sein. Rose zog die Stirn in Falten und beobachtete den Jungen – nein, den Mann. Er war ganz entschieden ein Mann. Sein Gesicht veränderte sich kaum wahrnehmbar, was ihr sagte, dass ein Teil dessen, was sie sah, eine Illusion war. Sie wusste alles über Illusionen, denn sie selbst konnte ihr Äußeres kaum merklich oder sogar krass verändern, wenn es erforderlich war. Paul besaß offenbar dieselbe Fähigkeit in einem geringeren Ausmaß. Aber weshalb sollte er eine Notwendigkeit sehen, sie hier in der Sicherheit von Kanes Wohnung einzusetzen?
Sie musterte ihn, als er Kane die Hand schüttelte und sich dann zu ihr umdrehte. Er wartete darauf, dass er ihr vorgestellt wurde, verbeugte sich fast, und seine Röte vertiefte sich.
»Es freut mich, Sie kennenzulernen, Ma’am.«
Kann der überhaupt eine Waffe abfeuern? Sie mied es sorgsam, Kane anzusehen, da sie befürchtete, sie würde lachen. »Ich freue mich auch, Ihre Bekanntschaft zu machen. Wenn ich das richtig verstanden habe, könnten Sie Sebastian vielleicht untersuchen und uns sagen, ob er wirklich gesund ist, ohne sein Blut aus der Hand zu geben.«
Sein Vater ist Sergeant Major Theodore Griffen. Er hat schon als Kind schießen gelernt. Ich bezweifle, dass er von sich aus jemals zum Militär gegangen wäre. Er ist ein sanfter Mann, wahrscheinlich hat er mehr von seiner Mutter als von seinem Vater, aber er besitzt eine erstaunliche und sehr begehrte übersinnliche Gabe. Whitney würde uns beide wahrscheinlich mit Freuden töten, um Paul in die Finger zu kriegen. Außer unserem Team weiß niemand etwas über Paul.
»Ich kann es selbstverständlich versuchen. Kane, du brauchst mehr Ruhe. Du bist noch nicht vollständig geheilt.« Er blickte finster, und seine Augen glühten fast, als er auf Kanes Brustkorb und Unterleib starrte. Er schaute eindeutig durch die Haut und tiefer in seine beschädigten Organe hinein.
Erzähl mir mehr über ihn.
Rose fand Paul faszinierend. Sein Blick war scharf und konzentriert, und sein gesamtes Auftreten veränderte sich. Um seinen Mund herum und auf seiner Stirn bildeten sich Falten, und plötzlich konnte sie die Intelligenz und die rasche Auffassungsgabe sehen, die ihr anfangs entgangen waren.
Offenbar ist er ein Genie, wie Jaimie. Er hat mit dreizehn Jahren die Highschool abgeschlossen und diverse Doktortitel erworben, in Chemie, Mathematik und noch etwas, woran ich mich im Moment nicht erinnern kann. Und in mindestens drei anderen Fächern hat er einen BA . Seine Mutter ist Shiobhan Mangan, die Tochter eines Botschafters und die derzeitige irische Botschafterin. Sie hat ihren Nachnamen behalten, und sie haben ihn Paul gegeben, denn als sie geheiratet haben, hatte der Sergeant Major einige Feinde.
Sie musterte Pauls Gesicht. Er gehört nicht zum Militär. Seine Empathie ist zu ausgeprägt, um zu töten. Er sollte nicht mit Gewalttätigkeit in Berührung kommen.
Stimmt. Sie haben ihn bei uns untergebracht, um ihn vor Whitney zu beschützen. Aber unterschätze ihn nicht. Paul tut, was nötig ist, wenn er gebraucht wird.
»Wer hat diese Operation vorgenommen?« Aus Pauls Stimme war Aufregung herauszuhören.
Rose spannte sich an. Er konnte es nicht wissen. Das war ganz unmöglich. Trotzdem entfernte sie sich unauffällig ein wenig von den beiden Männern.
»Eric Lambert«, erwiderte Kane.
Paul schüttelte ungeduldig den Kopf und tat die prompte Antwort unwillig ab. »Nein, vor dem Doc. Wer war mit dir im Einsatz? Wer hat dich vor Ort behandelt?«
Kane zuckte die Achseln. »Tut mir leid, Paul, es wareiner aus dem Team. Ich habe nichts mitgekriegt.« Er sah Rose an. »Erinnerst du dich, wer es war?«
Sie wich seinem Blick aus. Sie hatte sich gelobt, ihn niemals zu belügen, und wenn sie allein gewesen wären …
»Ich erinnere mich.« Javier kam aus den Schatten heraus.
Rose zuckte zusammen. Sie hatte ihn beinah vergessen. Er verschmolz mit seiner Umgebung, hielt vollkommen still, bis er gleichsam zu einem Teil der Wand geworden war, an die er sich drückte. Sein Blick
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