Im Bann Des Jaegers
schauen.
In der Enge des Hauseingangs strahlten die geballten Energien Hitze aus. Das Gebäude ihm gegenüber flimmerte, und die dicken Mauern kräuselten sich, als seien sie nicht echt und die feste Materie nicht mehr fest. Er fühlte, wie sich seine Eingeweide verkrampften und sein Magen sich hob, und er kämpfte gegen die aufsteigende Galle an. Ohne jede Rücksicht auf sich selbst ignorierte er die Nebenwirkungen. Es war jedes Mal anders, aber ihm war schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass salzige Meeresluft und Nebel ihm das Durchdringen von Mauern zu erschweren schienen.
Er holte Atem und hob seinen Blick zum ersten Stock. Die Wände wichen, und ihm wurde einen Moment lang schwindlig, doch er überstand es einigermaßen unbeschadet, biss die Zähne zusammen und beachtete den Tumult auf der Straße nicht weiter, als die Jungen in den Geländewagen hineinzukommen versuchten, um ihn zu stehlen. Sie fanden die Blutlache und kletterten unter lautem Geschrei schleunigst wieder heraus. Die Welt versank, bis nichts mehr zwischen Kane und den Personen stand, die sich in der 124 aufhielten.
Jemand sitzt in einem Sessel dem Fenster gegenüber. Er rührt sich nicht und blickt starr hinaus. Keine Frau. Keine Kinder. Sein Standort ist ideal für eine Kamera. Gideon?
Ich habe ihn , bestätigte Gideon. Ziel ist erfasst.
Sieh dir die 125 an , befahl Mack.
Schon dabei, Boss. Kane richtete seinen Blick auf die Wohnung daneben. Jaimie hatte gesagt, dort sei ein alleinstehender Mann eingezogen. Ein Mann bewegte sich rasch durch das Apartment. Er entfernte sich von dem Fenster. Der Mann in der 125 ist bewaffnet. Neben der Tür steht ein zweiter Mann, ebenfalls bewaffnet.
Ich habe den ersten Mann im Visier , sagte Ethan. Den zweiten kann ich von hier aus nicht sehen.
Da wird Rauschgift gehandelt. Ein Mann mit einem Aktenkoffer ist gerade reingekommen. Kane wandte sich dem nächsten Stockwerk zu.
Ich sehe mich jetzt im zweiten Stock um. In der 234. Kane blickte zum obersten Geschoss auf. Die Mauern wichen und gaben die Bewohner seinem Blick preis. Eine Frau lag regungslos auf einem Bett, den Kopf seltsam abgewinkelt. Der Mann stand neben den Fenstern im Vorderzimmer und starrte auf die Straße und das Theater hinunter, das die Jungen veranstalteten, als sie von dem Geländefahrzeug wegrannten. Der Mann warf einen Blick in Richtung Schlafzimmer und schien etwas zu sagen; dann ging er in die Küche, um den Kühlschrank zu öffnen und eine Flasche herauszuholen. Ich kann es nicht ausschließen. Ein einzelner Mann läuft umher. Im Schlafzimmer ist eine Frau, sie liegt auf dem Bett.
Überprüfe noch einmal das Dach, Gideon.
Verstanden, Boss. Gideon kam dem Befehl nach.
Ich setze mich jetzt in Bewegung , sagte Kane.
Es dauerte immer ein paar Momente, bis er sich vom Einsatz seiner Gabe erholt hatte. Er fühlte sich körperlich geschwächt und war wacklig auf den Beinen, und sein Magen rumorte. Er ließ den Kopf sinken und holte möglichst tief Luft, um dem Schwindelgefühl entgegenzuwirken. Das kostete zwar nur Sekunden, doch ihm ging die Zeit aus.
Solange ihm die Jungen noch Deckung boten, musste er schleunigst die Straße überqueren. Er schlüpfte aus dem Hauseingang und hielt sich nach Möglichkeit in den Schatten, zog sich den Hut tief in die Stirn, ließ die Schultern hängen und veränderte seinen Gang. Schon allein durch diese Veränderungen wirkte er kleiner und schmaler, als er in Wirklichkeit war. Er überquerte die Straße eilig am Fußgängerüberweg, warf dabei nervöse, verstohlene Blicke auf die Jungen und blickte kein einziges Mal auf.
Auf dem Dach ist die Luft rein, Boss , meldete Gideon.
Javier war schon drinnen, und sie stiegen zu zweit die Treppe in den ersten Stock hinauf. Mack und Lucas waren von hinten in das Gebäude gekommen und befanden sich bereits auf dem Treppenabsatz im zweiten Stock. Kane gab Javier ein Zeichen. Sie traten mit vorgehaltenen Waffen in den Flur hinaus und öffneten alle ihre Sinne, um einen möglichen Feind zu finden. Lautlos bewegten sie sich voran und näherten sich zuerst dem Apartment 124.
Gideon, hast du den Mann im Auge?, fragte Kane.
Er hat sich nicht vom Fleck gerührt. Er hat noch nicht mal seine Haltung verändert.
Kane nickte Javier zu. Javier kniete sich hin und machte sich schnell an dem Schloss zu schaffen. Er stieß die Tür behutsam auf. Die Sicherheitskette war nicht vorgelegt, und eiskalte Finger strichen über Kanes Rücken.
Wir gehen rein. Er wusste,
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