Im Bann Des Jaegers

dass Gideon den Mann erschießen würde, falls es nötig sein sollte, aber da war noch etwas, eine Ahnung, die das Adrenalin durch seinen Organismus pumpte. Er konnte Whitneys Anwesenheit nahezu riechen.
    Wieder gab er ein Zeichen, und Javier duckte sich, um ihm Deckung zu geben, als Kane durch die Tür schlüpfte, sich an die linke Wand presste und mit vorgehaltener Waffe das Zimmer absuchte. Der Mann in dem Sessel rührte sich nicht und wandte noch nicht einmal seinen Kopf um. Es war möglich, dass er sie nicht gehört hatte, als sie hereingekommen waren, doch selbst jetzt, als Javier sich bewegte, um die anderen kleineren Zimmer zu überprüfen, hielt der Bewohner des Apartments unnatürlich still.
    Kane glitt mit dem Finger auf dem Abzug hinter ihn, und der Mann rührte sich immer noch nicht. Kane sah den Grund, als er sich ihm von der Seite näherte. Eric Lambert lag halb in dem Sessel und hatte dicht neben seiner Hand ein Getränk stehen; seine Kehle war aufgeschlitzt, sein Hemd mit Blut getränkt.
    Kane konnte den Pfeifentabak riechen, Whitneys Spezialmischung. Galle stieg in seiner Kehle auf. Er erinnerte sich an diesen widerwärtigen Geruch, den er eingeatmet hatte, nachdem er Rose geliebt hatte. Der Mann hatte sichergehen wollen, dass Kane und Rose sich paarten. Kane hatte seine Kameras zerstört, und daher war er gekommen, um es sich mit eigenen Augen anzusehen. Nie hatte Kane einen Menschen mehr verabscheut als dieses armselige Exemplar. Er hätte ihn auf der Stelle getötet, wenn er nicht eingesperrt gewesen wäre. So, wie die Dinge lagen, hatte er nur eines tun können – Roses Körper mit seinem eigenen gegen den selbstgefälligen, zufriedenen Blick des Ungeheuers abzuschirmen. Sie hatten einander durch das Gitter in der Zellentür angeschaut. Whitney hatte die Entschlossenheit in Kanes Augen gesehen und wusste, dass Kane seinen Tod wollte. Er hatte schlicht und einfach mit einer arroganten Geste die Pfeife zwischen seinen Zähnen herausgezogen und ihm zugenickt, ehe er fortgegangen war. Als hätten sie einen teuflischen Pakt miteinander geschlossen.
    »Er hat dir eine Nachricht hinterlassen.«
    Kane hatte es gesehen. Diesen mit Blut bespritzten Umschlag, der sorgsam und deutlich sichtbar neben dem toten Arzt abgelegt worden war. Fluchend zog Kane den Umschlag mit seinem Namen darauf unter der Hand des Toten heraus.
    Boss, Whitney war hier. Eric Lambert ist tot. Er konnte noch nicht allzu lange fort sein. Kane wurde schlecht von dem Tabakgeruch. Widerwillig öffnete er den Umschlag.
    Jetzt hast du unser Spielchen also endlich gewonnen, Kane. Deine Belohnung besteht in diesem Wohnhaus. Ich habe es auf dich überschreiben lassen. Du hast es in der Tat verdient, den Jungen zu behalten. Eric Lambert hat dich ebenso verraten, wie er mich verraten hat. Hätte er das Blut deines Sohnes an sich gebracht, dann hätte er es eurem größten Feind übergeben, einer Gruppe, die sich dem Ziel verschrieben hat, jeden Schattengänger auf dem Planeten auszumerzen und meine Arbeit von Jahren ungeschehen zu machen. Durch deine Wachsamkeit hast du ihn daran gehindert. Das ist äußerst lobenswert. Sie werden Jagd auf euch machen, auf euch alle, aber du besitzt die Intelligenz und das Training, um zu verhindern, dass sie euch vernichten. Ich gratuliere dir zu deinem Sieg. Rose hätte ich gern wieder. Sie hat ihre Sache großartig gemacht, dieses Kind zu gebären. Du musst mich über die Fortschritte des Jungen auf dem Laufenden halten. Rose kann mit ihrer Aufsässigkeit ermüdend sein, aber ihre genetischen Anlagen sind von unschätzbarem Wert. Falls du ihrer müde werden solltest, brauchst du es mich nur wissen zu lassen, und ich werde dir einen weiteren Handel anbieten.
    Kane hätte die Nachricht fast in seiner Hand zerknüllt. Ihrer müde werden? Als sei Rose nur zum Kindergebären gut und besäße ansonsten kaum einen Wert. Verachtete und verabscheute Whitney Frauen tatsächlich so sehr? Mit Sicherheit genoss er es, sie leiden zu sehen. Es hatte ihm Vergnügen bereitet, Rose dazu zu zwingen, dass sie einen Mann akzeptierte.
    »Whitney, du verdammter Mistkerl«, murmelte er laut vor sich hin. Er blickte auf den letzten Absatz hinunter.
    Ich habe McKinley vor Javier Enderman gewarnt, aber er hat sich geweigert, auf mich zu hören. Enderman ist ein Psychopath. Wenn ihr alle ihm weiterhin vertraut, wird er euer Untergang sein. Töte ihn jetzt, ehe er euch alle vernichtet. Ich hätte seine Anlagen niemals steigern dürfen,