Im Bann Des Jaegers
und ihn mit dem Baby im Arm betrachten, aber es schien, als könnte sie ihre Augen nicht länger offen halten. »Ich bin müde, Kane.«
»Ich weiß, meine Süße. Lass mich das Baby hinlegen, damit ich überprüfen kann, ob du nicht zu stark blutest, und dann lasse ich dich schlafen.«
Sie liebte den Klang seiner Stimme, vor allem, wenn er sie seine Süße nannte. Sie hätte fast glauben können, sie seien ein ganz normales Paar, das sich riesig über die Geburt des ersten gemeinsamen Kindes freute, und nicht zwei Fremde, die ein Irrer zusammengebracht hatte. »Es tut mir leid, dass du all das tun musst.«
»Ich hätte es mir um keinen Preis entgehen lassen.«
Es klang so ehrlich. Das war eines der Dinge, die sie ganz besonders an Kane liebte – seine Aufrichtigkeit. Er meinte das, was er zu anderen Menschen sagte, ernst und schreckte auch nicht davor zurück, unangenehme Wahrheiten auszusprechen. Wenn er sie ansah, stand oft ein ganz reizender Ausdruck auf seinem Gesicht – als verwirrte sie ihn und er wüsste nicht recht, was er von ihr halten sollte.
»Du bist wirklich ein außergewöhnlicher Mann, Kane.« Sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Worte herausrutschten. Er war außergewöhnlich.
Er beugte sich zu ihr hinunter und hauchte einen Kuss auf ihre Wange. »Du kennst ganz offensichtlich nicht allzuviele Männer, Rose.« Er gab ihr noch einen Kuss, diesmal auf die Schläfe. »Aber das kann mir nur recht sein. Du hast deine Sache großartig gemacht, Schätzchen. Unser Sohn ist wunderschön. Gott sei Dank sieht er aus wie du.«
Ihre Wimpern flatterten, während sie ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen versuchte. Sie durfte sich nicht in ihn verlieben. Sie hatte sich darauf eingelassen, mit ihm ins Bett zu gehen, aber sie wollte nicht, dass ihr Herz daran beteiligt war. Herzen konnten brechen, und allein war sie stark. Das musste sie sein, um zu überleben. Mit Beziehungen und Familie kannte sie sich überhaupt nicht aus. Sie traute sich zu, dahinterzukommen, wie man ein Kind bemutterte, doch ihre Gedanken drehten sich weniger um Kindererziehung, sondern in erster Linie darum, ihr Kind zu beschützen. Echte Gefühle für Kane würden zu Komplikationen führen. Den Kopf hatte er ihr ohnehin schon verdreht. Sie hatte sich eingeredet, es läge daran, dass er der erste anständige Mann war, den sie jemals kennengelernt hatte, doch in ihr regte sich der leise Verdacht, die Dinge lägen viel komplizierter und es sei vielleicht schon zu spät.
»Ich finde, er sieht aus wie du«, sagte sie. »Das Haar hat er von mir, aber den Rest ganz und gar von dir.«
»Ich sehe aus wie ein kleiner alter Mann?«
Sein gutmütiger Spott ließ ihr Herz wieder flattern. Seine Finger strichen zart über die Haarsträhnen, die ihr ums Gesicht fielen, und sie gab sich seinen Berührungen so gierig hin, als sei sie völlig ausgehungert. Vielleicht lechzte sie ja wirklich nach Zärtlichkeit. Sie war nie in ihrem Leben umarmt oder gestreichelt worden. All das hatte sich erst geändert, als Kane mit ihr ins Bett gegangen war. Er hatte sie nicht zum Sex gezwungen. Er war so sanft mit ihr umgegangen, und jede Berührung hatte ihr Vergnügen bereitet, weit mehr als nur körperliche Lust. Dieser Körperkontakt war ihr unter die Haut gegangen, und jetzt verzehrte sie sich nach diesen kleinen Berührungen. Sie erkannte deutlich sein Zögern, die Scheu vor zu viel Körperkontakt, doch sie wünschte, er würde sich einfach neben sie legen und sie in seinen Armen halten.
»Er sieht nicht aus wie ein alter Mann.«
Kane lachte leise über ihren Tadel, während er den Kopf des Babys hätschelte. Widerstrebend legte er den Jungen in die kleine Kiste, die er vorbereitet hatte, um ihn warm zu halten. Rose war kein einziges Mal auf den Umstand zu sprechen gekommen, dass Whitney an beiden Elternteilen des Jungen experimentiert hatte und dass er jetzt ihrer beider DNA geerbt hatte. Whitney hatte Veränderungen an Roses und seiner DNA vorgenommen, und es ließ sich nicht vorhersagen, welche Form von Gaben oder Flüchen das Kind in sich trug. Bei manchen Schattengängern waren die übersinnlichen Gaben so stark ausgeprägt, dass der Betroffene eine andere Person brauchte, einen Anker, der ihn von quälenden Eindrücken von außen abschirmte, weil er selbst nicht in der Lage war, sich seelisch gegen seine nähere Umgebung abzuschotten.
Er berührte das Kind sanft und fühlte sich vor Liebe beinah überwältigt. Wie konnte ihm so ein winziger
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