Im Bann Des Jaegers
hinunter, blickte dann wieder zu Kane auf und lächelte. Sie lächelte selten, doch wenn sie es tat, ging ihm das Herz auf. Sie war in seinen Augen unglaublich schön. Alles an ihr gefiel ihm, und besonders gern sah er ihren Gesichtsausdruck, wenn sie sich über ihren und seinen Sohn beugte. So liebevoll. Und wenn sie mit demselben Lächeln zu ihm aufblickte, mit dem sie ihren Sohn angesehen hatte, wirkte es zärtlich und intim. Er fühlte sich ihr verbunden wie nie zuvor.
Rose räusperte sich und sah ihm fest in die Augen. Er konnte fühlen, wie sich sein Herzschlag beschleunigte. Sie war nicht zu Scherzen aufgelegt und würde ihm etwas von größter Wichtigkeit mitteilen. Er verharrte in erwartungsvoller Stille, denn er wusste, dass dieser Moment der Moment sein könnte, der ihm alles bedeutete, und er wollte sich nicht die kleinste Nuance entgehen lassen.
Rose schluckte wieder und hauchte, ohne ihren Blick von ihm abzuwenden, einen Kuss auf den Kopf des Babys. »Ich wollte es mir unmöglich machen, jemals einen anderen Mann in meinem Leben zu akzeptieren«, sagte sie leise. »Meine Wahl eines Partners fürs ganze Leben ist auf dich gefallen, und daran wird sich auch dann nichts ändern, wenn wir nicht zusammen sind.«
Einen Moment lang hätte das Rauschen in seinen Ohren beinah ihre Worte übertönt. Sein Herz schlug so heftig, dass er sich eine Hand auf die Brust presste. Was sagte sie da? Sie wollte mit ihm zusammen sein? Selbst jetzt noch, obwohl sie die Möglichkeit hatte, ihm und dem gesamten Schattengängerprogramm endgültig den Rücken zu kehren?
»Ich hatte meine Wahl schon getroffen, ehe du das erste Mal in mein Zimmer kamst, Kane«, gestand sie. »Ich hatte dich wochenlang beobachtet und war mit der Zeit vielleicht ein wenig von dir besessen. Jemanden wie dich hatte ich vorher noch nie gesehen. Vielleicht war unsere gemeinsame Zeit für dich nicht gerade denkwürdig, aber ich erinnere mich an jede Einzelheit. Ich erinnere mich daran, wie du mich berührt hast, wie sich deine Haut auf meiner angefühlt hat und wie behutsam du mit mir umgegangen bist. Ich höre nachts den Klang deiner Stimme, und er tröstet mich. Was ich für dich empfunden habe, habe ich sonst nie empfunden. Ich dachte, selbst wenn ich nur diese eine Nacht mit dir hätte, würde mir das genügen.«
Kane stand abrupt auf und wandte ihr den Rücken zu, denn er war sich keineswegs sicher, dass es ihm gelingen würde, sich seine Gefühle nicht ansehen zu lassen. Ihr Mut demütigte ihn. Sie war eine ganz außerordentliche Frau, und er konnte einfach nicht glauben, dass sie sich an ihn gebunden hatte, und schon gar nicht nach dieser einen Nacht mit ihm. Zugegebenermaßen hatte er ihr beim ersten Mal das Gefühl geben wollen, sie würde von einem Mann über alles geliebt. Er wollte nicht, dass sie sich dazu gezwungen fühlte oder sich davor fürchtete, und er hatte alles getan, was in seinen Kräften stand, um ihren Körper darauf vorzubereiten, ihn in sich aufzunehmen, aber unter dem Strich hatte es so ausgesehen: Wenn Rose ihm nicht erlaubt hätte, mit ihr zu schlafen, dann hätte Whitney an seiner Stelle einen anderen Mann zu ihr geschickt. Dieser Mann, Carlson, hätte rohe Gewalt angewendet.
»Ich vermute, ich werde den Rest meines Lebens damit zubringen müssen, dir zu beweisen, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.« Er beschloss, nicht darauf zu achten, dass seine Stimme etwas zu heiser klang. Er war kein Mann, der zu starken Gefühlsregungen neigte, und dieses enge Zusammenleben mit Rose und dem Baby hatte ihm den Eindruck vermittelt, er könnte durchaus den Rest seines Lebens hier in diesem Haus in der Wüste verbringen, sogar in dem Wissen um die ständige Bedrohung von außen.
»Kane.«
Sie sprach seinen Namen mit so großer Zärtlichkeit aus, dass ihm ganz anders wurde. Verdammt nochmal, Frauen besaßen Macht über Männer, viel mehr Macht, als er jemals geahnt hatte. Rose konnte mit nichts weiter als ihrem Tonfall erreichen, dass ihm die Knie weich wurden. Er drehte sich mit einem leichten Widerstreben zu ihr um.
»Ich wäre in den Hubschrauber gestiegen, wenn du mitgekommen wärst.«
Vertrauen. Da hatte er es. Unumwunden und aufrichtig. Und es wurde ihm in einer Situation entgegengebracht, in der er es eigentlich gar nicht verdient hatte. Er hatte keine Ahnung, warum er ein solcher Glückspilz war, aber sie hatte einen zynischen, harten Mann gewählt und ihn in ihrer Vorstellung zu einer Art edlem Ritter in
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