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Im Bann Des Jaegers

Im Bann Des Jaegers

Titel: Im Bann Des Jaegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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hat wirklich die Ruhe weg. Es ist kaum zu fassen, wie cool sie ist.« Seine Stimme war von Stolz erfüllt. Er konnte es nicht ändern. Sie sah so klein und zerbrechlich aus mit ihrer Porzellanhaut und ihren großen mandelförmigen Augen, die so dunkel waren wie geschmolzene Schokolade. Sie wirkte hilflos . »Sie ist ungefähr so hilflos, wie ich es bin, Junge. Vergiss das bloß nie. Und unterschätze ihre Fähigkeiten nicht. Deine Mutter ist außergewöhnlich.«
    Der Junge schloss seine Faust fester um Kanes Finger, als verstünde er jedes Wort. Redete man Babysprache mit Säuglingen, oder führte man richtige Gespräche mit ihnen? Kane war ein Mann von der Sorte, der es niemals gelingen würde, mit einem Baby zu brabbeln. Der Junge musste vom frühest möglichen Alter an begreifen, dass sein Leben nicht normal war und auch nie normal verlaufen würde. »Wir werden unser Bestes tun, um dir eine Kindheit zu ermöglichen, Sebastian«, versprach er ihm. »Aber du wirst Dinge wissen müssen, von denen Kinder eigentlich nichts wissen sollten. Ich glaube, mit der Wahrheit sind wir am besten bedient, meinst du nicht auch?«
    Er stellte sein Zielfernrohr auf Fargo ein. Fargo beobachtete Carlson, nicht Rose. Er hielt etwas Kleines in der Handfläche. Er sandte Whitney hinter Carlsons Rücken eine Nachricht, daran bestand kein Zweifel. Carlson war längst verraten und verkauft. Und zwar für das, was der Arzt Fargo in Aussicht gestellt hatte, was auch immer das sein mochte. Es konnte gut sein, dass Fargo Whitney nicht mochte, und vielleicht war ihm auf irgendeiner Ebene sogar klar, dass Whitney ihn wahrscheinlich genauso wie Carlson betrügen würde, doch das, womit Whitney ihn zu ködern versuchte, war in den Augen des Mannes einfach unwiderstehlich.
    »Es wurden zahllose Spekulationen angestellt, ob Whitney selbst übersinnliche Gaben besitzt oder nicht, Sebastian, und ich schlage mich immer mehr auf die Seite derer, die behaupten, er besäße sie.« Kane redete leise weiter. »Ich glaube, er kann in das Innere von Menschen blicken und erkennen, ob sie Gaben haben und worin ihre Schwächen bestehen. Deshalb ist er immer noch im Geschäft. Er ist ein Meister, wenn es darum geht, Menschen zu manipulieren. Vergiss das bloß nie und trau nichts, was er sagt oder tut.«
    Er rieb sein Kinn an dem Gewehrkolben und blickte finster. »Und das führt uns zu der entscheidenden Frage. Warum war er mit Diego Jimenez im Bunde? Was meinst du, Sohn? An dieser ganzen Geschichte ist etwas faul. Es stinkt zum Himmel.« Er zwinkerte dem Kind zu. »Und ich rede nicht von deinen Windeln.«
    Gott sei Dank war es nicht die Windel. Windeln wechseln rangierte ganz oben auf der Liste der … nun ja … okay, er hätte mit Freuden jede andere Pflicht vorgezogen. Zum Glück schien es Rose nichts auszumachen, und tatsächlich roch der Junge erstaunlicherweise nicht so, wie Kane es angenommen hätte.
    Er konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf Carlson, der die wahre Bedrohung für Rose darstellte. Fargo würde ihm den Rücken decken, falls er tatsächlich versuchen sollte, sie sich zu schnappen, aber er würde nicht von sich aus gegen die Befehle verstoßen. Carlson ließ es wieder mal darauf ankommen und kroch noch dreißig Zentimeter näher an sie heran.
    Rose hob mit einem Ruck den Kopf. Sie stemmte sich aus dem Stuhl. Carlson erstarrte, als sie sich so langsam und sorgfältig umsah wie jemand, der einen Schrecken bekommen hat.
    »Deine Mommy ist ja so klug«, flüsterte Kane dem Baby zu. »Sie macht das richtig gut. Jetzt jagt sie dem Scheißkerl teuflische Angst ein.« Er räusperte sich. »Benutze dieses Wort nicht, Sohn. Und schon gar nicht in Gegenwart deiner Mutter. Wahrscheinlich sticht sie mir sonst ein Messer in die Eingeweide.« Er räusperte sich wieder. »Und erzähle ihr niemals von unseren Gesprächen. Ich bin ziemlich sicher, dass ihr nichts von dem, was ich zu dir sage, recht wäre.«
    Rose trat aus dem sicheren Bereich heraus, und sein Lob ging sofort in Flüche über. Verdammte Scheiße, spiel nicht mal mit dem Gedanken, ihn umzulegen, Rose. Wenn du noch einen einzigen Schritt machst, komme ich raus. Wenn du nicht auf mich hörst, wirst du ja sehen, was passiert.
    Er verlagerte sein Gewicht bereits, um sofort einzuschreiten, falls sie sich ihm widersetzte.
    Himmel nochmal. Du gönnst mir aber auch gar keinen Spaß. Ich wollte ihn doch nur an der Nase herumführen.
    Er atmete tief durch, weil sich sein Inneres total verkrampft hatte.

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