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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
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an. Außerirdische Propheten vom Sternenhaufen der Plejaden hätten ihnen die spirituellen Lehren gebracht. Es sind exakt jene Sterne, die auch bei den modernen Esoterikern eine zentrale Rolle spielen: Dort sollen die aufgestiegenen Meister oder die geistige Hierarchie beheimatet sein.
    Immerhin machte Tata (Großvater) Cutzal Mijango ein paar kritische Anmerkungen und geißelte die Unterdrückung der heutigen Maya in Guatemala: »Wir sind bei uns zu Hause nichts wert«, sagte er, »in den Schulbüchern wird behauptet, die Maya existierten überhaupt nicht.« Es ist deshalb verständlich, dass die Ältesten die Beachtung, ja die Verehrung der westlichen Esoteriker genießen. Doch scheint ihnen nicht bewusst, dass sie sich durch die spirituellen Sucher vereinnahmen lassen und ihre Vorfahren verraten.
    Die esoterische Mentalität der Maya-Ältesten veranschaulichte auch Vilma Cristina. Die Grandmother richtete das Wort mit »der Erlaubnis der vier Himmelsrichtungen« an ihre Zuhörer. Bevor die Spanier gekommen seien, hätten die Maya ein kosmisches Leben geführt, behauptete sie. Dass ihre Kultur in Wirklichkeit von den spanischen Eroberern weitgehend zerstört wurde, erwähnte sie nicht. »Heute leben wir unsere kosmische Vision wieder«, sagte sie.
    Als Ausdruck dieser spirituellen Lebensweise erklärte Vilma Cristina die Bedeutung ihres gestickten Kopftuchs. Dieses stelle eine Schlange mit Flügeln dar und schaffe eine Verbindung
von den Haaren zum Kosmos. Auf diese Weise erhalte eine Frau Kraft. Schneide sie die Haare, gehe die kosmische Energie verloren, erklärte Vilma Cristina. Für ihre spirituelle Entwicklung sei es wichtig, dass die Maya den Kalender ihrer Vorfahren benutzen könnten. Solche mystischen Ideen interessieren aber nur Esoteriker, nicht jedoch ihre Landsleute, die mit existenziellen Problemen zu kämpfen haben.
    Auch Grandmother Elizabeth Araujo verklärte ihre Vorfahren. »Wir sind hier, weil sich nun ihre Prophezeiungen erfüllen, die sie uns überliefert haben«, sagte sie. Gleichzeitig kritisierte sie beim Kongress in Zürich die Ethnologen und Archäologen. Diese würden ein falsches Bild von den Maya zeichnen. Es stimme nicht, dass ihre Ahnen viele Götter gekannt hätten: »Es gibt nur einen Gott, den großen Schöpfer des Universums, der alles erschaffen hat.« Weshalb in den Inschriften und den vier Schriften von vielen Göttern die Rede ist, erklärte sie nicht.
    Elizabeth Araujo wehrte sich auch – für einmal wohl zu Recht – gegen die Behauptung der Wissenschaftler, ihre Ahnen hätten Menschenopfer dargebracht. Ihre Erklärung: Die Forscher würden einen archäologischen Fund falsch interpretieren, der einen blutenden Menschen auf einem Tisch zeigt, über dem eine Person mit einem Messer zu sehen ist. Beschönigend wirkte dann aber die Aussage, die Maya hätten immer Respekt vor dem Leben gehabt und seien sanfte, spirituell hoch entwickelte Wesen gewesen. Denn die verschiedenen Volksgruppen der Maya führten gelegentlich blutige Kriege gegeneinander.

5. Sagenumwobene Maya-Kultur
    Um das Volk der Maya ranken Mythen und Legenden. Die sagenumwobenen Ureinwohner aus Mittelamerika eignen sich hervorragend als Projektionsfläche für zivilisationssatte Esoteriker
und spirituelle Sucher. Sie verklären die Maya und ordnen ihnen besondere übersinnliche Fähigkeiten zu. Die begrenzte Quellenlage fördert die Legendenbildung des untergegangenen Reichs.
    Die Entdeckung der Maya-Kultur könnte aus dem Drehbuch eines Abenteuerfilms stammen, was auch zu ihrem Mythos beigetragen hat. Als die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert durch die Urwälder der Halbinsel Yucatán in Mittelamerika streiften, boten sich ihnen gespenstische Szenen. Sie stießen im tiefen Dschungel auf mächtige Pyramiden, verfallene Paläste, Tempel und überwucherte Ritualplätze: die monumentalen Überreste einer untergegangenen Hochkultur. Nach den Menschen, die die überwältigenden Bauwerke geschaffen hatten, suchten die Eroberer vergeblich. Dafür entdeckten sie auf Steinstelen und Vasen Inschriften, deren Bildsprache sie nicht verstanden. Auch die Bücher, die sie fanden, gaben ihre Geheimnisse nicht preis.
    Das geheimnisvolle Volk gab den Ethnologen und Archäologen während Jahrhunderten Rätsel auf. Wer waren die Baukünstler, die ohne erkennbare Hilfsmittel 70 Meter hohe Pyramiden gebaut hatten? Was für eine Sprache benutzten sie, welche Botschaften enthielten die Inschriften? Wie konnte ein Volk untergehen,

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