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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
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ärmlichen Verhältnissen. Von ihren Urahnen wissen sie wenig, ihnen fehlen Bildung und Geld, um sich für die Maya-Forschung zu interessieren, erklärt José Huchim, Archäologe aus Yucatán. Würde er zu den Maya-sprechenden Menschen gehen und sie fragen, was Ende 2012 passieren werde, »hätten sie mit Sicherheit keine Ahnung«. Sie würden ihm nicht glauben, dass die Welt zu Ende gehen soll, sagt José
Huchim. »Wir haben derzeit richtige Sorgen, zum Beispiel fehlenden Regen.«
    Da die Nachfahren der Maya zur Unterschicht gehören, sind ihr Sozialprestige und ihr Einfluss in Mittelamerika gering. Dies trifft auch für die Maya-Ältesten zu, die mit ihren Anliegen bei Regierung und Bevölkerung kaum Gehör finden. Das Desinteresse und die Unterdrückung der Maya-Kultur durch die Regierung stehen in scharfem Kontrast zur großen Beachtung, die die Maya-Vertreter in vielen Esoterik-Zirkeln der westlichen Welt finden.
    Beten mit den Maya-Ältesten
    Westliche Sucher hoffen, von den Prophezeiungen und der angeblich übersinnlichen Weisheit der Maya profitieren zu können. Einen Beitrag dazu wollte der Schweizer Esoterik-Anbieter Silvan Zülle leisten, der Seminare durchführt und Vorträge zu spirituellen Themen hält. Er lud vier Maya-Älteste in die Schweiz ein. Zülle dazu: »Interessanterweise kommen die Maya selbst kaum zu Wort, wenn es um ihre eigenen Kalender und deren Deutung geht. Der Besuch von Maya-Ältesten in der Schweiz vom 13.–21. August 2011 soll nun diesbezüglich für Aufklärung sorgen – sozusagen als authentische Botschaft der Maya aus Guatemala.«
    Silvan Zülle bereitete den vier Besuchern Grandmother Elizabeth Araujo, Tata Juan Kamaja, Nan Vilma Cristina Poz Perez und Tata Salvador Cutzal einen würdigen Empfang. Er mietete den großen Saal des Kongresshauses in Zürich und den Berner Kursaal – zwei der renommiertesten Häuser der Schweiz –, um die Maya-Ältesten einem breiten Publikum zu präsentieren.
    Die vier sind solche Großveranstaltungen gewohnt. Vor allem Grandmother Elisabeth gilt als Maya-Ikone und hat schon an vielen Orten dieser Welt Maya-Zeremonien durchgeführt.
»Dabei stehen Einheit, Balance und Harmonie mit Mutter Erde im Vordergrund«, wird die Rednerin in bester Esoterik-Manier vorgestellt. Sie lebt vom Mythos ihrer Urahnen und gilt in Esoterikkreisen als Star.
    Dürftige Informationen von den Maya-Ältesten
    In Zürich füllten rund 1300 Besucher den Kongresssaal und zahlten 50 Franken (rund 45 Euro) Eintritt. Was die vier Referentinnen und Referenten aus Mittelamerika boten, war aber zwiespältig. Vor allem der Informationsgehalt ihrer vierstündigen Veranstaltung ließ zu wünschen übrig. Im Plauderton streiften sie ein paar belanglose Themen und gefielen sich in der Rolle der gefeierten Gäste. Juan Cumaja stand sogar auf und heizte mit rhythmischen Armbewegungen und im Stil eines Frontmanns einer Rockband das Publikum an. Dieses klatschte im Rhythmus, viele Besucher pfiffen vor Begeisterung. Dabei hatte Juan Cumaja noch gar nichts verkündet. Er war erst aufgestanden und hatte die Besucher aufgefordert, es ihm gleichzutun und mit ihm den Schöpfergott anzubeten. Dabei dankte er dem Herzen des Himmels, des Wassers, des Windes; er bedankte sich bei Mutter Erde und seinem Gott, der die Maya-Gedanken in diese Veranstaltung trage.
    Immerhin gaben die vier Maya-Ältesten Entwarnung: Die Welt werde Ende 2012 nicht untergehen, verkündeten sie übereinstimmend. Die Zeitrechnung beginne einfach wieder von vorn. Einig waren sich die Nachfahren der Maya aber, dass große Veränderungen anstünden. Die Menschheit werde sich auf neue spirituelle Werte besinnen und einen Weg in die Harmonie finden. In diesem Punkt erfüllten sie die Erwartungen und Sehnsüchte vieler Besucher.
    Selbst die spirituellen Botschaften der Maya-Ältesten blieben auf einer bescheidenen Ebene stecken: In jedem zweiten Satz war
unspezifisch und nach esoterischer Manier von Liebe, Harmonie, spiritueller Energie und Kosmos die Rede. Die versprochenen neuen Fakten über den Zeitbegriff der Maya, ihre 20 Kalender, ihre Tradition und Kultur blieben die Redner schuldig.
    Dafür legte sich Grandmother Elizabeth Araujo für ihre Vorfahren ins Zeug und förderte den Mythos vom spirituellen Potenzial ihrer Ahnen. Ihre Weisheiten kehrten in unseren Tagen zurück, ihre Prophezeiungen von einer harmonischen Welt würden sich nun erfüllen, sagte sie. Als Quelle ihrer Erkenntnisse gab sie mündliche Überlieferungen

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