Im Bann des Maya-Kalenders
wichtiges Hilfsmittel, um die End- oder Wendezeit zu »berechnen«. Und nicht erst in unseren Tagen, wie die Prophezeiungen von Nostradamus aus dem 16. Jahrhundert zeigen (siehe Kapitel 16).
Apokalyptische Vorhersagen nach astrologischen Prinzipien sind ein riskantes Unterfangen. Dies zeigte eine Fernsehdokumentation in Japan aus dem Jahr 1980. Einem Millionenpublikum wurde beteuert, zwei anerkannte Fachleute seien unabhängig voneinander zur Auffassung gelangt, die Menschheit würde 1999 aufgrund einer astrologischen Konstellation ausgelöscht. In seinem Buch Prophezeiungen zur Jahrtausendwende schreibt A.T. Mann, die japanischen Wissenschaftler hätten die Prophezeiungen des Propheten Nostradamus in Beziehung zu astrologischen Projektionen über das Große Kreuz gebracht, das am 18. August 1999 im Sonnensystem auftreten werde.
In der Aufsehen erregenden Sendung erklärte Hideo Itakawa, Professor und Pionier der Raketentechnologie, er habe durch
Computerberechnungen herausgefunden, dass an diesem Tag die Sonne und die Planeten in der Form eines Kreuzes zueinander stehen würden. Er mixte diese astrologischen Berechnungen mit den Prognosen der Zukunftsforscher und kam zum Schluss, dass schwere Umweltkatastrophen und Zerstörungen das Ende der Menschheit einläuten würden. Die Verquickung »wissenschaftlicher Erkenntnisse« mit den Prophezeiungen von Sehern wie Nostradamus ergibt wahrlich einen explosiven apokalyptischen Cocktail.
Wenn anerkannte Naturwissenschaftler solche Spekulationen als Tatsachen darstellen, ist ihnen der Applaus der Esoterikszene gewiss. Denn diese leidet darunter, dass ihre oft schwer nachvollziehbaren Erkenntnisse als Fantastereien abgetan werden. Um Anerkennung zu gewinnen, stützen sich Esoteriker, bei denen es um spirituelle Belange geht, paradoxerweise gern auf die Wissenschaft. Analysiert man allerdings die Prophezeiungen von Professor Itakawa, reduziert sich sein »wissenschaftliches Konstrukt« auf eine gewagte astrologische Spekulation, mit der er ein großes Fernsehpublikum ängstigte. Seine Computerberechnungen gehen nämlich von der fragwürdigen Annahme aus, dass die Prophezeiungen von Nostradamus gottgegeben seien und das Kraftfeld des astrologischen Kreuzes die Welt mit einer zerstörerischen Energie belasten werde. Beide Hypothesen waren reine Spekulation, und die »wissenschaftliche« Berechnungsmethode erwies sich als Computerspiel mit fragwürdigen Zahlen. Das Resultat kennen wir seit dem 18. August 1999: Seine Prognosen blieben Makulatur.
Wer die heimliche Leidenschaft von Professor Itakawa kennt, zieht seine wissenschaftliche Glaubwürdigkeit in Sachen Astrologie zusätzlich in Zweifel. Der Japaner ist begeisterter Amateurastrologe und hat verschiedene Schriften zu diesem Thema verfasst.
Selbstmord in apokalyptischer Verblendung
Wie außergewöhnliche Himmelserscheinungen den religiösen Wahn von sektenhaften Kultbewegungen wecken können, demonstrierte die Gruppe Heaven’s Gate Ende März 1997 bei San Diego, Kalifornien. Als der Komet Hale-Bopp auf seiner Bahn den nächsten Punkt zur Erde erreicht hatte, verabschiedeten sich 38 verblendete Jünger zusammen mit ihrem 66-jährigen Kultleader Marshall Applewhite durch einen kollektiven Suizid von der Erde, um sich in »feinstofflicher Form« zum Kometen zu beamen. Sie schluckten tödliches Gift und stülpten sich Plastiksäcke über den Kopf, um das Ableben zu beschleunigen. Wie die bereitgestellten Reisetaschen zeigten, glaubten die Sektenanhänger, auch im All ihre Zahnpasta zu brauchen.
Sie hatten in der Überzeugung gelebt, kosmische Wesen aus dem Weltall zu sein, die vorübergehend eine Mission auf der Erde zu erfüllen hatten. Die Mitglieder der Ufo-Sekte starben im Glauben, im Schweif des Kometen warte ihr Raumschiff. Alle Kultanhänger nahmen eine Fünf-Dollar-Note und Nike-Schuhe mit auf die letzte Reise.
Viele Astrologen prophezeiten ähnlich wie die esoterischen »Propheten« reihenweise Horrorszenarien für die Jahrtausendwende. Die Sonnenenergie werde um etwa 20 Prozent zunehmen und die Ozonschicht dramatisch schrumpfen. Und sie sahen Flutwellen voraus, die Landstriche und Städte zerstören und Inseln im Meer versinken lassen würden. Außerdem würden Erdbeben große Gebiete dem Erdboden gleichmachen. Die astrologischen Verkünder prophezeiten auch einen markanten Polsprung. Die Erdachse werde sich verschieben und gewaltige Klimaänderungen bewirken.
Nur: Gab es irgendeinen Grund – abgesehen vom
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