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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
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Grenzbereiche vor.
    Bewusstseinsspaltung einer Mysterienschülerin
    Ein eindrückliches Beispiel einer Entfremdung und Bewusstseinsspaltung schildert Inge Schneider in ihrem Buch Countdown Apokalypse (1995). Die Autorin, die auch nach ihrer Grenzerfahrung noch offen für esoterische Prozesse ist, hat ihre mystischen Erlebnisse in der gnostischen Geistesschule des Lectorium Rosicrucianum, einer Rosenkreuzer-Gemeinschaft, gemacht.

    Inge Schneider war von der Atmosphäre in den hellen Tempeln der Rosenkreuzer und vom »Kraftfeld« der Mysterienschule, in der das geistige Bewusstsein sämtlicher Bruderschaften gebündelt sein soll, fasziniert. »Das Leben ›in der Welt‹, im Alltag, wurde für mich zum Problem. Eine tiefe Disharmonie entstand in mir durch die Erkenntnis, dass ich meinen Beruf als Direktionssekretärin und später als Informatorin ja in der Welt zu erfüllen hatte, die von der Geistesschule als die ›Welt des Todes‹ bezeichnet wurde.« Die Spaltung, die in der Geistesschule zwischen den beiden Welten gemacht werde, zog sich bald durch ihr ganzes Wesen und trennte es in zwei Teile. Sie bekam Konzentrationsprobleme und stellte fest, dass sich ihre Persönlichkeit nicht umwandelte, wie versprochen wurde, sondern auflöste. Halluzinationen und Wahrnehmungsverschiebungen stellten sich ein, Inge Schneider verlor auf der Straße das Bewusstsein.
    Ein Arzt wies die Mysterienschülerin in eine psychiatrische Klinik ein, wo sie nach mehreren Tagen in verwirrtem Zustand erwachte. Sie halluzinierte weiter, und der Psychiater diagnostizierte eine Schizophrenie. Nun wurde sie vom Lectorium »dispensiert«, also ausgeschlossen. »Man kann sich ermessen, was der Ausschluss für mich bedeutete, denn der Verbleib in dieser Schule war für mich gleichbedeutend mit Lebenssinn, außerhalb herrschten Todesgrauen und Verzweiflung. Dass mich das Kader der Schule in die ›Welt des Todes‹ zurückgestoßen hatte, kam einem Todesurteil gleich. Und so folgte eine Zeit, in der ich mich täglich mit Selbstmordgedanken trug.«
    Drei Jahre lang pilgerte sie von Therapeut zu Therapeut und von Heiler zu Heiler. »Auch Ärzte, Hellseher und Wahrsager wurden bemüht. Alle denkbaren Heilungsmöglichkeiten wurden ausprobiert – wir reisten sogar auf die Philippinen zu den Geistheilern. Alles half gerade so lange, bis die Energie der Heiler, die ich in mein Wesen aufgenommen hatte, verbraucht war.« Es gibt von außen betrachtet wahrscheinlich eine einfache Erklärung für das Scheitern der Therapien der Geistheiler und esoterischen
Therapeuten: Diese operierten mit ähnlichen mystisch-okkulten Energien, Methoden und Ritualen, die bei Inge Schneider offensichtlich die Schizophrenie ausgelöst hatten. Statt ihr zu helfen, begünstigten die Heiler das unheilvolle mystische Syndrom.
    Drei Jahre nach dem psychischen Zusammenbruch stellte Inge Schneider den Antrag, wieder in die Geistesschule der Rosenkreuzer aufgenommen zu werden: »Noch glaubte ich daran, dass ich erst bei einem Wiedereintritt in die ›Schule des goldenen Rosenkreuzes‹ wieder ganz geheilt sein würde. Noch immer war ich davon überzeugt, dass diese Schule die Inkarnation der Wahrheit auf Erden war.« Da sie nun eine gewisse Distanz zur mystischen Welt der Rosenkreuzer hatte, verloren die Zeremonien und Heilsideen nach ihrem Wiedereintritt ihre Unschuld und ihren Glanz. Nach drei weiteren Jahren trat sie freiwillig aus dem Lectorium aus.
    Der Ablösungsprozess dauerte aber noch Jahre, wie Inge Schneider weiter schreibt: »Unsägliche Ängste tauchten da plötzlich aus dem Unterbewussten auf, raubten mir den Schlaf und verwirrten mich tagsüber.« Die Verarbeitung der Erfahrungen beim Schreiben des Buches lösten noch einmal Ängste aus: »Durfte ich überhaupt darüber schreiben, fragte ich mich immer wieder. War das nicht ein Vergehen, das mit dem ›geistigen Tod‹ bestraft wurde? Hatte ich nicht immer wieder gehört, dass jener, der aus der Geistesschule austrat, ein Leben lang unglücklich sein würde? Wie ein Geächteter sei der Abtrünnige nirgends mehr zu Hause.«
    Trotz der traumatischen Erfahrungen ist Inge Schneider auch heute noch überzeugt, dass die Geistesschule der Rosenkreuzer »die Wahrheit kennt, jene Wahrheit, wonach insgeheim Tausende lechzen«. Und noch immer plagen sie Gewissensbisse. Sie fragt sich, ob sie die Schuld für ihr mystisches Versagen und die psychischen Probleme bei sich suchen müsse, oder ob sie das Lectorium verantwortlich machen

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