Im Bann des Maya-Kalenders
seinem 350 Seiten starken Buch dürre 21 Zeilen. Dies verwundert allerdings nicht, da die Protokolle gefälscht sind, wie gerichtlich belegt ist. Sie gelten als Erfindung des zaristischen Geheimdienstes ›Ochrana‹.
Die »Protokolle«, die an antijudaistische Weltverschwörungsmythen anknüpfen, sind 1903 erstmals in der St. Petersburger Zeitung Snamja erschienen. Die Londoner Times wies bereits 1921 nach, dass die Protokolle gefälscht worden sind. Die anonymen Urheber ließen sich von Pamphleten inspirieren, die als Propagandaaktion gegen Napoleon III. eingesetzt wurden.
Die Nationalsozialisten benutzten die dubiosen 24 Protokolle im Dritten Reich, um die Judenverfolgung ideologisch zu rechtfertigen. Der NSDAP kamen die Protokolle äußerst gelegen. »Hitler, Rosenberg, Streicher und andere waren tief beeindruckt von den propagandistischen Möglichkeiten«, bestätigt Ruth Körner in Legenden, Lügen, Vorurteile . Die Protokolle hätten die »Beweise« für die antisemitischen Propagandalügen geliefert und die Kriegserklärung an die »jüdisch-imperialistischen Mächte« gerechtfertigt.
Hitler erwähnt die Protokolle bereits 1925 in Mein Kampf : »Wie sehr das ganze Dasein dieses Volkes auf einer fortlaufenden Lüge beruht, wird in unvergleichlicher Art und Sicherheit in von den Juden so unendlich gehassten ›Protokollen der Weisen von Zion‹ aufgezeigt. (...) Es ist ganz gleich, aus wessen Judenkopf diese Enthüllungen stammen, maßgebend aber ist, dass sie in geradezu Grauen erregender Sicherheit das Wesen und die Tätigkeit des Judenvolkes aufdecken und in ihren inneren
Zusammenhängen sowie in den letzten Schlusszielen klarlegen.«
1933 klagten jüdische Gemeinden die Berner Frontisten an, die die Hetzschriften verteilt hatten. Der Prozess erregte weit über die Schweizer Grenzen hinaus Aufsehen, saßen doch moralisch auch die Nationalsozialisten auf der Anklagebank. Die erste Instanz kam zum Schluss, dass die Schrift gefälscht ist. Das Berner Gericht verurteilte die beiden Frontisten Silvio Schnell und Theodor Fischer am 14. Mai 1935 zu einer Geldstrafe. Das Urteil wurde vom Obergericht 1937 aus formaljuristischen Gründen aufgehoben. Die Protokolle ließen sich nicht in die Kategorie der Schundliteratur einordnen, entschieden die Richter.
Trotz des Urteils zählt van Helsing die jüdischen Banker, Zionisten, Freimaurer und Illuminati auf, die angeblich in der geheimen Weltregierung aktiv sind. Die Liste ist lang. François Mitterand wird als Großmeister der »Grand Orient«-Freimaurerloge »enttarnt«, George Bush als besonders eifriger Drahtzieher. Zum »Komitee der 300« sollen auch Henry Kissinger, Königin Elisabeth II., Königin Juliana, Prinzessin Beatrix, Otto von Habsburg, Olof Palme, David Rockefeller, Baron de Rothschild usw. gehören oder gehört haben.
Eine wichtige Rolle bei der Weltverschwörung spiele angeblich auch die Trilaterale Kommission, zu der auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski und die deutschen Politiker Kurt Biedenkopf, Otto Graf Lambsdorff und Gerhard Schröder gehörten. Ins Verschwörungskonstrukt werden auch der Club of Rome und die UNO gepresst. Die Leitsätze für die Staatengemeinschaft sollen auf dem Freimaurerkongress von 1917 in Paris angenommen worden sein.
Die Weltverschwörungstheoretiker führen die »Illuminati-Pyramide«, die in der Dollarnote abgebildet ist, als Beweis für ihre Hypothesen an. Die geheime Weltregierung habe der bekanntesten Banknote der Welt ihren Stempel aufgedrückt und
damit das geheime Symbol, das »Siegel der Vereinigten Staaten«, millionenfach in die Hände der ahnungslosen Öffentlichkeit gegeben. Die Pyramide enthalte die 13 Stufen der Weltregierung, behaupten die neurechten Ideologen. Das Auge auf der Spitze der Pyramide symbolisiere das Auge Luzifers. So kontrolliere der Antichrist nach apokalyptischer Manier die Weltregierung. Die nächsten sechs Ebenen umfassen die verschiedenen Hierarchiestufen der Illuminati. An der Spitze stünden die Mitglieder der Familie Rothschild, behauptet van Helsing, ohne einen Hinweis oder Beweis zu liefern. »Sie werden von den Illuminati als Gottheit in Menschenform angesehen, und ihr Wort gilt als Gesetz«, heißt es weiter in Geheim-Gesellschaften . Man sage ihr nach, sie habe direkten Kontakt zu Luzifer.
Auf der zweithöchsten Stufe throne der Rat der 13, der große Druidenrat, der die private Priesterschaft der Rothschilds bilde. Es folgt
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