Im Bann des Maya-Kalenders
und pflegt völkisches Gedankengut. Die meisten modernen Hexen wollen aber nichts von einem braunen, rassistischen Gedankengut wissen. Rabenclan, der Arbeitskreis der Heiden, in dem sich viele moderne Hexen engagieren, distanziert sich von »jedem Rassismus und von allen Naziparolen«, denn das Neuheidentum habe »seine wahren Wurzeln oft in der Ariosophie, dem aufkeimenden Rassismus des frühen 20. Jahrhunderts und in der Theosophie«. Mit der bemerkenswerten Abgrenzung bestätigt Rabenclan indirekt, dass die braunen Tendenzen im neopaganen oder neuheidnischen Umfeld virulent sind.
Tatsächlich kultivieren einige radikale Wicca-Gruppen eine Art weiblichen Rassismus, der, verbunden mit einer mystischen Naturhaftigkeit, gelegentlich in die »Blut-und-Boden-Ideologie« abdriftet. Verschiedene Wicca-Zirkel versuchen dabei, mit einer
Umwertung der weiblichen Eigenschaften die »Herrschaft« anzustreben und das Patriarchat zu zerschlagen. Verschiedene Neo-Keltinnen behaupten denn auch, die Kelten hätten eine matriarchale Gesellschaftsstruktur gekannt. Bei den gemäßigten Hexengruppen ist die Wicca-Mystik allerdings kein Privileg für Frauen. An den Ritualen dürfen oft auch eingeweihte Männer teilnehmen.
Die Hexen kamen aus den USA
Der moderne Hexenkult hat seinen Ursprung Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA. Mit ihrem 1921 herausgebrachten Buch The Witch Cult in Western Europe löste Margaret Murray eine Faszination für Hexenmystik aus, die Ende der 1930er-Jahre auf England und bald auch auf das europäische Festland übergriff. Die Ägyptologin behauptet in ihrem Buch, die Wurzeln des Hexentums reichten bis in die Jungsteinzeit zurück. Ihre abenteuerlichen Thesen stützen sich vor allem auf Wandmalereien wie die »Venus von Willendorf«, die vom Hexenkult zeugten und vor mehr als 25.000 Jahren geschaffen worden seien. Die Amerikanerin erklärt, die klassischen Hexen seien Priesterinnen der Jungsteinzeit und der Antike gewesen.
Diese Behauptung verbannen selbst bekennende Wicca-Spezialistinnen ins Reich der Mythen und Legenden. Der Meinungsstreit zeigt, dass es keine historischen Quellen gibt, und die Diskussion über den Ursprung des Hexenkultes auf reinen Hypothesen beruht. Aidan Kelly, Religionsforscher am Santa Barbara Centre for Humanistic Studies und Mitbegründer zweier neuheidnischer Wicca-Organisationen schreibt denn auch offen in seinem Buch Crafting the Art of Magic , Wicca sei eine neue Religion und habe weder mit den Druiden, Kelten noch den Urgermanen zu tun. Die moderne Wicca-Bewegung muss deshalb als neuheidnisches Phänomen beurteilt werden.
Die meisten Wicca-Gruppen betrachten das moderne Hexentum als Religion. Es geht ihnen um die Wiederbelebung indigener vorchristlicher Glaubensvorstellungen. Für die Anhängerinnen vermittelt der magische Kult die wahre und unverfälschte Spiritualität. In den USA soll der Kult nach Schätzungen von Wicca-Kennern rund zwei Millionen Anhänger haben. Etwa 30 Hexengruppen sind dort als Religionsgemeinschaft anerkannt und steuerbefreit. In Europa sind England, Schweden und Deutschland die Hochburgen der Wicca-Zirkel. Das Wiccatum ist die größte neuheidnische Bewegung in Deutschland und wird von rund 100.000 Anhängern praktiziert.
Verschiedene neuheidnische Bewegungen vertreten auch Wicca-Interessen, wie beispielsweise die internationale heidnische Organisation Pagan Federation, der Heidenkreis, der Yggdrasil-Kreis, der Steinkreis, der Urda-Clan, Jorinx, Starhawk, Hagia Chora oder das Alte Volk. Die meisten Wicca-Anhänger oder Neo-Hexen sind aber nicht organisiert und pflegen die Riten und Bräuche im privaten Rahmen oder in Esoterikkursen.
Den Neuen Heiden, auch Pagan-Bewegung genannt, geht es um das Kultivieren des Naturhaften in einer diffusen Naturreligion. Diese Gruppen öffnen heute den mystischen und ideologischen Fächer sehr weit, um das Rekrutierungspotenzial zu vergrößern, was die Vernetzung mit der Esoterikszene begünstigt. Das neuheidnische Netzwerk »Der Steinkreis« lockte ursprünglich das esoterische Publikum mit einem breiten spirituellen Angebot an. Es gab einen Wicca-Arbeitskreis, Runen-Zirkel, Seminare in Kräutermagie, Tarot, Fernkurse in Wicca, Naturreligion und Naturmagie, Schamanismus, Fahrten zu Kult- und Kraftplätzen und Rituale zur Heilung der Mutter Erde.
Das bunte neuheidnische Volk
Das Spektrum neuheidnischer Glaubenskonzepte und Ideologien ist sehr breit und heterogen. Viele magische Zirkel, HexenGruppen,
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