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Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
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können. Wer den göttlichen Funken in sich entdeckt und das spirituelle Feuer entzünden kann, darf nach Ansicht vieler Esoteriker mit einem Platz in den »himmlischen Sphären« rechnen. Schließlich bedeute prophezeien nichts anderes, als mit göttlicher Inspiration zu sprechen.
    Die Visionen von Nostradamus befassen sich mit dem Lauf der Welt und dem Ende der Zeit. Untergangsszenarien spielen eine wichtige Rolle in seinen Visionen. Die vielfältigen Vorhersagen zielen konsequent auf ein apokalyptisches Ende hin, sind also in der Tradition abendländischer Denkmuster verhaftet und entbehren jeder Originalität. Wie manche Sektenführer und Kultgründer prophezeite auch er laut Interpretation seiner Interpreten »das Ende des Weltzeitalters« auf das magische Jahr 1999.
    Nostradamus ist ein konventioneller apokalyptischer Prophet,
der viele Varianten des Verderbens und der Katastrophen in eine bilderreiche Sprache packte. Zwei Beispiele:

    »Nach großem menschlichem Elend kommt ein noch größeres,
Der große Akteur erneuert die Jahrhunderte,
Regen, Blut, Milch, Hunger, Eisen und Seuchen,
Am Himmel sieht man Feuer in langen Funken dahineilen.«
(II.46)

    »Die Götter lassen die Menschen wissen,
dass sie die Urheber des großen Krieges sind.
Vor dem Himmel sieht man Speere und Lanzen.
In Richtung linker Hand wird die größte Bedrängnis entstehen.«

    Nostradamus, mit bürgerlichem Namen Michel de Notredame, lebte von 1503 bis 1566. Seine Prophezeiungen will er in Trance von Gott empfangen haben. Die Vorhersagen überprüfte er mit astrologischen Berechnungsmethoden. Seine Visionen und Prophezeiungen sind mehrfach verschlüsselt. Verschiedene Nostradamus-Interpreten erklären, der »Prophet« habe seine Botschaften kodiert, um dem Bannstrahl der Inquisition und möglicherweise dem Tod zu entgehen.
    Der Seher hat seine apokalyptischen Visionen poetisch in 966 Vierzeiler verpackt. Hundert Verse fasste er in einer Centurie zusammen. Sein Vermächtnis ist ein Buch mit sieben Siegeln und auf den ersten Blick kaum zu verstehen. Möglicherweise verdankt er seinen beispiellosen Erfolg exakt dieser Tatsache: Die kodierten Visionen sind eine Herausforderung an seine Jünger, die eigene spirituelle Kraft zu testen und die Vorhersagen richtig zu entschlüsseln. Der Prophet hinterließ seinen Jüngern ein dankbares Übungsfeld, um ihre eigene Medialität zu erproben.
    Nostradamus verschlüsselte seine Prophezeiungen nicht nur, sondern verfremdete sie auch mit einem Mischmasch von Altfranzösisch, Latein und eigenen Wortschöpfungen. Außerdem
wirbelte er die Vierzeiler durcheinander und richtete ein chronologisches Chaos an. Zusätzlich reicherte er seine Visionen mit astrologischen und alchemistischen Metaphern an. Rückblickend begünstigten die Kodierungen die Mythenbildung. Nichts ist sicher, aber vieles lässt sich in die Verse hineininterpretieren. So überrascht es nicht, dass die verschiedenen Interpretationen teilweise weit auseinanderklaffen. Ohne Spekulation oder »spirituelle Intuition« ist Nostradamus nicht beizukommen.
    Befasst man sich nüchtern mit den Prophezeiungen, bleibt der Sinn der Visionen meist im Dunkeln. Wäre es nur darum gegangen, die Inquisition zu täuschen, hätte Nostradamus einen eindeutig dekodierbaren Schlüssel anwenden können. Es ist nämlich unbestritten, dass er seine Prophezeiungen für bedeutend hielt und sie der Nachwelt vermachen wollte.
    Blick bis weit in die Zukunft
    In den Augen seiner Anhänger gelang es Nostradamus, rund 2000 Jahre in die Zukunft zu schauen. Wer sich Nostradamus aber kritisch nähert, entdeckt in seinen Prophezeiungen viel Ungereimtes und Widersprüchliches. Seine Anhänger lassen solche Einwände nicht gelten und verweisen auf ein paar kurzfristige Vorhersagen, die sich bewahrheitet haben sollen. Als Paradebeispiel führen sie den Vers 36 in der ersten Centurie an. Darin beschreibt er den Kampf eines jungen Löwen gegen einen alten. Der junge werde seinem Gegner auf dem Schlachtfeld die Augen ausstechen, worauf dieser eines grausamen Todes sterbe.
    Im Sommer 1559, vier Jahre nach der Veröffentlichung dieser Prophezeiung, kam der französische König Heinrich II. bei einem Turnier ums Leben. Beim Kampf zu Pferde brach die Lanze seines Gegners, eines schottischen Grafen. Der abgebrochene Stummel drang durch das Visier des Königs und durchbohrte sein Auge. Wenig später erlag er den Verletzungen. Königin Katharina
von Medici glaubte, Nostradamus habe in

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