Im Bann des Maya-Kalenders
schädlichen Einfluss von Restitalien befreien und eigenständig werden. Die Bioregionalisten kämpfen gegen die vermeintliche Zerstörung regionaler Identität, die zur Nivellierung kultureller und ethnischer Unterschiede und zur »Welteinheitszivilisation« führe.
Eine Bioregion ist laut amerikanischen Biozentristen eine vollendete Gemeinschaft zwischen Natur und Mensch, die über eine schamanistische Reise der Selbstfindung erreicht werde. Die rassenideologischen Ideen werden von den Biozentristen mit dem Hinweis verschleiert, sie verteidigten die Vielfalt der Völker, die durch eine Vermischung ihre Identität verlieren würden.
Die Biozentristen verehren wie viele andere Neuheiden die Mutter Erde als Göttin Gaia. Der Mythos von der reinen Natur provoziert einen Sozialdarwinismus, der zur Ideologie des Stärkeren
führt. Dazu gehört auch, dass sich Biozentristen mit vielen Mitteln für die »geschundene Natur« einsetzen. Die Bewegung Earth First propagiert zwar nicht explizit die Sabotage oder das Zerstören von Autos und Maschinen, diese Kampfmittel werden aber auch nicht abgelehnt.
Zu den Tiefenökologen können auch veganische Gruppen wie Animal Peace, Die Tierbefreier, Vegane Offensive, Tierrechts-Aktion, Anarchistische VeganerInnen usw. zählen. Animal Peace (AP) soll 20.000 Mitglieder zählen. Radikale Organisationen vergleichen die Massentierhaltung mit Konzentrationslagern, Fleisch essen heißt für kompromisslose Veganer zu morden. Es gibt Gruppen, die Milch als weißes Blut bezeichnen. In den vergangenen Jahren ist bei den meisten dieser Bewegungen eine pragmatische Entwicklung zu beobachten, die zu einer gemäßigteren Haltung führte.
In der Schweiz gehört die Vereinigung gegen Tierfabriken von Erwin Kessler zum veganen Umfeld. Der Tierschützer griff die Juden in mehreren Publikationen wegen des Schächtens an, das er mit dem Holocaust verglich. Weil sie massenhaft Tiere durch Schächten umbringen würden, seien sie »nicht besser als ihre früheren Henker-Nazis«. Koscheres Fleisch nannte er »Folteropfer-Leichenfraß«. Erwin Kessler stand wegen seiner Äußerungen mehrfach vor Gericht.
In jüngster Zeit geben sich die Neuheiden, braunen Esoteriker, Neuen Rechten und modernen Hexen erstaunlich gemäßigt. Präsentierten sie sich früher in Kampfeslaune und propagierten ihr braunes Gedankengut lauthals und selbstbewusst, geben sie sich heute auffallend zurückhaltend. Dieser Strategiewechsel geht aber nicht einher mit einer ideologischen Mäßigung, die Trendwende ist rein taktisch bedingt. Die verschiedenen Gruppen aus dem neuheidnischen und esoterischen Umfeld reagierten damit auf die Kritik der letzten Jahre, die ihnen geschadet und ihren Ruf ramponiert hatte. Tatsächlich führten die früheren Reportagen und aufklärerischen Berichte und Bücher zu einem
Imageverlust, verbunden mit einem leichten Aderlass bei den Mitgliedern und Anhängern.
Ihre Taktik, die in jüngster Zeit auch viele Sekten und vereinnahmende Gruppen eingeschlagen haben, ist aufgegangen. Das Phänomen der braunen Esoterik und des Neuheidentums ist weitgehend aus der öffentlichen Diskussion verschwunden. Umso wichtiger ist es, aktuell auf das Phänomen aufmerksam zu machen. Denn diese Zirkel und Gruppen haben ihre braune Ideologie nicht überwunden, sondern betreiben ihre Wühlarbeit im Internet, in der gemäßigten Esoterikszene und in Hinterzimmern meist unerkannt weiter.
Teil 4
Sekten und Propheten im Endzeitfieber
16. Nostradamus: Die Prophezeiungen des Seher-Stars
Die Jahrtausendwende war eine magische Zeitschwelle, die vielen Propheten eine spektakuläre Renaissance bescherte. Die Hellseher und Weltenlehrer profitierten von einer kalendarischen Laune, unterstützt von einer esoterischen Welle. Ihre Popularität wurde durch den weit verbreiteten Glauben an das Wassermann-Zeitalter verstärkt, das in dieser Epoche das Fische-Zeitalter ablösen soll. Propheten wie Alice A. Bailey, Paracelsus, Edgar Cayce, Jakob Lorber usw. wurden zu Kultfiguren und erlebten an der Schwelle zum dritten Jahrtausend einen Popularitätsschub.
Der Star unter den Propheten aber ist Nostradamus. Seine Weissagungen ziehen Millionen von Esoterikern und Anhängern der New-Age-Szene in den Bann. Der französische Arzt, der im Mittelalter lebte, wird gern als Beweis herangezogen, dass medial begabte Menschen mit der Gabe der Prophetie die Grenzen des gewöhnlichen Bewusstseins überschreiten und Einblick in den Plan Gottes gewinnen
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