Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Maya-Kalenders

Im Bann des Maya-Kalenders

Titel: Im Bann des Maya-Kalenders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugo Stamm
Vom Netzwerk:
versinken. Auch der Westen der USA und England würden untergehen.
    Heute wissen wir, dass sich Nostradamus und viele Endzeitpropheten fundamental geirrt haben.
    Bereits mehr als ein Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist verstrichen, die prophezeiten Katastrophen sind ausgeblieben. Die
Popularität von Nostradamus und vieler seiner Genossen ist deshalb nicht gesunken. Ihr Mythos strahlt weit über das vermeintliche Endzeitdatum hinaus. Es gibt Esoteriker, die den Seher aus dem Mittelalter mit dem auslaufenden Maya-Kalender in Verbindung bringen, wie in Kapitel 3 gezeigt wird. Denn die Endzeit-Spekulanten leben in einer symbiotischen Beziehung mit Nostradamus: Wenn sie ihren Hauptzeugen aufgeben müssten, würden sie in eine Sinnkrise gestürzt. Deshalb überspielen sie die Fehlprognosen von Nostradamus, indem sie seine Prophezeiungen mit den angeblichen Vorhersagen der Maya abgleichen und neue Hoffnung schöpfen. Denn es steht viel auf dem Spiel. Ihr Weltbild droht einzustürzen.
    Sehnsucht nach apokalyptischen Katastrophen
    Viele New-Age-Anhänger zeigen bei der Auseinandersetzung mit Nostradamus und anderen Endzeit-Propheten ihre ausgeprägte apokalyptische Sehnsucht und konstruieren gleichzeitig einen fundamentalen Widerspruch. Einerseits lassen sie sich von apokalyptischen Szenarien faszinieren, auf der anderen Seite hoffen sie auf das anbrechende Wassermann-Zeitalter, das die Menschen zu spirituellen Wesen machen und die Menschheit in eine sanfte Zukunft führen soll. In ihrem Dilemma hilft ihnen ausgerechnet Nostradamus aus der Patsche: In seinen Versen taucht schließlich auch die Jahreszahl 3797 auf.

17. Sonnentempler: Apokalyptischer Transit zum Planeten Sirius
    Der Orden der Sonnentempler gehörte zu den typischen Endzeitsekten. An dieser esoterischen Bewegung lassen sich die
apokalyptischen Syndrome beispielhaft aufzeigen. Der Templerorden setzte seine okkulten Visionen und seinen Endzeitwahn konsequent um. Viele Anhänger wurden Opfer ihres Gurus Jo Di Mambro, den sie als göttliches Wesen verehrten.
    Für weltweites Aufsehen sorgten die Sonnentempler in den letzten Jahren des 20. Jahrhunderts. Der Kult, der die Allüren eines Geheimordens zeigte, geriet über Nacht in die internationalen Schlagzeilen. Die Bilder vom dramatischen Sektenwahn gingen um die ganze Welt. Der unscheinbare Guru geriet ins Rampenlicht, obwohl es kaum ein brauchbares Bild von ihm gab.
    Die Kultmitglieder verstanden sich als moderner Rosenkreuzer-Orden, der sich an der Tradition mittelalterlicher Tempelritter orientierte. Der Kult um diese Ritter kam im 19. Jahrhundert auf und zog an der Schwelle zum 20. Jahrhundert viele Mystiker in seinen Bann. In den letzten Jahrzehnten wurden mehrere Orden gegründet, die den Tempelrittern nacheifern und die mittelalterlichen Abenteurer verherrlichen. Auch die New-Age-Szene und viele Esoteriker verklären die sagenumwobenen Ritter, die spirituell hoch entwickelt gewesen sein sollen.
    Obwohl es kaum gesicherte Erkenntnisse über die spirituelle Tradition der ursprünglichen Tempelritter gibt, maßen die Sonnentempler ihren Vorbildern besondere Kräfte bei. Wie die meisten Esoteriker kultivierten die Sonnentempler die Legende, die Tempelritter seien wegen ihrer magischen und spirituellen Fähigkeiten von der Kirche bekämpft worden. Das geheime Wissen der Ordensleute sei über die Jahrhunderte im Verborgenen weitergegeben oder von hellsichtigen Medien durch Rückführungen und Reinkarnationserinnerungen auf spirituellem Weg in die Gegenwart geholt worden.
    Die Sonnentempler waren überzeugt, inkarnierte Rosenkreuzer zu sein und das Werk ihrer Vorgänger vollenden zu müssen. Ihre Schwerter, die sie bei den Ritualen einsetzten, waren für sie antike Reliquien, obwohl die Gravuren erkennen ließen, dass es sich um serienmäßig hergestellte Souvenirs handelte.

    Kultchef Jo Di Mambro (1924–1994) blieb inkognito. Nur Ordensleute aus dem inneren Zirkel wussten, dass der kleine, unscheinbare Immobilienmakler der Großmeister und die uneingeschränkte Autorität des Kultes war. Nach außen vertrat der rhetorisch bewanderte Luc Jouret (1948–1994) den Orden. Der groß gewachsene Arzt und Homöopath war eine auffällige Erscheinung mit einer gewissen Ausstrahlung. Er hielt im Auftrag von Jo Di Mambro vor allem in der Westschweiz und im angrenzenden Frankreich Vorträge zu esoterischen Themen und alternativen Heilmethoden.
    Es ist aber unklar, welche Rolle genau Luc Jouret bei den Sonnentemplern spielte.

Weitere Kostenlose Bücher