Im Bann des Milliardaers
Tränen strömten jetzt über ihr Gesicht. Fleur schlug die Hand vor den Mund, dennoch hallte ihr Schluchzen laut in dem Schweigen, das immer drückender wurde.
„Wen haben Sie verloren, Fleur?“
„Ich hatte eine Fehlgeburt.“
Noch nie hatte Antonio erlebt, dass seine Stimmung so schnell und gleichzeitig so drastisch umschlug. Er schaute auf Fleurs gesenkten Kopf und wollte nichts anderes als ihren Schmerz lindern.
„Es gab Komplikationen während der Schwangerschaft. So etwas passiert scheinbar manchmal ohne Grund.“ Ohne aufzusehen, akzeptierte sie das Taschentuch, das ihr in die Hand gedrückt wurde.
Ihre Blicke trafen sich, und sie sah das enorme Mitgefühl in seinen Augen. Ihr Abwehrmechanismus allerdings identifizierte es als Mitleid.
Und Mitleid war etwas, das sie nicht ertragen konnte! Der Tränenfluss versiegte, sie holte tief Luft. „Das war vor anderthalb Jahren, und ich will nicht darüber reden.“
Eine Weile studierte er stumm ihr Gesicht, dann nickte er unmerklich. „Na schön, reden wir also über das, was uns im Moment bedrängt – Sex.“
„Ich fasse es nicht!“, rief sie aus. „Sie sind ein unglaublicher Opportunist!“
„Mein Mitgefühl wollen Sie nicht, also biete ich Ihnen das, was Sie wollen. Wir können es doch auch ohne romantische Gefühle versuchen.“
„Ach ja, wozu auch die Romantik?“, stieß sie sarkastisch hervor. „Unsere modernen Zeiten können wohl darauf verzichten. Jetzt ist mir klar, warum Ihnen keine Frau widerstehen kann.“ Mit einem letzten verächtlichen Blick ließ sie ihn stehen und stolzierte aus dem Raum.
10. KAPITEL
Nach dem letzten Kurs kamen einige Schüler mit Fragen zu Fleur, die sie normalerweise immer gern beantwortete. Doch heute wollte sie nur noch nach Hause und den neugierigen Blicken entfliehen.
Als Fleur es endlich zum Parkplatz schaffte, stand ihr Wagen als letzter noch dort. Die schwere Aktentasche auf eine Hüfte gehoben, kramte sie in der Manteltasche nach ihrem Autoschlüssel – und fand ihn weder in der einen noch in der anderen. Viel zu ungeduldig, um in ihrer Handtasche zu suchen, schüttete sie den gesamten Inhalt auf die Kühlerhaube und erhaschte gerade noch einen Blick auf den Schlüssel, bevor er, zusammen mit einigen anderen Utensilien, herunterrutschte und im Gully verschwand.
Fleur schlug die Hände an den Kopf. Mit einem frustrierten Aufschrei fiel sie vor dem Gully auf die Knie und spähte hinein. Da, da blitzte etwas Metallenes, aber das Gitter war festgeschraubt, es ließ sich nicht anheben.
„Na großartig! Das perfekte Ende für einen perfekten Tag.“ Sie rieb sich die schmutzigen Finger ab und wäre vor lauter Selbstmitleid am liebsten in Tränen ausgebrochen. „Da mag mich irgendjemand ganz und gar nicht …“ Sie brach ab, als ein Paar auf Hochglanz polierte Schuhe in ihr Sichtfeld traten.
Noch jemand, der sie nicht mochte.
„Verfolgen Sie mich etwa?“
„Ich bin hier, um mich bei Ihnen zu entschuldigen.“
Atemlose Aufregung sollte nicht die Reaktion eines vernünftigen Menschen auf einen Mann sein, den man verachtete. Aber Vernunft hatte kaum Einfluss, wenn es um Antonio Rochas ging.
„Fein, Entschuldigung akzeptiert“, murmelte sie grimmig, ohne den Blick zu heben. „Und jetzt gehen Sie wieder.“
„Vorhin …“
„Wissen Sie eigentlich, wie viele Versionen von ‚vorhin‘ bereits kursieren? Bis heute konnte ich durch die Gänge gehen, ohne dass hinter meinem Rücken geflüstert wurde.“ Und Flüstern beschrieb es wahrlich nicht. „Sie leben vielleicht gern im Rampenlicht, aber andere ziehen es vor, sich ihre Privatsphäre zu erhalten.“
Alle Frauen, die er kannte, waren sich ihrer Wirkung auf ihre Umgebung bewusst. Ungläubig blickte er auf ihr seidiges Haar. „Glauben Sie wirklich, mit Ihrem Aussehen würden Sie nicht aus der Menge herausstechen?“ Unwillkürlich ballte er die Fäuste, als er daran dachte, wie viele fremde Blicke sie auf sich zog.
„Ich sehe völlig normal aus“, brummte sie.
„Sie scheinen in einer anderen Welt zu leben.“ Er ging neben ihr in die Hocke, und Fleur erstarrte. „Ihre Haut ist makellos“, mit einem Finger strich er ihr über die Wange, „und weich wie Seide.“
„Sehr lustig.“ Da ihr Atem nur noch flach und unregelmäßig ging, wandte sie hastig den Kopf, um sich seiner Berührung zu entziehen.
„Habe ich Ihren Mund schon erwähnt?“ Bei seiner samtigen Stimme bekam sündige Verlockung eine ganz neue Bedeutung.
Sie hob die
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