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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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nach Hause geschickt, und Northrup schien ihr zu Fuß gefolgt zu sein. Deshalb waren sie gezwungen, zu Mr Randals Adresse zu gehen.
    Daisy sah den Mann an ihrer Seite an. Sein lässiger Bowler saß in einem verwegenen Winkel auf seinem Kopf, und er schritt mit einem Selbstvertrauen und einer Sorglosigkeit aus, als würde ihm sogar der Boden unter den Füßen gehören. Northrup zog den Blick aller Frauen und auch mancher Männer auf sich, während sie durch die Straßen gingen. Einnehmend wie der Teufel.
    Die Nacht tauchte alles in Blau und Kohlschwarz. In dem leichten Frost bildete ihr Atem weiße Wölkchen. Es war angenehm, Northrups Wärme neben sich zu spüren. Daisy legte ihre Finger etwas fester um seinen Unterarm.
    »Woher kommt dieses Klirren?« Northrup warf einen misstrauischen Blick auf ihre Röcke.
    »Ein paar ätherische Öle, die ich aus dem Haus des Parfümeurs mitgenommen habe.« Sie holte eine Flasche mit Verbenaöl hervor, um sie ihm zu zeigen.
    Seine Nasenflügel flatterten leicht, als würde er es bereits riechen. »Warum um Himmels willen haben Sie etwas aus diesem Höllenloch mitgenommen?«
    Daisy lachte. »Damit es verdirbt, obwohl man es noch benutzen kann? Das wäre doch verrückt.«
    »Ich schätze, Sie haben Geld genug, um sich selbst Öle zu kaufen, wenn Sie wollen«, meinte er verwirrt.
    »Unsinn. Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Davon abgesehen liebt Poppy Verbenaöl. Ich werde damit ein Parfüm für sie herstellen.« Sie nahm den Korken aus der Flasche und schnupperte daran. Der durchdringende Duft nach Zitronen würde den Hauch des Todes vertreiben, der immer noch an ihr hing.
    Northrup reagierte sofort, indem er ruckartig vor ihr zurückwich und einen Arm über seine Nase legte. »Gütiger Himmel, Frau, stecken Sie das wieder weg. Wollen Sie mich umbringen?« Ein heftiger Niesanfall erschütterte seinen Körper.
    Daisy unterdrückte ein Lächeln und steckte den Korken wieder in die Flasche mit dem anstößigen Inhalt. »Sie mögen wohl kein Eisenkraut, was?«
    Zwischen den einzelnen Niesattacken warf er ihr immer wieder finstere Blicke zu. Seine Hand zitterte, als er ein Leinentaschentuch hervorzog. »Es gibt nicht viele Lykaner, denen der Geruch gefällt. Er brennt ganz fürchterlich in der Nase.«
    »Das werde ich mir merken, für den Fall, dass Sie beschließen, sich schlecht zu benehmen.«
    Northrup verdrehte die Augen. »Und Sie nennen
mich
einen Quälgeist.«
    Schweigend gingen sie weiter, aber sie spürte, dass sein Blick auf ihr ruhte. »Was ist?«, fragte sie schließlich. Alles kribbelte, weil er sie nicht aus den Augen ließ. Zur Hölle mit seinem Blick.
    Wie eine warme Woge spülte seine seidenweiche Stimme über sie hinweg. »Sie sind wirklich furchtlos.«
    Sie würde nicht zulassen, dass sie rot wurde, doch ihren Wangen schien dieser Vorsatz völlig zu entgehen. »Das bin ich nicht.« Sie beobachtete, wie ihre Röcke bei jedem Schritt schwangen. »In dem Haus war ich vor Angst ganz starr.«
    »Aber Sie haben sich davon nicht beirren lassen, sondern getan, was getan werden musste.« Er blieb unter einem einsamen Laternenpfahl stehen, und sein braunes Haar, das ihm bis zum Kragen hing, schimmerte im flackernden Licht. Daisy bewunderte den Glanz und die klaren Linien seines Gesichts.
    Northrup legte den Kopf auf die Seite, während er sie weiter musterte, als würde er sie erst jetzt wirklich bemerken. »Bei aller Frivolität sind Sie wirklich ein tapferes kleines Ding.«
    Daisy wusste nicht, ob sie beleidigt sein sollte oder nicht. »Vorsicht, Northrup, sonst fange ich noch an zu glauben, Sie würden mich mögen.«
    Seine Zähne blitzten im Dunkel auf. »Ich glaube, ich mag Sie sogar viel zu sehr, meine liebe Daisy.«
    Seine Worte brachten eine Saite in ihrem Innern zum Schwingen. Sie plapperte weiter, als hätte sie nichts gehört, denn er sollte nicht merken, welche Wirkung er auf sie hatte. »Sie reden übers Frivolsein, wo doch ganz offensichtlich ist, dass Sie auch gern den Stutzer spielen. Versuchen Sie nicht, es zu leugnen.«
    »Das hatte ich auch gar nicht vor.« In seinen Worten schwang Selbstironie mit. »Wir sind wohl vom gleichen Schlag, was?«
    Ihre Lippen zuckten, und sie wandte den Blick ab. Das flattrige Gefühl in ihrem Innern weckte in ihr den Wunsch wegzulaufen, damit es aufhörte. Sie war erstaunt, dass Northrup sie hatte mitkommen lassen. Eigentlich konnte sie es gar nicht fassen; denn Craigmore war immer der festen Überzeugung gewesen, dass

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