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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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gegen Ian, als sie um eine Ecke bogen, und alles auf einmal die richtige Saite in ihm anschlug. Durch das Gefühl taten sich Türen auf, die seinethalben lieber geschlossen geblieben wären. Der Geruch war das Erste, was ihn gefangen nahm. Der Geruch nach gebratenem Schellfisch zusammen mit dem buttersüßen Hauch von Karamellbonbons, die die Straßenhändler auf dem Platz verkauften. Dann kam noch das im Nebel blau-grün schimmernde Licht der Laternen dazu und das zu laute Lachen einer Frau. Es war alles genau wie damals vor Jahrzehnten.
    »Dad, was meinst du, warum dem Mann alle Zähne ausgefallen sind?«
Diese kleine Hand, die so perfekt in seine große gepasst hatte.
»Tja, Maccon, ich denke, er wird wohl nur Karamellbonbons gegessen haben und nicht seinen Haferbrei. Das sollte dir eine Warnung sein, mein Junge
.
«
    Ian geriet ins Straucheln. Nein, nicht. Nein. Er würde sich nicht daran erinnern, wie er ausgesehen hatte. Doch dann war das Bild da. Die großen, braunen Augen, die wie Wasser strahlten, auf das Sonnenlicht fiel, und die kleine Nase, die sich vor Abscheu kräuselte.
    »Ach, Dad! Du willst mich doch nur dazu bringen, dass ich meinen Haferbrei esse.«
    »Schlauer Bursche. Aber wie willst du sonst so groß und stark werden wie ich, frage ich dich.«
    Ein großes schwarzes Loch öffnete sich in seiner Brust und, bei Gott, es tat weh. Es schmerzte so sehr, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Er hielt den Verkehr auf, als er taumelnd zum Stehen kam und versuchte, trotz des Schmerzes Luft zu holen. Ein Schrei der Verzweiflung wollte sich seinen Lippen entringen, denn nichts auf Erden konnte das zurückbringen, was verloren war. Jemand rempelte ihn an und brummte ärgerlich. Dann eine andere Berührung … sanft und weich an seinen Fingerspitzen, die ihn in die Gegenwart zurückholte.
    »Northrup?«
    Durch den dunklen Schleier der Trauer hindurch erschien ihr Gesicht. Verwirrt hatte sie die Augenbrauen zusammengezogen, die vollen Lippen bildeten vor Sorge einen schmalen Strich. »Stimmt irgendetwas nicht? Sie sehen aus, als ob Ihnen schlecht wäre.«
    Er konnte sie nur anschauen, denn seine Kehle war wie zugeschnürt. Er zitterte vor Einsamkeit, Verzweiflung und Kummer. Etwas verdunkelte plötzlich ihren Blick, während sie ihn durchdringend ansah. Verständnis und die Erinnerung an eigenen Schmerz. Doch genauso schnell, wie dieser Ausdruck gekommen war, verschwand er auch wieder. Wenn sie sich ihm jetzt voller Mitleid zuwendete, würde er anfangen zu brüllen und sie allein auf der Straße stehen lassen, doch sie hob nur ihr keckes Kinn. »Wenn Sie vorhaben sollten, ohnmächtig zu werden, nur damit Sie mir unter die Röcke schauen können, verpasse ich Ihnen einen Fußtritt und lasse Sie liegen.«
    Sie griff nach seiner Hand und füllte sie mit ihrer Wärme. »Kommen Sie, und hören Sie mit dem Theater auf.« Sie zog ihn entschlossen die Straße entlang, indem sie seine Hand nicht losließ. Wärme strömte von ihrer Hand seinen Arm hinauf und von dort in das große Loch in seiner Brust. Trotz seiner längeren Beine und ihrer Trippelschritte, zu denen sie durch ihre Röcke gezwungen war, musste er sich anstrengen, mit ihr Schritt zu halten.
    »Ich weiß nicht, ob ich nun beleidigt oder amüsiert sein soll angesichts eines so unverhohlenen Versuchs.« Der Klang ihrer schnippischen Stimme war wie Balsam. Sie warf ihm über die Schulter hinweg einen durchdringenden Blick zu. Was sie dabei sah, schien ihr nicht sonderlich zu gefallen, denn sie zog fester, und in ihre Augen trat ein frecher Ausdruck. »Ich hätte mehr Fantasie von Ihnen erwartet, Northrup. Ist das Ihre Vorstellung von einer Jagd? Das ist wirklich armselig.«
    Der schmerzhafte Druck in seinem Hals ließ etwas nach, und der Kloß wurde weicher. Die Schwere wich von ihm und Leichtigkeit stieg in ihm auf, während sie mit ihren spitzen Bemerkungen fortfuhr. »Das können Sie besser. Da bin ich mir sicher. In Zukunft …«
    Er blieb abrupt stehen und nutzte den Schwung, um sie mit einem Ruck an sich zu ziehen. Sein freier Arm legte sich um ihre Taille und drückte sie an seinen Körper. Dann senkte er die Lippen auf ihren Mund.
    Er hatte ihr nur einen schnellen Kuss geben wollen, ein unbeschwertes Dankeschön, weil sie seinen Schmerz gesehen und versucht hatte, ihn davon abzulenken, statt ihn durch Mitleid noch mehr zu quälen. Das war seine Absicht gewesen. Doch in dem Moment, als seine Lippen ihren Mund berührten, entschied sich sein Körper

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