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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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gegangen.«
    Sobald sie das große Gartenzelt betreten hatten, trennten sie sich. Daisy suchte in der Menge nach dem jungen Mann mit dem Gesicht eines Cherubim und seiner Verlobten Annika. Hier drinnen war es wärmer, denn die flackernden Kerzen von zwei riesigen Kristallleuchtern und die vielen Menschen heizten die Luft auf.
    Daisy war nur ein paar Schritte gegangen, als eine näselnde Stimme sie stehen bleiben ließ.
    »Na so was, Jeffery, ich glaube, das ist doch tatsächlich Mrs Craigmore.«
    »Ich glaube, du hast recht, meine Liebe. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, sie hier zu sehen.«
    Sein ›Hier‹ klang, als würde es sich um einen erhabenen Ort handeln.
    Daisy knirschte mit den Zähnen, als sie sich zu Mr und Mrs Bean umdrehte, den sittsamen, früheren guten Freunden von Craigmore. Das ältere Paar zog gleichzeitig die dünnen Brauen hoch, als würde es sie herausfordern, etwas zu sagen.
    »Jane und Jeffery«, gab sie mit einem falschen Lächeln von sich. »Wie schön, euch zu sehen.«
    Wie erwartet verzogen sich Mrs Beans schmale Lippen angesichts Daisys respektloser Vertraulichkeit, und sie rümpfte die Nase, als hätte sie etwas Unangenehmes gerochen. »Es überrascht mich, dass Sie sich so schnell herausgewagt haben.« Ihr Blick glitt über Daisys dunkelgrünes Kleid oder eher zu dem tiefen Ausschnitt, der sehr viel von Daisys üppigem Busen zur Schau stellte. »Ein entzückendes Kleid, meine Liebe.«
    Ein Seitenhieb. Eindeutig. Doch das war vorherzusehen gewesen. Daisys Busen würde nie züchtig wirken. Noch würde sie je versuchen, ihn zu verbergen. Ein schlecht geschnittenes Kleid zu tragen wäre eine Sünde. Sie lächelte wieder und holte so tief Luft, dass dem Pärchen fast die Augen aus dem Gesicht fielen. Doch das angespannte Lächeln bereitete ihr Schmerzen, ihre Haut war so spröde wie eine verkrustete Eisschicht über hohem Schnee. Sie gehörte nicht hierher. Sie gehörte nirgendwo hin und auch zu niemandem. Einen Moment lang weckte das Gefühl so großer Einsamkeit in ihr den Wunsch zu schluchzen. Es kostete sie Mühe, den Angriff abzuwehren. »Danke schön«, erwiderte sie leichthin. »Man versucht, mit der Mode mitzuhalten, und ihr nicht sklavisch zu folgen.«
    Sie zögerte, während sie Mrs Beans außerordentlich hässliche Abendhaube musterte. »Was für eine wundervolle Haube. Die Wachtel sieht aus, als würde sie jeden Moment losfliegen.« Um unter Umständen gleich von einem Jäger erlegt zu werden.
    Mrs Bean zog die Augenbrauen zusammen. »Das ist eine Taube.«
    »Ach?« Daisy sah genauer hin. »Ja, tatsächlich. Mein Fehler. Ich bin ziemlich schlecht im Erkennen von Geflügel. Auch wenn ich es direkt vor der Nase habe.«
    Leider genoss Mrs Bean derartige gesellschaftliche Scharmützel, sodass es ihr gar nicht in den Sinn kam, das Feld zu räumen. »Wie ich gesehen habe, sind Sie mit Lord Northrup gekommen. Ein ganz schön großer Fisch.« Die langen Nasenflügel ihrer Adlernase flatterten, als sie den Blick noch einmal abschätzend und zugleich abweisend über Daisy gleiten ließ. »Aber ich fürchte, der Köder könnte sich als mangelhaft erweisen.«
    Northrups Geruch erreichte Daisy einen Moment, bevor seine warme Hand sich auf ihren Rücken legte. »Ach, Mrs Bean«, sagte er über Daisys Schulter hinweg, »das können Sie doch bestimmt besser.« Er lächelte und enthüllte dabei fast sämtliche Zähne. »Es gibt zum Beispiel Momente, in denen man mit einem schlichten ›Verpiss dich!‹ ziemlich schnell das erreicht, was man möchte.«
    Daisys schockiertes Keuchen wurde von den erstickten Lauten übertönt, die die Beans von sich gaben. Northrup wartete nicht ab, bis diese wieder in der Lage waren, sich verständlich zu artikulieren, sondern zog Daisy einfach von dem Pärchen weg. »Das hat Spaß gemacht«, meinte er.
    Daisy sah ihn mit großen Augen an. »Es ist dir wirklich völlig egal, nicht wahr?«
    »Was diese Dummköpfe von mir halten? Ja.«
    Gegen ihren Willen musste sie lachen. »Gütiger Himmel, aber ihre Gesichter waren wirklich Gold wert.« Sie drückte einen Knöchel gegen ihren Mund, um ihre Erheiterung unter Kontrolle zu bekommen. »Ich habe noch nie so entsetzte Blicke gesehen.«
    In seinen Augenwinkeln bildeten sich Fältchen, doch dann verwandelte sich sein Grinsen in etwas Sanfteres. »Du siehst wunderschön aus, wenn du lachst, Daisy. Ich würde dich das gern häufiger tun sehen.« Ehe sie eine Antwort geben konnte, rückte er näher und sein Tonfall

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