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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Jemand soll sie missbraucht haben …«
    Jonathan Randals Stimme übertönte alles andere. »… Lord Northrup …« Daisy entfernte sich weiter und ging rückwärts, während immer mehr Menschen herandrängten. »… sagte, dass ein Mörder hinter Annika her wäre …«
    »Northrup?«, fragte ein Mann scharf. »War er nicht auch beim ersten Angriff zugegen?«
    Zustimmendes Gemurmel wurde laut, und Köpfe drehten sich auf der Suche nach Northrup.
    Angst stieg mit eisigen Fingern Daisys Rückgrat hoch. Sie gaben Northrup die Schuld. Und ihr. Sie beschleunigte ihren Schritt und behielt die Menge im Auge, als ein Mann mit einem schrecklichen Walrossbart den Blick suchend schweifen ließ.
    »Kann ihn nicht sehen …« Seine Stimme war kaum noch zu hören, als immer mehr anfingen durcheinanderzureden und Annika wieder schluchzte. Deshalb wurde er lauter, um die anderen zu übertönen.
    »… war mit einer Frau zusammen. Einer Blonden, glaube ich …«
    »Das war Mrs Craigmore. Eine schreckliche Frau.« Das kam von Mrs Bean.
    Daisy drehte sich um und verschwand im Schatten, der das Haus umgab. Sie achtete nicht darauf, wie das Blut durch ihre Adern gepumpt wurde, sondern lief mit gesenktem Kopf um Holly Lodge herum zur Auffahrt hin, wo die Kutschen standen. Man würde sie finden. Jeden Moment würde man die Verfolgung aufnehmen. Und was sollte sie dann sagen?
Nein, meine Herren, das war nicht Northrup, der diese Leute angegriffen hat, sondern ein Werwolf
. Fast hätte sie gelacht.
    Sie ließ den Stallburschen gar nicht erst zu Wort kommen, sondern griff einfach nach den Zügeln von Northrups Cabriolet und dankte im Stillen ihrem Vater, dass er ihr zumindest diese eine männliche Fähigkeit, das Führen einer Kutsche, beigebracht hatte. Der Fahrtwind, der ihre erhitzten Wangen traf, als das Pferd anzog, war kalt. Sie spürte die innere Anspannung und befürchtete, ihr würde gleich schlecht werden. Sie wusste noch nicht einmal, wo sie hin sollte. Die Vorstellung, Northrup zurückzulassen, war ihr zuwider. Sie musste Hilfe finden.
    Das Mondlicht hüllte die Landstraße in nebliges Blau und waberte wie Wasser, wo es durch die Baumkronen drang. Sie verspürte ein Kribbeln im schweißnassen Nacken. Als sie mit der Kutsche um eine Ecke bog, sah sie vor sich auf der Straße einen großen Ast liegen. Daisy fluchte laut und zog an den Zügeln.
    Verdammt. Verdammt. Verdammt
. Die Worte dröhnten im Takt mit ihrem pochenden Herzen, als sie auf die Straße sprang und mit der Kutschlampe in der Hand losging, um nachzusehen, ob sie den Ast entfernen konnte. Sie rannte fast, und der Kies knirschte unter ihren Absätzen. Das Stöhnen des Windes war gerade laut genug, um sie zu verunsichern. Wo war Northrup? Hatte er den Werwolf erwischt? War er verletzt? Sie holte tief Luft und versuchte, den verdammten Ast beiseite zu schieben. Er rührte sich nicht. Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen, und sie zwinkerte heftig.
    Das Pferd wieherte leise und schlug mit dem Kopf. Vorsichtig ging sie zu ihm zurück, doch das arme Ding war überreizt und tänzelte scheuend, sodass die Kutsche vor und zurück schwankte.
    »Ganz ruhig«, murmelte sie, doch das Tier reagierte nicht, sondern wurde womöglich noch ängstlicher. Das Geschirr klirrte, als das Pferd rückwärtsging und anfing, mit den Hinterbeinen zu stampfen. Daisy wich zurück, denn sie wollte keine persönliche Bekanntschaft mit ausschlagenden Hufen machen.
    »Können wir uns nicht irgendwie einigen?«, sagte sie leise zu dem Pferd, als plötzlich ein lang anhaltendes Heulen zu hören war. Bis jetzt hatte Daisy nie etwas mit dem Begriff ›markerschütternd‹ anfangen können. Doch jetzt schon. Sie zitterte so heftig, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Das Pferd reagierte genauso angstvoll, wieherte schrill und ging durch. Daisy hechtete zur Seite, als Pferd und Kutsche an ihr vorbeidonnerten. Das verdammte Gespann hüpfte doch tatsächlich einfach über den Ast hinweg.
    Mit großen Augen blickte Daisy dem Vieh hinterher und musste mit ansehen, wie ihre letzte Hoffnung auf Rettung im Dunkel der Nacht verschwand. Nebelschwaden wirbelten wie Geister um sie herum, als die Bäume über ihr raschelten und seufzten.
    »Verdammtes Mistvieh …« Sie verstummte, als wieder dieses Heulen ertönte. Daisy drehte sich der Magen um, und sie schluckte krampfhaft.
    Sie brauchte einen Unterschlupf. Einen Platz, an dem sie sich verstecken konnte. Sie packte die Laterne fester. Ihre Hand war

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