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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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wurde ernst. »Wir haben ein Problem.«
    Schnell führte er sie zu einem jungen Mann, der allein am Rand des Zeltes stand. Northrups Beschreibung war richtig gewesen. Der Cherubim bekam ganz große Augen, als sie sich ihm näherten. »Ich kann Annika nirgends finden«, stieß der junge Mann ohne Vorrede hervor.
    »Mr Randal, nehme ich an?«, fragte Daisy.
    Er nickte kurz. »Madam.« Randal wandte sich wieder an Northrup. »Erklären Sie mir das bitte noch einmal, Sir. Sie glauben, dass der Mörder, der in London sein Unwesen treibt und über den die Zeitungen schreiben, hinter Damen her ist, die Annikas Parfüm benutzen? Woher wissen Sie das?« Die Ohrenspitzen des jungen Mannes liefen dunkelrot an. Wahrscheinlich wollte er nicht darüber sprechen, wo er das Parfüm gekauft hatte.
    »Er hat bereits Mrs Craigmore angegriffen.« Northrup deutete auf Daisy. »Und zwei andere Frauen, die ebenfalls diesen Duft aufgelegt hatten. Es ist unbedingt erforderlich, dass wir Ihre Verlobte in Sicherheit bringen.«
    Der junge Mann runzelte die Stirn noch mehr, während er den Blick über die Menge schweifen ließ. »Sie kann nicht weit sein. Kurz bevor Sie zu mir kamen, habe ich sie noch gesehen.«
    Die kalte Luft schien an Daisys Rückgrat zu zupfen, während sie sich umschaute. »Welche Farbe hat ihr Kleid?«
    Randal richtete sich auf. »Rosa. Hellrosa.« Sein Blick glitt zwischen Daisy und Northrup hin und her. »Es ist doch bestimmt nicht schlimm, dass Annika das Parfüm hier trägt, oder? Es sind doch so viele andere Menschen anwesend.«
    Eine leichte Brise wehte über den Rasen und zerzauste Randals dunkle Locken. Einen Moment lang sah er wie ein kleiner Junge aus. Daisys Unbehagen verstärkte sich.
    »Man kann nie wissen, wozu dieser Mörder in der Lage ist«, meinte Northrup. Er sah Daisy an. »Vielleicht sollten wir im Haus nachsehen?«
    Die Kerzen des Kristallleuchters im Zelt flackerten kurz, als der Wind sich drehte und Daisy der durchdringende Geruch eines Wolfs in die Nase stieg. Sie drehte sich zu Northrup um, doch seine Miene war bereits völlig ausdruckslos. Seine Nasenflügel flatterten, und ein gefährlicher Ausdruck trat in seine hellen Augen. Wortlos rannte er auf den schattigen Teil des Gartens zu, wo sich keine Gäste aufhielten.
    »Was zum Teufel ist denn los?«, rief Randal, als Northrups schlanke Gestalt im Dunkel verschwand und plötzlich ein erstickter Schrei ertönte.
    Daisy überlegte gar nicht erst, sondern rannte einfach in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Sie kam bis zu einer Hecke und blieb stehen, als sie die Falten eines hellrosafarbenen Rocks sah. Fassungslos hing ihr Blick daran, als sie auch schon von Randal grob zur Seite gestoßen wurde, der sich an ihr vorbeidrängte.
    »Annika!«, brüllte der junge Mann, und sein Gesicht war im Mondlicht ganz weiß. Er taumelte durch die Hecke zu der Stelle, wo sie lag, und nahm ihren schlaffen Leib in die Arme. »Annika!«
    Hinter ihnen verstummten alle Gäste, als man des Aufruhrs gewahr wurde. Daisys Herz lag kalt und schwer in ihrer Brust, doch ihr Blick wanderte von dem Paar zu den Büschen, deren Äste noch heftig schwankten, als hätte jemand sie gerade gestreift. Northrup war nirgends zu sehen.

14
    Northrup war fort. Doch das Mädchen brauchte Hilfe. Daisy trat näher und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ist sie …?«
    Das Mädchen stöhnte, und ihr Verlobter berührte ihr Gesicht mit zitternder Hand. »Anni«, wisperte er. »Liebste, was ist passiert?«
    Annika vergrub ihr Gesicht tief in Randals Jacke und bebte am ganzen Körper. Ihre Worte klangen erstickt und kamen nur stockend heraus. »Etwas … hat mich angegriffen. Es hat mich gepackt …« Ihr ganzer Körper zuckte, und sie schüttelte den Kopf, als könnte sie nicht weitersprechen.
    Doch das Mädchen war unverletzt, und so atmete Daisy erleichtert auf. Die Menschenmenge, die herbeieilte, um zu sehen, was passiert war, drängte sie zurück. Einer stieß ihr den Ellbogen grob in die Seite, ein anderer schubste sie weg. Alle schrien durcheinander und versuchten, sich zu übertönen, um gehört zu werden. Daisy wich vor der heranströmenden Menge und dem herzzerbrechenden Schluchzen Annikas zurück. Sie umschloss ihre kalten Arme und wünschte sich, Northrup wäre da. Doch der war gerade dabei, einem Werwolf hinterherzujagen.
Gott stehe ihm bei.
    Fragen hallten durch die Nacht.
    »Was ist passiert?«
    »Hat irgendwer was gesehen?«
    »Das arme Mädchen.

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