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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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hermachen würde, sollte eines auftauchen. »Weil sie jetzt wissen, dass ich in die Sache verwickelt bin.«
    Sie war zu müde und erschöpft gewesen, um noch irgendetwas zu sagen. Northrup hatte sie der Obhut von Tuttle überlassen und war mit seinem Kammerdiener, einem jungen Mann, den er als Jack Talent vorgestellt hatte, verschwunden. Mr Talent war einer von der misstrauischen Sorte und sah sie schief an, als erwartete er von ihr, gleich etwas Dummes zu tun. Sie wollte sich von ihm weder einschüchtern noch verletzen lassen.
    Jetzt lag sie warm und frisch gebadet in einem Bett, das er ihr zur Verfügung gestellt hatte, während er vor ihrer Tür Wache hielt.
    Trostlosigkeit erfüllte sie. Bei der Erinnerung an seine wilden, groben Berührungen zog sich ihr Magen zusammen. War das Northrup gewesen oder das Tier in ihm? Spielte das überhaupt eine Rolle? Sie streckte die Hand nach der Tür aus, während sie mit schmerzendem Herzen, aber dem Bewusstsein, dass er über sie wachen würde, einschlief.

18
    Der Frühling hatte nun wahrhaft in London Einkehr gehalten. Eine leichte Brise, die schon einen Hauch von Wärme mit sich brachte, strich über das frische, grüne Gras, das den Hyde Park bedeckte. Winston schloss die Augen, um das Gefühl zu genießen, und spürte die Sonne auf seinem Gesicht. Die Orte, zu denen ihn seine Arbeit normalerweise führte, waren überfüllte Wohnhäuser, in denen man vergeblich nach Licht und frischer Luft suchte.
    Es war noch früh, und die Straßenverkäufer waren gerade erst eingetroffen, um sich die besten Plätze an viel benutzten Wegen zu sichern. Auf den Straßen rumpelten Bierkutschen vorbei, während Milchhändler und Krämer ihre Waren auslieferten. Mägde klopften Teppiche in den schmalen Straßen zwischen den hochherrschaftlichen Häusern aus, und hier und da sah man Jungen, die Pferdeäpfel und anderen Unrat einsammelten. Die verwöhnte Herrschaft lag dagegen noch in ihren mit Seide bezogenen Betten, um nach ihren nächtlichen Ausschweifungen auszuschlafen.
    Trotz all der Pracht und Bequemlichkeit, die diese Welt ausstrahlte, hatte Winston in sich nie den Wunsch verspürt, Teil davon zu sein. Ein Mann war nicht sein eigener Herr, wenn er vor der Mehrheit der Gesellschaft katzbuckeln musste, die nur darauf wartete, dass er einen Fehler beging. Ein Fehler, und man war unten durch. Welche Heuchelei. Als könnte man den Wert eines Menschen mit der Etikette messen. Harte Arbeit und die Fähigkeit, seinen Verstand zu benutzen, machten das Leben lebenswert. Solche Dinge befriedigten ihn mehr, als die Verlockung, von vorn bis hinten bedient zu werden. Er wusste das mit der Bestimmtheit eines Mannes, der beide Seiten erlebt hatte.
    Er grüßte ein hübsches junges Mädchen, das sich bei einem Kaffeestand herumdrückte, indem er kurz an seine Hutkrempe tippte. Der Geruch von Kaffee und frisch gebackenem Brot brachte seinen Magen zum Knurren. Winston musterte den Verkäufer, der sich übertrieben eifrig der Säuberung von mehreren Porzellanbechern hingab.
    »Möchten Sie eins, Sir?« Der Verkäufer hob den Korbdeckel, sodass eine verlockend duftende Dampfwolke aufstieg. »Ich habe Rosinenbrötchen frisch aus dem Ofen. Die sind nach einem Spezialrezept von meiner Frau.«
    »Halten Sie sie für mich warm«, sagte Winston. So gern er auch eins genommen hätte, ging die Arbeit doch vor.
    Er bog um die Ecke, und das große Gebäude, zu dem er wollte, tauchte vor ihm auf. Ein Wandelgang im klassischen griechischen Stil bildete die Vorderseite des Hauses. Mächtige Säulen aus poliertem schwarzem Marmor zogen sich über die gesamte Breite. Zu beiden Seiten trugen Triumphbögen Giebel aus Kalkstein, in die die Krone der Ranulfs, umgeben von einem Fries aus Furcht einflößenden Wölfen, gemeißelt war.
    Es wurmte Winston, dass er praktisch nichts über Lord Ranulf wusste, der in Debretts Adelsverzeichnis als Duke von Ranulf geführt wurde und dem offensichtlich ein großer Teil von Schottland gehörte. Winston war dem Mann nie persönlich begegnet. Immer wenn er seine Vorgesetzten um Erlaubnis gebeten hatte, mit Ranulf zu sprechen, waren diese strikt dagegen gewesen und hatten dabei fast schon ängstlich gewirkt. Man hatte ihn gewarnt, dass Ranulf ein sehr zurückgezogen lebender Mensch sei, der sehr gute Kontakte zur Königin pflegte. Außerdem trug er zufälligerweise den gleichen Namen wie Ian Ranulf, Marquis von Northrup. Was aber tatsächlich ein Zufall sein konnte, wenn man bedachte,

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