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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Callihan
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Brüllend schleuderte er ihn herum und ließ ihn in ein Mausoleum im griechischen Stil krachen. Eine dichte Wolke aus Mörtel und alten Knochen stob auf. Der Werwolf stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus, als er sich überschlug und auf dem Boden landete.
    Ian holte tief Luft, doch im nächsten Moment kam die Bestie schon wieder hoch, stellte sich auf die Hinterbeine und sah ihm direkt ins Gesicht. Die Haare auf Ians Armen stellten sich auf und eine unheilverkündende Ahnung durchzuckte ihn. Seltsamerweise heulte der Wolf in seinem Innern und versuchte, ihn davon abzuhalten, weiter gegen die Bestie zu kämpfen. Aber es war zu spät, um wegzulaufen. Der Blick aus gelben Augen zeugte vom Wahnsinn, dem das Scheusal anheimgefallen war. Es kannte nur noch ein Ziel: töten.
    »Verdammter Mist«, wisperte Ian, ehe der Werwolf sich auf ihn stürzte.

16
    Töte den Lykaner
, dröhnte es durch den Kopf des Wolfs, als er angriff. Seine Zähne bohrten sich tief in die Schulter des anderen, und der Lykaner schrie. Der Klang drang wie ein Messer in den Kopf des Wolfs und setzte Kaskaden von Schmerz frei. Er richtete den Blick auf seine Beute, und das Blut in seinen Adern gefror. Dieses Gesicht. Panik stieg in ihm auf … heiß und erstickend. Er kannte dieses Gesicht, diesen Lykaner. Nein, nein, nein! Seine Lunge versagte ihm den Dienst. Die Erinnerungen drohten ihn zu verschlingen.
    Er holte aus und schlug mit seinen Krallen auf das Gesicht des Lykaners ein, um es unkenntlich zu machen und den Mann zu töten. Blut spritzte, doch der Lykaner starb nicht, wie es ein Mensch unter der Gewalt des Angriffs getan hätte. Stattdessen knurrte er. Nun kam auch sein Wolf zum Vorschein, während sein menschlicher Körper wuchs, sich wand und streckte, Knochen hervorbrachen und sich veränderten und ein dichtes Fell die glatte Haut zu bedecken begann.
    Der Wolf erinnerte sich daran, wie es sich anfühlte, wenn sich der menschliche Körper in ein Tier verwandelte. Qualvolle Schmerzen und Furcht. Der Gedanke verwirrte ihn und machte ihn langsam, wo er doch eigentlich hätte schnell sein sollen.
    Der Lykaner nutzte seinen Vorteil, bohrte seine Krallen tief in den Bauch des Wolfs und riss ihn auf. Schmerz und noch mehr Schmerz. Der Wolf heulte und taumelte zurück. Er wollte nicht noch mehr Schmerz. Er wollte sie. Er brauchte sie. Doch ihr Duft war verschwunden, nur noch der stechende Geruch von Lampenöl und Eisenkraut hing in der Luft.
    Der Lykaner erhob sich über ihm. Er ähnelte jetzt mehr einem Wolf denn einem Menschen, während sein Kiefer die längliche Form einer Schnauze annahm und seine Hände durch zehn Zentimeter lange Klauen verformt wurden. Dieser Lykaner. Dieser Mistkerl. Er hatte es getan. Er hatte die Frau des Wolfs genommen. Und dafür würde er sterben. Mit gebleckten Zähnen setzte der Wolf zum Sprung an, um dem Lykaner die Kehle aufzureißen, als etwas ihn in der Seite traf. Pfeile. Er kannte und fürchtete sie. Heulend stürzte der Wolf zu Boden.
    Kraftlos schnappte er nach Luft und sah mit an, wie auch der Körper des Lykaners zuckte, als ihn die vergifteten Pfeile trafen. Der Lykaner ging in die Knie und sank dann bewusstlos zu Boden.
    Vor seinen Augen begann schon alles zu verschwimmen und sein Körper wurde taub, als der Wolf den Mann aus dem Wald treten hörte. Die Stimme war ihm vertraut und unerträglich. Die Stimme seines Peinigers. »Ach, mein Junge, warum lehnst du dich bloß immer gegen mich auf?« Ein Stiefelpaar blieb vor dem am Boden liegenden Lykaner stehen. »Na, so was, was haben wir denn da? Ian Ranulf eilt zu Hilfe.«
Ranulf
. Er kannte diesen Namen. Das wurde ihm klar, kurz bevor ihn der harte Stiefel seines Peinigers traf und er ohnmächtig wurde.
    Minuten vergingen. Oder waren es Stunden? Daisy war so verunsichert, dass sie das nicht unterscheiden konnte. Durch die Anspannung, sich nicht zu rühren, kribbelte ihr ganzer Körper. Der Klang ihrer stockenden Atemzüge hallte laut in ihren Ohren. Um sie herum herrschte undurchdringliches Dunkel. Sie meinte wahnsinnig zu werden, wollte nichts mehr als sehen und wissen, was passiert war.
    Nichts regte sich. Zur Hölle! Ein schneller Tod wäre besser als das, was sie jetzt durchmachte. Ein schmerzhaftes Kribbeln zog durch ihre Beine, als sie hochkam. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie die Tür vorsichtig aufzog. Als lautes Knarren die Stille zerriss, zuckte Daisy zusammen. Mondlicht strömte durch das Blätterdach der Bäume und sprenkelte

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