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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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scharfe Zähne.
    »Haelfas«, rief sie voller Angst.
    Der Schattenjäger blickte auf und stieß einen kurzen Fluch aus. »Ein Drachenvogel – das können wir gerade gebrauchen! Kletter weiter! Schnell!«
    »Ist er gefährlich?«
    »Normalerweise nicht – wenn man sich verteidigen kann.«
    A ber sie konnten sich nicht verteidigen. Auf dem Boden hätte Haelfas das Tier mit Pfeil und Bogen abschießen können, aber hier hingen sie an der Steilwand fest. Und plötzlich ging alles blitzschnell. Der Drachenvogel legte die Flügel eng an den Körper und stieß auf Haelfas hinab, der am Felsen klebte und nicht ausweichen konnte. Sonja schrie seinen Namen. Er blickte über die Schulter zu dem Vogel, dann zu Sonja hoch, riss sein Messer heraus und durchschnitt das Seil, das sie mit ihm verband.
    Eine Sekunde später stürzte er in die Tiefe, an den Drachenvogel gekrallt, der nicht stark genug war, ihn hochzutragen. Und wenn er das Seil nicht durchgeschnitten hätte, wäre Sonja mit ihm abgestürzt.
    Ohne sich zu besinnen, kletterte sie hinter ihm her nach unten. Sie rutschte ab, fing sich in letzter Sekunde, kletterte weiter, rutschte weiter.
    Haelfas lag in einem Haufen Geröll auf dem Rücken. Neben ihm lag der Drachenvogel mit gebrochenem Genick. Aus der Nähe sah er noch hässlicher aus, mit zottigem grauem Fell, tückischen gelben Augen und dicken Krallen an den Flügelspitzen. Sonja gönnte ihm nur einen kurzen Blick und kauerte sich neben Haelfas nieder. Sie wagte nicht, ihn zu berühren. Die ganze Zeit über hatte er es nicht gewollt. »Haelfas«, wisperte sie.
    Der Schattenjäger öffnete die Augen. Sein Blick ging erst ins Leere, dann zu dem toten Vogel, dann zu ihr. »Ja«, flüsterte er mit rauer Stimme, »ich hätte mir denken können, dass Aruna eingreift.«
    Sonja hatte keine Ahnung, wovon er da redete. »Bist du … bist du schlimm verletzt?«
    »Nicht mehr als üblich, wenn man von einem Berg fällt.« Er lachte, aber dann hustete er plötzlich, sein Gesicht ver z errte sich, und Blut lief aus seinem Mund. Danach lag er ganz still, mit geschlossenen Augen, und Sonja wagte nicht, sich zu rühren oder irgendetwas zu sagen.
    Endlich machte er die Augen wieder auf. »Du wolltest wissen, was ich bin«, sagte er mühsam. »Nimm meine Hand.«
    Eine Woche lang hatte sie sich davor gefürchtet. Ungerufen klangen wieder die Worte des Flussgeistes in ihrem Kopf: Hüte dich, den zu berühren, den du als Haelfas kennst.
    Sie wollte es nicht wissen. Sie wollte seine Seele nicht berühren. Aber sie tat es.
    Und berührte Dunkelheit. Da war nichts. Kein Seelentausch, keine Geschichte, keine Namen. Nur endlose, stille Finsternis.
    Als sie Haelfas’ Hand losließ und aufblickte, sah sie dieselbe Finsternis in seinen Augen.
    »Ich bin ein Schatten«, sagte er leise. »Und ein Jäger. Mehr nicht.«
    »Dann kannst du doch auch nicht sterben«, sagte sie mit bebenden Lippen, und Haelfas lachte wieder leise, obwohl es ihn zu zerreißen schien. »Doch, Sonja, das kann ich. Und ich werde es auch tun. Sag mal – damals an der Brücke, wer hat dich vor mir gewarnt?«
    Sie zögerte.
    »Sag es nur«, wisperte er. »Ich kann ihm nicht mehr schaden. Wer war es?«
    »Ein … ein Flussgeist«, antwortete sie zögernd.
    Haelfas nickte langsam. »Wenn du ihn je wiedersiehst, sag ihm … er hatte recht.«
    Sonja zuckte zusammen. »Was? Aber –«
    »Ich war dein Feind«, sagte Haelfas. »Vom ersten Tag an. Ich habe dir nicht geholfen, ich habe dich benutzt. Du … warst ein Köder.«
    S ie starrte ihn nur an. Sie hatte es gewusst, die ganze Zeit über, und trotzdem weigerte sich ihr Herz jetzt, es zu glauben. »Was für ein Köder?«, fragte sie heiser.
    »Ich war … nicht frei. Der Spürer hatte Macht über mich. Während ich mit dir gewandert bin, sind uns die Suchtrupps gefolgt. Zu den Elarim und zu den Tesca. Damit der Spürer …« Er hustete und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. »Damit der Spürer sie … töten kann.«
    Ihr war plötzlich ganz kalt, obwohl die Sonne ihr auf Haar und Schultern brannte.
    »Sie sind wichtig, verstehst du«, sagte Haelfas. Er sprach schnell, als ob er fühlte, dass ihm die Zeit davonlief. »Sie sind die Letzten, die noch gegen den Spürer kämpfen, und sie haben ein Mädchen ausgeschickt, das die Alten Völker wecken soll. Und ich glaube, wenn sie sich nicht allzu dumm anstellt, wird sie es schaffen.« Er verzog die Lippen zu einem Lächeln, das Sonja nicht erwidern konnte. Dann wurde er wieder

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