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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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mochte, weil er einfach so war, wie er war – mit Narben und allem. Unsicher schaute er sie an.
    Sonja holte tief Luft, drehte sich wieder nach vorne, griff nach rechts und links, zog Lorins Hände zu sich und legte sie sich um den Körper. »Du bist kein bisschen hässlich«, sagte sie entschieden.
    Lorin gab einen seltsamen kleinen Laut von sich und umarmte sie. Fest.
    »Und so wandeln wir den alten Spruch ›Willst du mit mir gehen?‹ einfach in ›Willst du mit mir reiten?‹ um«, sagte Melanie mit dem breitesten Grinsen der Welt.
    »Und das auch noch vor Publikum«, sagte Sonja und grinste zurück.
    Immer weiter folgten die Flüchtlinge dem gewundenen Pfad in die Berge. Es war kein einfacher Weg. Viele Stellen waren von Geröll verschüttet oder vom Schmelzwasser im Frühling einfach weggespült worden. Immer wieder wurde der Zug aufgehalten, weil ein Schlitten wegrutschte u nd sich zwischen Erde und Steinen verkeilte und mühsam herausgezogen werden musste. Nachtfrost, der viel stärker war als die Pferde und Sirinkim, half dabei und ließ sich willig anspannen, um die Schlitten herauszuziehen.
    »Wo gehen wir eigentlich hin?«, fragte Sonja einen jungen Mann, der Nachtfrost die Riemen umlegte.
    Er blickte zu ihr hoch. »Wenn wir es schaffen, dann zur Stadt des Kleinen Volkes. Wenn nicht, dann in den Tod.«
    Sie erschauerte. »Wie weit ist es denn?«
    »Fünf Tagesreisen von hier – wenn wir die alten Leute und die Schwachen zurücklassen. Was wir nicht tun werden – schließlich fliehen wir nur ihretwegen.« Er schlang den letzten Riemen um Nachtfrosts breite Brust, knotete ihn fest und trat zurück. »Fertig, Taithar.«
    Nachtfrost senkte den Kopf, spannte die Muskeln an und zog. Der Schlitten zitterte und ächzte und löste sich endlich mit einem lauten Knirschen aus dem Geröll. Nachtfrost schritt vorwärts und zog ihn ganz aus der Mulde heraus. Der junge Mann dankte ihm, löste rasch die Riemen und machte sich daran, die verrutschte Ladung des Schlittens wieder festzubinden, ohne Sonja noch einmal anzusehen. Kurz darauf ging es weiter, aber Sonjas Glückgefühl war verschwunden. Sie erinnerte sich, wie schrecklich anstrengend es zu Beginn ihrer Wanderung mit Haelfas für sie gewesen war, die Berge hinaufzuklettern. Für die alten Leute war es bestimmt noch schlimmer, obwohl sie viel abgehärteter waren als sie selbst. Auch Ganna, die ihren Platz auf dem Karren einer noch älteren Frau überlassen hatte, wurde immer langsamer. Und die Söldner des Spürers ritten alle auf Pferden und konnten die Strecke bergauf mühelos galoppieren.
    S ie sind nicht mehr weit hinter uns, sagte Nachtfrost in ihrem Kopf. Und vor uns sind sie auch.
    Sie zuckte heftig zusammen. »Vor uns auch?«
    »Auf der Handelsstraße«, sagte Lorin. »Wir müssen hinüber.«
    Ihr war plötzlich ganz kalt. »Wusstet ihr das?«
    »Deshalb sind doch die Tesca noch hier, statt in der Ebene zu kämpfen. Sie werden uns hinüberbringen.«
    Sonja schaute zu den schwarzen Wölfen hin, die wie übergroße Hunde zwischen den Menschen liefen. Einer dieser Wölfe war ihre zweitbeste Freundin. »Auch – auch Elri? Wird sie mitkämpfen?«
    »Ja, natürlich.« Eine Spur von Stolz lag in Lorins Stimme, und Sonja begriff, wie wenig sie von diesen Menschen wusste. Sie hatte sie gern, sie waren ihre Freunde – aber wirklich verstehen konnte sie sie nicht. Sie schaute zu Melanie hin, aber die zuckte nur hilflos mit den Schultern.
    Sprich mit Ganna, sagte Nachtfrost.
    Die Gelegenheit bot sich, als die Flüchtlinge wieder einmal von einem weggerutschten und verkeilten Schlitten aufgehalten wurden. Diesmal befahl Ganna, die Sirinkim loszuschirren und den Schlitten zurückzulassen. »Es hat keinen Sinn«, sagte sie. »Wenn wir alle tot sind, nützen uns unsere Habseligkeiten auch nichts mehr. Ja, Sonja, was ist?«
    »Kann ich mit dir reden?«
    »Natürlich.«
    Sonja schwang ein Bein über Nachtfrosts Hals und glitt auf den Boden. Lorin zögerte, dann rutschte er nach vorne. Sie vermutete, dass Nachtfrost ihm gesagt hatte, er könne oben bleiben.
    Die beiden Sirinkim waren jetzt losgeschirrt, und zwei der älteren Leute kletterten auf ihren Rücken. Die ganze Grup p e aus Menschen, Tieren und Gestaltwandlern setzte sich wieder in Bewegung. Ganna ging neben Sonja her. Sie sah sehr alt und müde aus, aber ihre Stimme klang freundlich wie immer. »Was kann ich für dich tun, Sonja?«
    »Es ist nur – ich wollte dir etwas erzählen. Über Haelfas. Und – und

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