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Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition)

Titel: Im Bann des Nebels, 2, Der ewige Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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Enat
    »Und wie machen wir es nun?«, fragte Melanie. »Setzen wir uns alle auf Nachtfrosts Rücken und galoppieren los?«
    Sie hatten sich von den Flüchtlingen getrennt und waren einen Abhang hinuntergeklettert, bis sie außer Sichtweite waren. Jetzt hockten sie unter einem Felsüberhang. Nachtfrost und Beyash standen dicht bei ihnen; allerdings war Beyash mehr an ein paar struppigen Dornsträuchern interessiert als an der Unterhaltung.
    Ich kann nur zwei in dieses Land tragen , sagte Nachtfrost, sodass sie es alle hörten.
    Ratlos schauten sie einander an.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte Elri, die sich wieder zurückverwandelt hatte. »Diejenigen, die gehen, lassen nämlich ihre Körper zurück. Und jemand muss sie bewachen. Das mache ich; ich bin die beste Kämpferin von uns vieren. Und außerdem sind diese Zauberreisen nichts für mich.«
    »Ich möchte mitkommen«, sagte Melanie.
    Du kannst nicht gehen , sagte Nachtfrost sanft und unerbittlich. Du bist die Brückenwächterin. Auch dies ist eine Brücke.
    Melanie seufzte tief. »Schon klar. Ich weiß. Ich hab’s mir einfach selbst versaut.«
    »Na komm«, meinte Elri fröhlich, »so schlimm ist es nun auch nicht, mit mir hierzubleiben. Du kannst mir was über eure verrückte Welt erzählen.«
    Melanie verzog das Gesicht, aber dann nickte sie und d rückte Lorin das Buch in die Hand. »Hier. Viel Spaß. Und pass gefälligst auf meine beste Freundin auf, klar?«
    »Mit meinem Leben«, sagte Lorin. Es klang etwas komisch, aber irgendwie auch nicht, und Melanie nickte nachdrücklich. »Das will ich dir auch geraten haben. Also hopp, los mit euch.«
    Etwas ratlos schaute Sonja sich zu Lorin um. »Ja – und wie machen wir es?«
    Legt euch hin, sagte Nachtfrost. Jeder von euch hält ein Ende des Kristalls fest.
    Sie legten sich auf den Rücken, aber das war unbequem, und nach einigem Hin und Her lagen sie auf der Seite, die Gesichter einander zugewandt, zwei Hände auf dem Kristall, so nahe, dass sie einander berührten. Mit seiner freien Hand hielt Lorin das Buch fest. Sonja schaute in seine grünen Augen, er erwiderte den Blick und lächelte.
    Macht die Augen zu , sagte Nachtfrost, und sie gehorchten.
    Licht hüllte sie ein.
    Es war kein blaues Licht wie bei Sonjas erster Reise in die Welt der Erinnerungen, sondern weiß und golden wie das Glitzern eines Tautropfens an einem Sommermorgen. Sie saßen auf dem Rücken des schwarzen Einhorns, das durch eine Welt aus Kristall galoppierte. Der Boden war glasklar und durchsichtig, mit Kristallen wie mit Felsen durchsetzt, und darunter war immer noch mehr Kristall, tausendfach geschliffen bis in eine unendliche Tiefe. Auch der Himmel über ihnen war Kristall, und das Licht lag wie geronnen auf den glatten Flächen, die sich kreuzten und miteinander verschmolzen und hinter dem Horizont verschwanden.
    Was es nicht gab, waren Schatten.
    D as Licht ließ keinen Raum für Schatten. Es kam von allen Seiten, füllte jede Ecke und jeden Winkel aus, und jeder Kristall spiegelte das Licht tausendfach wider. Es war eine ganze Welt aus Licht.
    »Und so etwas«, sagte Sonja, »habe ich in meiner Hosentasche mit mir rumgetragen.«
    Ihre Stimme warf kein Echo, es war, als würde sie vom Licht aufgesogen. Auch Nachtfrosts Hufe klangen nur gedämpft auf dem Stein, statt wie auf Glas zu klirren. Unermüdlich galoppierte er dahin, und sein Bild spiegelte sich flüchtig in den Kristallen, durchsichtig und farblos wie in Glas.
    Als er anhielt, schien es, als hätte er sich keinen Schritt vorwärtsbewegt. Nichts hatte sich geändert, die Kristallwelt sah hier genauso aus wie an der Stelle, an der sie sie betreten hatten. Nur in der Ferne bewegte sich etwas wie weiße Schwaden oder Schlieren im Glas.
    Ein wenig nervös schauten sie sich um. »Hier sind keine Schatten«, sagte Sonja, aber unwillkürlich sprach sie leise.
    Nachtfrost stampfte einmal mit dem Huf auf. Anders als zuvor klang diesmal ein gewaltiger Ton durch den Kristall, wie von einer riesigen Glocke. Er hallte und hallte und rollte davon und kehrte wieder, und es dauerte lange, bis er endlich erstarb.
    Dann warteten sie wieder.
    »Da«, sagte Lorin plötzlich und zeigte an Sonja vorbei nach vorne.
    Die weißen Schwaden kamen näher. Sie schienen über den Boden zu schweben, und Sonja kniff die Augen zusammen und spähte so lange angestrengt nach vorne, bis die Ersten nahe genug herankamen und sie erkannte, dass es keine Schwaden waren, sondern Menschen aus Kristall. S ie kamen

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