Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
vorsichtig, aber ich kann keine Notwendigkeit sehen –«
»Irgendetwas ist faul, und das gefällt mir nicht.«
»Du kannst dir so viel Sorgen machen, wie du willst«, sagte Linton müde. »Ich jedenfalls gehe wieder zurück ins Bett.«
KAPITEL ACHTZEHN
V ahanian sagte nichts, als er und Tris Linton verließen, sondern ging entschlossen zu dem Zelt zurück, das er sich mit Harrtuck teilte. »Was machen wir jetzt?«, fragte Tris, nachdem er schon den ganzen Weg durchs Lager über vergeblich versucht hatte, ein Wort aus dem Söldner herauszubringen.
»Wir verschwinden«, sagte Vahanian entschieden. »Linton kann störrisch wie ein Maulesel sein. Dieser Kundschafter hat nicht bloß nach Hühnern Ausschau gehalten, und es ist mächtig verdächtig, dass gleich drauf ›die Händler‹ aufgekreuzt sind.« Vahanian schüttelte den Kopf. »Geh packen«, sagte er, als sie vor der Zeltklappe standen. »Wir hauen ab.«
»Hab ich da was von packen gehört?«, fragte Harrtuck munter. Vahanian betrat das Zelt, und Tris folgte ihm.
»Ich habe gestern Abend einen Spion erwischt«, berichtete Vahanian knapp. »Heute Morgen sind dann drei ›Händler aus Mussa‹ eingetroffen, die über Nacht bleiben wollen. Irgendwas ist da faul, und ich will uns hier raushaben.«
Harrtuck sah Tris an, der seinen Blick schulterzuckend erwiderte. Der Soldat biss die Zähne zusammen und ging einen Schritt auf Vahanian zu. »Jonmarc –«
»Hör zu«, schnitt ihm Vahanian das Wort ab, »ihr habt mich angeheuert, damit ich euch beschütze. Genau das tue ich. Ich glaube, dass wir wieder für einen Überfall von Banditen ausgekundschaftet worden sind. Vielleicht auch für etwas Schlimmeres. Ich bin nicht völlig überzeugt, dass Kaine nicht etwas im Schilde führte, als er einen Teil der Gruppe abgespalten hat. Die Sache stinkt, Tov, und es gefällt mir nicht.«
»Wir haben dich angeheuert, um uns zu beschützen, das stimmt«, entgegnete Harrtuck ruhig, ohne sich von Vahanians Gereiztheit aus der Fassung bringen zu lassen. »Aber genauso sind wir angeheuert worden, um die Karawane zu beschützen. Willst du dich dieser Verpflichtung einfach entziehen?«
»Ja«, erwiderte Vahanian ohne einen Versuch der Rechtfertigung und fing an, seine Decken zusammenzurollen.
»Nun, ich nicht«, sagte Harrtuck, baute sich vor ihm auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ich habe ein Versprechen gegeben, und ich halte es durch, wenigstens bis zur Grenze nach Dhasson.«
»War nett euch kennengelernt zu haben«, meinte Vahanian lapidar. »Denn dem Vayash Moru zufolge, der mir in der Nacht, in der sie mich vermöbelt haben, das Leben gerettet hat, wird Tris an der Grenze zu Dhasson von dunkler Magie erwartet. Etwas in der Art von ›was ihr braucht, wird euch auf dem Weg nach Norden finden‹«, sagte er, während er seine Sachen in die Satteltaschen stopfte.
»Das war’s?«, fragte Tris anklagend. »Du gehst, einfach so?«
Vahanian drehte sich um und sah ihn an. »Ihr seid diejenigen, die bleiben wollen. Geht mit mir, und ich bringe euch zur Überfahrtsstelle am Fluss, und da könnt ihr euch dann entscheiden, ob ihr nach Dhasson oder nach Fahnlehen weiterreist. So weit werde ich euch bringen. Aber ich werde nicht hierbleiben und mich zur Zielscheibe machen.«
»Hast du vergessen, was auf dem Spiel steht, Jonmarc, um der Göttin willen?«, appellierte Harrtuck an ihn. »Tris ist die beste Chance Arontala zu stoppen, die sich irgendjemand seit zehn Jahren geboten hat! Gerade dir sollte diese Chance doch etwas wert sein!«
Vahanian wandte den Blick ab. »Zehn Jahre sind eine lange Zeit«, brummte er ärgerlich und widmete sich wieder dem Packen. »Was in Margolan passiert, ist nicht meine Sache.«
»Nein, aber was in Chauvrenne passiert ist, war es«, brauste Harrtuck auf. »Männer sind dort für dich gestorben wegen Arontala. Oder sind zehn Jahre zu lang, um sich daran zu erinnern?«
Vahanian drehte sich so heftig um, dass Tris schon befürchtete, der Söldner wollte Harrtuck einen Faustschlag verpassen. »Nein«, erwiderte er mit leiser, bedrohlicher Stimme. »Vielleicht habe ich damit abgeschlossen.«
»Ach ja? Und gilt das auch für Shanna?«
Dieses Mal schlug Vahanian zu und landete einen soliden Treffer, der Harrtuck zwar den Kopf nach hinten riss, den Kämpfer selbst jedoch keinen Zoll von der Stelle bewegte. Harrtuck erwiderte den Schlag nicht, sondern rieb sich beifällig den Kiefer. »Guter Schwinger«, lobte er ihn. »Verdammt guter
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