Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
murmelte Tris.
»Damit ich das richtig verstehe«, fasste Vahanian zusammen, »unsere einzige Hoffnung, aus diesem Schlamassel rauszukommen, beruht darauf, dass Spuky hier einen Haufen Gespenster beschwört, sie auf die Sklavenjäger hetzt und wir derweil die Daumen drücken, dass sie nicht auf den Geschmack kommen und anschließend uns in die Mangel nehmen?«
»Du hast die wesentlichen Punkte erfasst«, bestätigte Carroway.
Vahanian stöhnte und lehnte sich gegen den Pfahl zurück. »Na großartig!«, brummte er. »Und das Schlimmste daran ist, dass mir nichts Besseres einfällt.«
Tris schloss die Augen. Großmutter! Ich brauche dich! Bitte , flehte er die Geister an. Zeig mir, was ich tun muss.
Vertraue deinen Instinkten , kam die Erinnerung an Bava K’aas Stimme. Wenn die Zeit kommt, wirst du wissen, was zu tun ist. Zweifelst du hingegen, ist alles verloren.
Aber woher werde ich es wissen? , fragte er.
Du wirst es wissen , antwortete die Stimme der alten Zauberin, wenn du zu viel Angst hast, um etwas anderes zu tun.
KAPITEL ZWANZIG
W ie Berry vorhergesagt hatte, brachen die Sklavenjäger und ihre Gefangenen am nächsten Morgen in Richtung Ruune Videya auf. Zwischen der Straße nach Dhasson und der südlicheren, direkteren Straße zurück ins Landesinnere lag Hansons Moor. Sobald sie die Dhasson-Straße verlassen hatten, fingen die Wagen an langsamer zu rollen, und während der nächsten beiden Kerzenabschnitte entluden die Sklavenjäger die Gefährte von sämtlicher Fracht, die laufen konnte.
Bis Mittag war die Straße schon so aufgeweicht, dass die Gefangenen und ihre Wächter sich immer wieder mit den Schultern gegen die Wagen stemmen mussten, um sie durch den Schlamm zu schieben. Tris merkte, wie sich seine Laune verfinsterte. Berry hatte richtig gelegen mit ihrer Vermutung: Es würde tatsächlich des vereinten Einsatzes der Sklavenjäger und all ihrer Gefangenen bedürfen, um die südliche Straße zu erreichen. Doch wenn diese erst einmal erreicht war, konnten die Sklavenjäger sich bequem aller Fracht entledigen, die nicht verkauft werden konnte, um ihre Last für die gefährliche Reise durch den Wald so gering wie möglich zu halten. Die Zeit wurde knapp.
Seit sie sich durch das Moor bewegten, hatte Tris zu erspüren versucht, ob Carroways Geschichten über ruhelose Geister im Wald der Wahrheit entsprachen. Ein verzweifelter Plan die Freiheit wiederzugewinnen hatte in seinem Kopf Gestalt angenommen, doch war sein Gelingen völlig von der Natur der Geister des Waldes abhängig – so es dort denn welche gab – und davon, ob sie seine Macht anerkannten oder nicht. Den größten Teil des Tages bemühte Tris sich vergeblich, irgendwelche Wiedergänger, friedfertig oder nicht, zu erspüren, und begann bereits die Hoffnung zu verlieren, dass die Geschichten mehr als bloße Märchen waren, mit denen die Kinder davon abgehalten werden sollten, sich zu weit in den Wald hineinzuwagen. Doch als die Wagen das untere Ende des Moors erreichten, begannen die Geister ihm zuzurufen.
Der erste Kontakt war so überwältigend, dass Tris um ein Haar hingefallen wäre, wenn Carina ihn nicht im letzten Moment festgehalten hätte. Sie betrachtete ihn besorgt, als ob sie argwöhnte, dass mehr als nur der rutschige Schlamm an seinem Stolpern schuld war. Weshalb bist du gekommen? Eine Kakophonie von Stimmen heulte in seinem Verstand.
Tris verstärkte seine mentalen Schilde und war sich der Tatsache bewusst, dass der Kontakt ihn ohne die Ausbildung durch Alyzza und Carina getötet oder zumindest in den Wahnsinn getrieben hätte. Ich bin ein Gefangener, antwortete er den heulenden Stimmen. Wer seid ihr, und wem dient ihr?
Wir sind die Verlorenen, und wir dienen der Rache! , heulten die Stimmen. Er konnte jetzt ihre Gegenwart spüren, unerreichbar für die Sinne eines Nichtmagiers. Wer bist du?
Blutsverwandter und Erbe Bava K’aas , erwiderte er und stemmte sich gegen den Wagen, um nicht die Aufmerksamkeit der Sklavenjäger auf sich zu ziehen. Es wurde schwieriger, seine Konzentration aufzuteilen, aber die Wildheit der Geister machte es erforderlich, dass er die bewusste Kontrolle über seine Schilde aufrechterhielt.
Bava K’aa … Bava K’aa … Bava K’aa … Der Name hallte unter den Hunderten von Stimmen wider, bis er wie ein Ächzen des Windes klang. Befreie uns, Blutsverwandter Bava K’aas! , klagten die Stimmen. Gib uns unsere Rache!
Tris spürte die Wut der Wiedergänger über den vor Jahrhunderten an
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