Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
wuchs.
Tris ächzte, als er sich mit der Schulter gegen den Wagen stemmte, um ihn durch eine besonders schlammige Stelle zu schieben. Neben ihm erging sich Carroway in kreativen Flüchen in den zahlreichen Dialekten des margolanischen Hofes. An der anderen Ecke kämpften Vahanian und Carina gegen den Morast an. Der Söldner war bleich vor Anstrengung, und Tris bemerkte, dass, ungeachtet ihrer häufigen Streitereien, Carina das kämpferische Beschützerverhalten, welches sie bei ihren Patienten an den Tag zu legen pflegte, auf ihn ausgedehnt hatte. Sie schlüpfte unter Vahanians Schulter und stützte ihn mit ihrer eigenen schmächtigen Gestalt ab.
»Noch eine Minute, und Tarren wird einen seiner Schlägertypen hierher schicken, um festzustellen, warum wir uns nicht von der Stelle bewegen«, zischte Carroway und beobachtete einen Sklavenjäger, der gerade eine andere Gefangenengruppe verfluchte, deren Wagen ebenfalls bis zu den Achsen im Morast feststeckte. Der Sklavenjäger, der zweimal so massig wie jeder der Gefangenen war, peitschte die Gefangenen wahllos mit einer Reitgerte, unternahm jedoch keinen Versuch, ihnen mit seiner eigenen Kraft zu helfen.
»Ich weiß«, murmelte Tris. »Lass es uns mal mit Schaukeln probieren!«
Alyzza, die immer noch von den Sklavenjägern gefürchtet wurde, saß gefesselt und mit über den Kopf gezogener Kapuze auf dem Wagen. Die alte Hexe hatte die ganze Fahrt über reglos dagesessen, aber jetzt rutschte sie langsam näher ans hintere Ende der Ladefläche, wo Tris und die anderen sich mit dem stecken gebliebenen Gefährt abrackerten. Indem sie sich an ihren Stimmen orientierte, blieb sie nur eine Armlänge von Tris und Carroway entfernt sitzen und begann leise zu summen und sich im Takt der Melodie zu wiegen.
»Seht!«, hauchte Carroway. Unter Alyzzas Summen begann der Wagen sich zu heben, gerade genug, dass die Achse frei lag. Carina und Vahanian wechselten Blicke mit Tris und Carroway, dann ergriffen alle vier die Gelegenheit und warfen sich gegen den Wagen. Mit einem Ruck löste sich das Gefährt und wäre ihnen um ein Haar sogar davongerollt. Alyzza hörte auf zu summen.
»Danke!«, flüsterte Tris, während sie den Wagen am wütenden Starren des Sklavenjägers mit der Peitsche vorbeischoben. Nur ein kaum wahrnehmbares Neigen ihres verhüllten Kopfes zeigte, dass Alyzza ihn verstanden hatte.
Noch zweimal vor Einbruch der Dunkelheit waren Tris und seine Freunde gezwungen, auf Alyzzas Hilfe zurückzugreifen, um den störrischen Wagen über die von unter Wasser stehenden Fahrrinnen durchzogene schlammige Straße zu bewegen. Doch bei Sonnenuntergang lag der schlimmste Teil des Moores hinter ihnen, und Tris spürte, wie ihn ein Frösteln überkam, dass nichts mit der Kälte der Abendluft zu tun hatte. Das Ende des Moores war gleichzeitig das Ende der Nützlichkeit der unverkäuflichen Ware, dachte er, als die Sklavenjäger die Essensfeuer entzündeten und am Rand des Lagers Pfähle in den Boden schlugen, an die sie ihre Gefangenen fesselten. Wenn Berry mit ihrer Warnung recht hatte, dann würden einige davon schon sehr bald nicht mehr am Leben sein.
Die Sklavenjäger kampierten am Anfang des Waldes, wo die Bäume auf eine große, lotrechte Felswand trafen, die von zahlreichen Höhleneingängen und Felsvorsprüngen übersät war. Während im Lager geschäftiges Treiben bei den Vorbereitungen fürs Abendessen herrschte, schloss Tris die Augen und versuchte sich zu konzentrieren.
Bei Einbruch der Dunkelheit, Blutsverwandter Bava Kaa’s. Bei Einbruch der Dunkelheit.
Tris beobachtete die Essensvorbereitungen mit einem bleiernen Gefühl im Magen. Das Tuscheln der Sklavenjäger und ihre heimlichtuerischen Blicke verliehen Berrys Warnung nur noch größeres Gewicht. Tris sah zu Vahanian hinüber: Der Schmuggler bemühte sich verstohlen, mit der kleinen Klinge, die das Mädchen ihm zugesteckt hatte, die Seile zu schwächen, mit denen er an den Handgelenken gefesselt war.
Tris wusste, dass der Tag ihnen allen schwer zugesetzt hatte, mit dem erzwungenen Marsch und der ermüdenden körperlichen Arbeit, aber Vahanian schien er am schwersten zugesetzt zu haben. Vor dem Marsch hätte der Söldner sich vielleicht in einem kurzen Kampf behaupten können, doch jetzt hatte Tris seine Zweifel, dass er mehr als ein kleines Gerangel überstehen würde.
Carina wirkte gedankenverloren. So lästig die ständigen Wortgefechte zwischen Vahanian und der Heilerin während der ohnehin strapaziösen
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