Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Kristallkugel, rechts neben sich einen Stuhl für Carina und links einen für Royster. Neben Royster saß Devin und neben diesem Tris und Maire, die den Kreis komplettierten. Kiara schloss die Augen, stand einen Moment lang schweigend da und machte sich bereit. Carina umrundete langsam das Zimmer und brachte die Schutzzauber an den passenden Stellen an. Im Geiste wiederholte Tris das Abwehrritual, um seine Stärke hinzuzufügen.
»O Ihr Mächte, hört mich! Göttin des Lichts, komm zu uns!«, rezitierte Kiara mit nach wie vor geschlossenen Augen. »Ich bin die Auserwählte Isencrofts, die Linie des Blutes. Wir haben uns versammelt, die uralten Mächte anzurufen.
Geister des Landes, hört mich!«, fuhr sie fort und legte eine Hand auf die Bernsteinkugel in ihrem Drachenständer. »Winde des Nordens, gehorcht! Wasser der Südlande, unterwerft euren Lauf dem Willen der Auserwählten! Feuer der Östlichen Sonne, seid meinem Befehl verpflichtet! Land unserer Väter unter der Sonne des Westens, ich zwinge dich mit dem Recht der Erben Isencrofts, zu enthüllen, was verborgen ist, und zu finden, was lieb und teuer ist! So geschehe es!«
Tief in ihrem Inneren begann die Wahrsagekugel zu leuchten: ein wirbelnder Nebel, der ihrem verborgensten Zentrum entstieg. Langsam nahm das Leuchten immer mehr an Intensität zu. Kiara starrte gespannt in das Licht.
»Da! Seht!«, flüsterte Carina und beugte sich so dicht heran, wie sie konnte, ohne den Kreis der Hände zu unterbrechen. Tris schickte seine eigenen Magiersinne aus.
»Vater!«, hauchte Kiara. »Gütige Lady! Er sieht besser aus, Carina, kannst du es sehen?«
Carina nickte freudig lächelnd und mit strahlenden Augen. »Er sieht tatsächlich besser aus, auch wenn er noch nicht wieder völlig bei Kräften zu sein scheint. Oh! Kiara, sieh nur!«, rief sie und drückte Kiaras Hand so fest, dass es schmerzte. »Cam ist bei ihm!«
»Augenblick, es bewegt sich wieder!«
Der Nebel schloss sich über der Kugel wie die Wolkendecke bei einem aufziehenden Sturm. Urplötzlich fiel die Temperatur im Raum ab; aus den Tiefen der Kugel begann ein blutrotes Leuchten den Nebel zu färben, bis unvermittelt ein heller Strahl glutroten Lichts daraus hervorschoss und Kiara mitten in die Brust traf.
Kiara sackte zusammen und ging in die Knie. »Unterbrich den Kreis!«, zischte Carina sie an. »Du musst den Kreis unterbrechen!« Kiara schien sie nicht wahrzunehmen und stierte mit starrem Körper teilnahmslos geradeaus.
»Wind und Feuer, Land und Meer, ich entlasse euch!«, befahl Carina mit einer Stimme kurz vorm Überschnappen.
»Diese Mächte unterstehen nicht deinem Befehl!«, dröhnte eine tiefe Stimme aus Kiaras offenem Mund.
»Kiara!«, rief Vahanian und wollte zu ihr hinstürzen, aber Mikhail zog ihn zurück.
»Ihr könnt es nicht aufhalten«, sagte der Vayash Moru. »Überlasst es Tris.«
Tris ließ die Hände seiner Nachbarn los und ging um den Tisch herum auf Kiara zu. »Lass sie los!«, sagte er ruhig.
Das Licht pulsierte; Kiara erzitterte, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Carina und Berry schrien.
»Lass sie los!«, befahl Tris noch einmal und bündelte seine Macht und seinen Willen. »Was willst du?«
»Ich will Martris Drayke«, krächzte die Stimme aus Kiaras Mund. »Und einen Handel.«
»Was für einen Handel?«
»Liefere dich aus, und ich werde deine Freunde nicht töten.«
»Wir haben selbst noch Rechnungen mit dem da zu begleichen«, knurrte Vahanian. »Kein Handel!«
Tris trat einen Schritt näher. »Wenn du mich willst«, sagte er gelassen, »hier bin ich. Lass sie gehen.«
»Wir haben sie in ganz Margolan wegen ihres Verrats gesucht!«, rasselte die Stimme. »Sie gehört uns!«
»Sie gehört nur sich selbst. Lass sie gehen.«
»Ich werde sie gehen lassen!«, dröhnte die Stimme. »In die Arme der Dunklen Lady!« Ein Lichtstoß brach aus der Kugel; Kiara krümmte sich und schwebte in seinem blutroten Schein.
»Nicht wenn ich es verhindern kann!«, fauchte Tris und stürzte sich auf die Kugel. Er keuchte vor Schmerzen auf, als sein Körper das rote Licht durchschnitt. »Schild!«, schrie er und bot all seine Kraft auf, und ein blauer Schein stieg vom Boden auf und hüllte ihn ein und versperrte dem roten Licht den Zugang zu seinem Ziel.
Hinter ihm plumpste Kiara auf den Boden, und Carina stellte sich hastig zwischen sie und die Kugel.
»Du bist stärker geworden«, dröhnte die Stimme. »Ich hätte dich töten sollen, als ich die Gelegenheit
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