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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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füllte. »Dieser ganze Ort fühlt sich falsch an«, meinte er. »Für mich kann der Morgen nicht schnell genug kommen.«
    »Ich habe auch genug Abenteuer für eine Nacht«, entgegnete Carroway und stürzte einen Krug Bier hinunter. »Aber Soterius hat recht: Nach der heutigen Nacht werde ich Balladen haben, für die man Gold zahlen wird, damit man sie hören darf!«
    Tris ließ sie reden. Er konnte die beruhigende Gegenwart der Geister an diesem Ort spüren, die ihre Wachsamkeit und ihren Schutz versprachen. Und noch etwas anderes: eine überall vorhandene Magie, die ihn wie eine Abwehr zu umgeben schien. Er setzte an, um etwas zu seinen Gefährten zu sagen, um ihnen die geisterhafte Natur ihres Gastgebers klarzumachen, und überlegte es sich dann anders. Zu deutlich hatte er noch das Unbehagen in Soterius’ Gesicht und die Angst in Carroways Miene vor Augen, als sie ihn im Schloss mit Kaits Geist hatten sprechen sehen und sie eine schwache Ahnung davon bekommen hatten, was seine Macht wirklich bedeuten mochte. Sie werden nicht bleiben, wenn ich es ihnen sage , wusste er. Hier sind wir sicherer als auf der Straße, darauf wette ich meine Seele, aber ich würde sie nie davon überzeugen können. Zu erschöpft, um zu diskutieren, und unwillig, das Gewicht ungläubiger Blicke auf sich lasten zu fühlen, fand Tris sich damit ab zu schweigen.
    Er war durchgefroren von ihrem nächtlichen Ritt und todmüde, zu überwältigt von den Geschehnissen der Nacht, um sie noch zu überschauen. Der König – tot. Seine Familie – niedergemetzelt. Jared – ein Hochverräter. Und er selbst und seine Freunde waren jetzt gesuchte Männer und mussten um ihr Leben laufen. Er kämpfte gegen die Bilder von Saraes und Kaits Leichen an, und die von Bricens Ermordung. Zu der kalten Taubheit in seinen Fingern, die ihn frösteln ließ, trug der Schmerz in seiner Seele ebenso bei wie die kühle Nacht draußen. Sie waren tot. Alle tot.
    »Lass mich einen Blick auf deine Wunde werfen«, sagte Soterius. In einem Kessel auf dem Feuer kochte bereits Wasser.
    »Seht euch das an!«, forderte Harrtuck sie mit argwöhnischer Stimme auf. Auf dem zerkratzten Kaminsims lag ein Päckchen mit Heilkräutern, daneben zwei Fläschchen mit Öl und ein Haufen zerrissener Tuchbinden. »Das gefällt mir ganz und gar nicht, wenn ihr mich fragt«, brummte er. »Das ist mir doch verdammt noch mal zu merkwürdig.«
    Soterius kniete neben Tris nieder und hob behutsam dessen zerrissenes, blutgetränktes Hemd hoch. »Bei der Hure!«, stammelte er und sah verständnislos zu Tris auf. »Was ist mit deiner Verletzung passiert?«
    Tris schaute an sich hinunter. Wo eigentlich eine klaffende Wunde hätte sein müssen, war unversehrtes Fleisch.
    Carroway wechselte verwunderte Blicke mit Soterius und Harrtuck. »Bevor ich noch zu dem Schluss komme, dass ich den Verstand verloren habe«, sagte der Barde ungläubig: »Würde mir bitte jemand sagen, dass er dort einen Messerstich gesehen hat? Ban? Tov?« Soterius und Harrtuck nickten stumm.
    »Aye, und eine üble Wunde obendrein«, murmelte Soterius.
    Carroway und Harrtuck drängten sich näher heran, und Tris spürte Soterius’ unnachgiebigen Blick. »Lady und Kind!«, rief Harrtuck aus. »Etwas Derartiges habe ich noch nie gesehen!« Carroway sah Tris fest an und wartete wortlos auf eine Erklärung.
    Tris war sich wohl bewusst, wie verrückt sich die Geschichte anhören musste, doch erzählte er ihnen, was sich während der Prozession zugetragen hatte. Soterius wandte sein Auge nicht von der Stelle ab, wo die Wunde hätte sein müssen, und Tris war sich darüber im Klaren, dass seine Erklärung das Vertrauen seines praktisch veranlagten Freundes auf eine harte Probe stellte. Harrtuck runzelte die Stirn, aber da er den Beweis für Tris’ Geschichte mit eigenen Augen vor sich sah, konnte er nur verwundert den Kopf schütteln. Carroways Augen hingegen strahlten bei der Vorstellung, dass die Göttin in Person wahrhaftig eingegriffen hatte, und Tris vermutete, dass es nur der Respekt vor den Ereignissen der Nacht war, die den Barden davon abhielt, ihn bezüglich dieser Erfahrung unbarmherzig auszuquetschen.
    Sie verzehrten ihr kaltes Abendessen schweigend. Draußen auf der Straße spielte jemand Laute, und betrunkene Stimmen erhoben sich im Chor, während Stiefel den Takt dazu schlugen. In der Schenke selbst war alles still, und Tris zog seinen Umhang fester um sich.
    »Das ist das verdammt noch mal kälteste Wirtshaus, das mir je

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