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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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heulender Gespenster sauste an Tris und den anderen vorbei, die klauenbewehrten ätherischen Hände ausgestreckt und die Klagen der Verdammten stöhnend. Die Luft war nasskalt, als sie vorbeizogen, und Tris erschauderte und musste sich bis aufs Äußerste anstrengen, um die Kontrolle über sein von panischem Schrecken erfasstes Ross zu behalten.
    »Seht!«, rief Soterius, ohne seinen ungestümen Galopp zu verlangsamen. Tris riskierte einen raschen Blick über die Schulter: Die Gespenster massierten sich um die Wachen, und die Nebelstrudel wurden immer dichter. Das heulende Wehklagen der Wiedergänger überlagerte die Schreie der Gardisten.
    »Sehen wir zu, dass wir hier rauskommen!«, schrie Harrtuck gegen den infernalischen Lärm an und jagte sein Pferd die Straße hinunter. Die anderen folgten dicht hinter ihm, aber erst nach mindestens einer Meile konnten sie die Schreie der Wachen und das Klagen der Toten nicht mehr hören.
    »Was zum Teufel war das?«, fragte Soterius erschüttert, als sie schließlich ihre keuchenden Pferde an einer Kreuzung zum Stehen brachten.
    »Wir haben endlich die Schlossgeister gefunden«, antwortete ihm Tris mit einem unsicheren Blick zurück. Die Nacht um sie herum war kalt und ruhig.
    »Was hatten die Schlossgeister außerhalb der Stadt zu suchen?«, wunderte sich Carroway. Sein Atem dampfte in der Kälte.
    »Ich weiß es nicht, aber ich danke dem Kinde dafür«, krächzte Harrtuck.
    »Den größten Teil der Nacht haben wir die Geister nicht gesehen, wisst ihr noch?«, sagte Tris und starrte hinter sich in die Dunkelheit.
    »Ja, Tris hat recht«, pflichtete Soterius, der ebenfalls versuchte, mit seinen Blicken die Nacht zu durchdringen, ihm bei. »Nach der Wahrsagerin war kein einziger Geist mehr zu sehen, und das ist ausgesprochen ungewöhnlich in der Umgebung des Schlosses – erst recht für Spuken.«
    »Was, wenn Arontala sie vertrieben hätte?«, mutmaßte Tris, der der Gruppe nicht ausgerechnet jetzt von seiner Begegnung mit dem Geist seiner Großmutter erzählen wollte. »Die Geister sind durch einen Schwur verpflichtet, den König zu beschützen, richtig?«, spann Tris den Faden weiter. »Erinnert ihr euch noch an Carroways Erzählung? Wenn Arontala die Geister vertreiben konnte, dann hatte Vater eine Stufe an Schutz weniger«, folgerte er mit stockender Stimme.
    »Ihr habt recht, Prinz Drayke«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen. Die vier Männer fuhren erschrocken zusammen; Tris’ Pferd scheute, und er hatte einen Moment lang alle Hände voll zu tun, das verängstigte Tier unter Kontrolle zu bringen. Sie drehten sich um und sahen, fast verborgen von der Dunkelheit, einen Mann auf einem Grauschimmel, ein paar Schritt von ihnen entfernt, auf der Straße, die durch den Wald führte. Obwohl sein Gesicht teilweise im Schatten lag, erkannte Tris in ihm Comar Hassad, einen der vertauenswürdigsten Soldaten seines Vaters. Tris’ Sinne kribbelten, als sie ihre Reittiere langsam auf ihn zulenkten, und wenngleich seinen Gefährten nichts Ungewöhnliches aufzufallen schien, wurde Tris klar, dass der Reiter, den sie vor sich hatten, ein Geist war.
    »Comar, was ist geschehen?«, fragte Tris und versuchte immer noch, sein übernervöses Pferd zu beruhigen.
    »Die Zeit ist knapp, mein Prinz. Folgt mir, und ich werde Euch in Sicherheit bringen«, sagte Hassad, wendete lautlos sein Ross und lenkte es in gestrecktem Galopp auf den Wald zu.
    Tris musste seinem Tier die Fersen geben, um wieder auf Sichtweite an Hassad heranzukommen. Sie ritten hintereinander, Hassad an der Spitze, dann Tris, dahinter Carroway; Harrtuck und Soterius bildeten die Nachhut. Nur unter äußerster Anstrengung seiner Augen gelang es Tris, ihrem Führer in die nahezu völlige Finsternis des Waldes zu folgen. In der Stille der Nacht tönten die Hufschläge wie dumpfe Trommeln; vom Mond war über den dicht stehenden Bäumen nichts zu sehen, und die Pferde suchten sich ihren Weg mit Vorsicht. Ungeachtet der Dunkelheit behielt Hassad ein gleichmäßiges, schnelles Tempo bei.
    Plötzlich brach das Mondlicht durch eine der seltenen Lücken im Blätterdach. Hassad war bereits auf der anderen Seite der Lichtung und wartete im Schatten auf Tris, der spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Als sie wieder in den dunklen Wald eintauchten, achtete er genauer auf die Hufschläge um sich herum. Deutlich war das Geräusch von vier Pferden in der Stille der Nacht zu unterscheiden, und als Tris auf ihren Führer schaute,

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