Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
Reiter ab und blieb wild um sich tretend liegen. Mit einem Schwertstreich tötete Tris das unglückliche Ross und ging dann auf seinen Reiter zu, der sich gerade mit wutsprühenden Augen wieder aufrappelte. Mit einem Schrei und erhobener Klinge rannte er auf Tris zu. Tris machte einen Satz nach vorn, unterlief die Deckung des Mannes und versenkte seine Waffe tief in der Brust seines Gegners. Der Bandit ging in die Knie und presste keuchend die Hände auf die Wunde; seine Augen weiteten sich, und dann, während das Blut zwischen seinen Fingern hervorströmte, kippte er mit einem überraschten Fluch auf den Lippen tot um.
Tris verspürte einen jähen, verwirrenden Ruck, als ob man ihn heftig von hinten geschlagen hätte. Er schüttelte den Kopf, um wieder klar denken zu können, und sah auf den am Boden liegenden Toten. Unter seinen Blicken begann die Gestalt des Mannes sich zu bewegen, bis zwei identische Körper übereinanderlagen. Die zweite Gestalt wurde immer durchsichtiger, dann erhob sie sich, kaum noch zu sehen, und starrte ihn mit einem traurigen und wissenden Blick an, ehe sie sich ganz in der Luft auflöste. Bevor Tris dieses Bild aus seinem Verstand abschütteln konnte, hörte er das Heranstürmen von Hufschlägen hinter sich, und ein plötzlicher harter Schlag gegen die Seite seines Kopfes ließ ihn taumeln, und dann wurde die Welt schwarz.
Als er wieder zu sich kam, sah es nicht gut aus. Die Räuber kämpften wie Besessene. Vahanian schritt grimmig in den Kampf und schwang fluchend sein Schwert. Zu Pferde zu sein verschaffte den Banditen einen Vorteil, den sie nicht verdient hatten, und machte den Überfall doppelt so kostspielig für die Karawanenleute. Als Tris Vahanian und Harrtuck beobachtete, wurde ihm klar, dass es ihr vordringlichstes Anliegen war, so viele Banditenpferde wie möglich zu Fall zu bringen. Während er sich schwankend und mit hämmerndem Schädel hochmühte, wurden Äxte geschwungen, krachte Stahl auf Stahl, denn die Karawanenleute standen ihren Mann. Das Lärmen der Geister um ihn herum drohte jegliche Verstand in seinem Kopf zu ersticken; er murmelte einen Abwehrzauber, den Bava K’aa ihn gelehrt hatte. Der Spruch brachte die Geister zwar nicht zum Schweigen, aber er drängte sie gerade so weit aus seinen Gedanken, dass er wieder handeln konnte.
Tris sah, dass Vahanians Gegner vorhatte, das Herz der Karawane zu erreichen, und schlimmer noch, der Bandit war verdammungswürdig geschickt mit seiner Waffe. Flammen stiegen vom Zentrum der Karawane auf und lenkten mindestens die Hälfte der Angegriffenen von der Verteidigung ab, weil sie rennen mussten, um Zelte und Wagen zu retten. Ein flüchtiger Blick sagte Tris, dass die Räuber ihre Ziele gut wählten: Sie steckten gezielt diejenigen Zelte und Wagen in Brand, die wahrscheinlich am wenigsten Beute enthielten. Er hob das Schwert auf, das er fallen gelassen hatte, und lief aufs Kampfgeschehen zu.
Zu seiner Rechten konnte Tris eine alte Großmütterchenhexe ihre Axt mit beidhändiger Entschlossenheit schwingen sehen. Der Blick irr, die knorrigen Hände den Stiel der Waffe so fest umkrampfend, dass die Knöchel weiß hervortraten, bewegten sich ihre Lippen und murmelten uralte, magische Verse, während sie ihren Gegner in Schach hielt. Plötzlich ließ der Bandit wie von der Tarantel gestochen sein Schwert fallen: Der Knauf der Waffe hatte sich so stark erhitzt, dass er rot glühte. Die gebeugte alte Vettel nutzte die Lücke in der Deckung, die ihr Spruch ihr verschafft hatte, um unbarmherzig das Blatt der Axt ins Ziel zu bringen.
Tris fing an zu rennen und ignorierte entschlossen seinen hämmernden Schädel und die Seelen der Toten, die von den frisch Gefallenen auf dem Schlachtfeld aufstiegen. Auf halber Strecke über die freie Fläche tauchte Carroway aus dem Rauch auf, der das brennende Lager einhüllte, und schloss sich ihm an. »Schau, da!«, rief Tris. Das alte Gebäude, das von Carina in ein Behelfshospital verwandelt worden war, hatte die Aufmerksamkeit eines der Briganten auf sich gezogen, der jetzt unbeirrbar einzudringen versuchte. Carina, die nur mit einem langen Knüttel bewaffnet war, versperrte ihm den Weg. Aus dem Augenwinkel heraus sah Tris, wie Vahanian seinen Gegner ins Jenseits schickte und mit Höchstgeschwindigkeit auf die Unterkunft der Heilerin zurannte.
»Vielleicht kann ich helfen«, murmelte Carroway und kramte in einer seiner Gürteltaschen nach einem der Kügelchen, die er beim Geschichtenerzählen im
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